Riskante F-16-Kampfjet-Manöver: Piloten sind gegen Russland tückischer Gefahr ausgesetzt

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Die Ukraine bekommt von Nato-Staaten Dutzende F-16-Kampfjets. Gegen die russische Armee Wladimir Putins müssen sich die Piloten gegen eine List wappnen.

Kiew - Es sind trotz immenser blutiger Verluste nach wie vor große Töne, die im Ukraine-Krieg aus Moskau zu vernehmen sind. So ließ etwa Wiktor Medwedtschuk, ein enger Vertrauter von Wladimir Putin, verlauten, was Russland in der Ukraine gerne noch alles erobern will.

Waffen-Lieferungen an die Ukraine: Kiew bekommt bald mehrere F-16-Kampfjets

Dass die ukrainischen Luftstreitkräfte das Militär-Flugfeld Dolgintsevo nahe der Großstadt Kryvyi Rih nur schwer gegen die heimtückischen Lancet-Kamikaze-Drohnen verteidigen können, dient Putins Zirkel zum Beispiel als Argument für angebliche militärische Fortschritte. Während die russischen Truppen Putins auf der besetzten Krim jedoch zeitgleich schon seit Wochen schwer unter Druck stehen - zum Beispiel durch ATACMS-Attacken.

Und: Kiew bekommt in den kommenden Wochen wohl mehrere F-16-Kampfflugzeuge ausgehändigt. Moskau soll sich deshalb Sorgen machen und verstärkt offenbar die Luftabwehr auf der im Frühjahr 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel nochmal. Wohl, um jüngste Verluste dort zu kompensieren. Doch: Auch die ukrainischen F-16-Piloten müssen sich bei ihren Missionen ebenfalls auf eine tückische Gefahr einstellen.

Bald im Bestand der ukrainischen Streitkräfte: F-16-Kampfjets. (Symbolfoto)
Bald im Bestand der ukrainischen Streitkräfte: F-16-Kampfjets. (Symbolfoto) © IMAGO / Eibner

Gegen Wladimir Putins Angriffe: Ukraine erhält laut Bericht 85 F-16-Kampfjets

Wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Forbes schreibt, werden die angehenden ukrainischen F-16-Kampfpiloten besonders im Tiefflug geschult, eine bekannte Taktik aus dem Ukraine-Krieg, um dem großflächigen russischen Radar-Netzwerk zu entgehen. Sowohl für Kampfeinsätze über dem Schwarzen Meer als auch im östlichen Donbass.

In dem Bericht ist von 85 Lockheed Martin F-16 die Rede, die in den kommenden Wochen in der Ukraine eintreffen werden. Geliefert durch europäische Nato-Staaten. Aber: Es dürfte verschiedensten Berichten zufolge noch deutlich länger dauern, bis alle Kampfflugzeuge aus einstmals amerikanischer Produktion ausgeliefert sind. Und: Die Ukraine hatte mitgeteilt, einen Teil ihrer neuen F-16-Flotte im Ausland stationieren zu wollen - wo die Flugzeuge sicher vor Putins Raketen sind.

F-16-Kampfjets für Ukraine: Norwegen, Dänemark, Belgien und Niederlande liefern

Zur Einordnung: Die Ukrainer sollen in den nächsten Monaten und Jahren aus Dänemark (19 Flugzeuge), aus den Niederlanden (bis zu 42 Flugzeuge), Norwegen (fünf bis zehn Stück) und Belgien (30 Flugzeuge) rund 100 Kampfjets der älteren Version F-16A/B erhalten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte dagegen zuletzt erklärt, sein Land brauche zwischen 120 und 130 F-16-Kampfjets, um den russischen Luftangriffen dauerhaft wirkungsvoll begegnen zu können. Von welcher Quelle Forbes die Anzahl 85 bezieht, geht aus dem US-Medienbericht nicht hervor.

Wie Forbes indes schreibt, würden es die russischen S-400-Flugabwehrsysteme den ukrainischen Piloten so gut wie unmöglich machen, in großen Höhen zu agieren. Zur Erklärung: Das S-400 Triumf des russischen Rüstungsherstellers Almas-Antei aus Moskau hat für seine Langstrecken-Boden-Luft-Lenkwaffen eine geschätzte Reichweite von bis zu 380 Kilometern sowie eine Dienstgipfelhöhe von bis zu 30 Kilometern. Damit reichen Putins Raketen mit der aktiven Radarzielsuche mutmaßlich klar an die F-16A/B heran, die amerikanischen Angaben zufolge 15 Kilometer hoch fliegen können.

Ein F-16-Kampfjet der polnischen Luftwaffe. Die Ukraine bekommt Dutzende der Flugzeuge zur Verteidigung gegen Russlands Angriff. (Symbolfoto)
Ein F-16-Kampfjet der polnischen Luftwaffe. Die Ukraine bekommt Dutzende der Flugzeuge zur Verteidigung gegen Russlands Angriff. (Symbolfoto) © IMAGO / Björn Trotzki

Mögliche Verluste der Ukraine: Russisches Radar wird zur großen Gefahr für F-16-Kampfjets

Das Problem: Die F-16-Kampfjets sollen die deutlich moderneren russischen Jagdbomber Suchoi Su-34 abschrecken, die ab Sommer 2007 in Dienst gestellt wurden. Und mit denen Putins Streitkräfte brutal und rücksichtslos ukrainische Städte bombardieren - zum Beispiel mit den lasergelenkten Gleitbomben KAB-500. Die Luft-Luft-Raketen AIM-120 AMRAAM, die die F-16 gegen feindliche Kampfflugzeuge abfeuern kann, haben eine maximale Reichweite von 180 Kilometern. Die Kampfjets laufen also Gefahr, mit hoher Wahrscheinlichkeit von den russischen Radars erfasst zu werden.

Deswegen das Tiefflug-Training. Denn: Radar detektiert - vereinfacht erklärt - über elektromagnetische Wellen Flugobjekte. Die Radarantenne sendet hierfür kurze Wellenimpulse, die als Echo zurückkommen, wenn sie auf große Gegenstände treffen. Bei einem Tiefflug wird die Identifizierung als Flugzeug oder Helikopter umso schwieriger, weil der Kampfjet ganz nah über dem Boden mit den Silhouetten der Landschaft, von Städten oder des Meeres verschmilzt. Wie gut die ukrainischen Piloten letztlich vorbereitet sind, wird sich schon bald zeigen. (pm)

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