Putins Armee identifiziert Ukraine-Flugplatz als Schwachstelle

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Die russischen Streitkräfte erhöhen mit ihren Lancet-Kamikaze-Drohnen den Druck auf einen Militär-Flugplatz. Die Ukraine kann diesen nur schwer verteidigen.

Krywyj Rih – Dass die Ukraine militärisch gegen Russland vielerorts schwer unter Druck steht, dokumentiert ein Flugplatz der ukrainischen Luftstreitkräfte unweit der Front. Die Rede ist vom Militär-Flugfeld Dolgintsevo nahe der Großstadt Kryvyi Rih.

Verluste für die Ukraine: Russen treffen mit Lancet-Drohnen Kampfflugzeuge

Von dort sind es an die südliche Front in der Region Saporischschja im Ukraine-Krieg nur rund 70 Kilometer. Wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Forbes berichtet, haben die russischen Invasionstruppen von Kreml-Autokrat Wladimir Putin den Flugplatz bereits viermal mit den gefürchteten Lancet-Kamikaze-Drohnen angegriffen und dabei erheblichen Schaden angerichtet.

Dem Bericht zufolge trafen die Russen innerhalb der vergangenen neun Monate mit den Lancet-Drohnen zwei Kampfjets MiG-29, mit denen die ukrainischen Piloten etwa auch die berüchtigten Marschflugkörper Storm Shadow und Scalp-EG abschießen, sowie zwei Erdkampfflugzeuge Su-25. Wie Forbes schreibt, wurden bei den Attacken die zwei erwähnten Kampfflugzeuge MiG-29 angeblich irreparabel zerstört.

Verluste gegen Russland: Wladimir Putins Kamikaze-Drohne macht Ukraine Sorgen

Auf einem Video, das russische Militär-Blogger bei X (vormals Twitter) teilen, ist nun zu sehen, wie ein Su-25-Kampfjet Anfang Juni mit einer Lancet-Drohne angegriffen wird, die zu den sogenannten „lauernden Waffen“ zählt und nur sehr schwer zu verteidigen ist. Zu erkennen ist auch, dass das Flugzeug wohl zwischen zwei Zäunen steht, die es aber offenbar nur gegen drohende Gefahren von den Seiten schützen.

Dass die Ukrainer den wichtigen Flugplatz nicht besser abschirmen können, zeigt das nach wie vor „große Defizit“, wie es Präsident Wolodymyr Selenskyj beschrieb, bei den Luftabwehrsystemen. Seit Monaten bitten Selenskyj und insbesondere sein Außenminister Dmytro Kuleba die Unterstützer des völkerrechtswidrig angegriffenen Landes aus den Reihen der Verteidigungsallianz Nato um mehr Flugabwehrsysteme wie die amerikanischen Patriots.

Krywyj Rih
Einwohner: 604.000
Region: Oblast Dnipropetrowsk
Rajon: Rajon Krywyj Rih
Garnisonsstadt: 17. Panzerbrigade der ukrainischen Streitkräfte
geographische Lage: Eisenerzregion Krywbass, am Zusammenfluss der Flüsse Saksahan und Inhulez

Luftverteidigung der Ukraine: Kiew bräuchte gegen Russland mehr Flugabwehr

Deutschland hatte den Ukrainern drei Patriot-Luftabwehrsysteme geliefert, die USA eines. Hinzu kamen Raketen-Startvorrichtungen aus den Niederlanden. Und wie aus der Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Ampel-Koalition hervorgeht, hat die Bundesrepublik den ukrainischen Streitkräften mittlerweile vier Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM und zwei Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLS geschickt. Ein IRIS-T SLM und ein IRIS-T SLS des Rüstungsherstellers Diehl vom Bodensee gingen erst kürzlich, Mitte Juni, an die Ukrainer.

Andere Nato-Mitglieder haben dagegen keine Flugabwehrsysteme bereitgestellt. Mehr noch: Wie das „heute journal“ des ZDF kürzlich berichtete, wären die Nato-Staaten in Europa teilweise nur in der Lage, einen einstelligen Prozentteil ihres Territoriums selbst gegen mögliche Luftangriffe zu schützen. Auch damit argumentieren die Diplomaten, wenn sie ein weiteres Nein an Kiew bei der Verteidigung gegen die Aggression aus Moskau begründen müssen.

Eine russische Kamikaze-Drohne „Lancet“.
Eine russische Kamikaze-Drohne „Lancet“. © IMAGO / ITAR-TASS

Tückische Waffe Wladimir Putins: Lancet-Drohne fügt Ukraine Verluste zu

Die Lancet ist so tückisch, weil sie mit ihrem E-Motor und ihrem kleinen Propeller am Heck sowie mit ihren vier Flügeln, die an zwei Andreaskreuze erinnern, lange über einem Ziel kreisen kann. Der Drohnenpilot kann die Lancet dann über die Wärmebildkamera im Sturzflug mit einer extrem rasanten Geschwindigkeit von bis zu 300 km/h ins Ziel steuern. Auch das macht die Verteidigung gegen die heimtückische Waffe Putins so schwierig.

1964 hatten die damals sowjetischen Luftstreitkräfte den Flugplatz Dolgintsevo in Betrieb genommen. Bis zum Ende der Sowjetunion 1991 nutzten die Truppen Moskaus das Flugfeld mit großen Transport-Maschinen der Typen Antonov An-12 und Ilyushin Il-76. Erst 2018 nahmen die Ukrainer den Militär-Flugplatz vor dem Hintergrund der Kämpfe im Donbass wieder in Betrieb. Sämtliche Kampfflugzeug-Typen der ukrainischen Luftstreitkräfte (MiG-29, Frontbomber Su-24, Erdkampfflugzeug Su-25, Kampfjet Su-27) können in Dolgintsevo landen und von dort aus starten. Laut des Global Firepower Index (GFP) hatten die Ukrainer, Stand 17. Juni, 40 einsatzfähige Kampfjets. (pm)

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