„Arbeitsurlaub“ an Ukraine-Front: Russland wirbt mit Propaganda-Videos um China-Söldner

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Kiew wirft Russland vor, China in den Ukraine-Krieg hineinzuziehen – auch durch Versuche, chinesische Soldaten über soziale Medien zu rekrutieren.

Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland vorgeworfen, gezielt chinesische Staatsangehörige für den Einsatz in der Ukraine zu rekrutieren. Nach Angaben Selenskyjs kämpfen derzeit mehr als 150 Chinesen in russischen Einheiten. Die Anwerbung erfolge demnach über Inhalte in chinesischen sozialen Medien, in denen finanzielle Anreize und weitere Vorteile beworben werden.

Auf Plattformen wie Douyin – der chinesischen Version von TikTok – sollen derzeit zahlreiche Videos mit entsprechenden Inhalten kursieren. Diese reichen von aufwendig produzierter Militärpropaganda bis hin zu einfach gestalteten Clips, die eher an Influencer-Inhalte, die einen militärischen Einsatz als eine Art Arbeitsurlaub vermarkten, erinnern, berichtete The Guardian. In den Beiträgen soll unter anderem mit Willkommensprämien zwischen 60.000 Renminbi (etwa 7.217 Euro) und 200.000 Renminbi (etwa 24.057 Euro) sowie einem monatlichen Gehalt von rund 18.000 Renminbi (etwa 2.165 Euro) geworben werden.

Russland wirbt mit Social-Media-Videos um internationale Freiwillige für den Ukraine-Krieg

Selenskyj wirft Russland vor, chinesische Staatsbürger über soziale Netzwerke wie TikTok und andere chinesische Plattformen für den Ukraine-Krieg zu rekrutieren. Die Ukraine verfüge über entsprechende Erkenntnisse, sagte Selenskyj. Laut ihm reisen die angeworbenen chinesischen Staatsbürger zunächst nach Moskau, wo sie mehrere Tage lang medizinisch untersucht werden. Anschließend würden sie in ein bis zwei Monate dauernde Ausbildungsprogramme geschickt.

Laut Medienberichten zeigen einige Videos russische Männer, die angeblich ihre bisherigen Berufe aufgeben, um in den Krieg zu ziehen. In anderen spricht nach Angaben eine russische Influencerin auf Mandarin über finanzielle Leistungen der russischen Armee, darunter Wohnzuschüsse, medizinische Versorgung und Kinderbetreuung. Die Clips sollen sich ausdrücklich auch an ausländische Freiwillige richten. „In Moskau kann sich jeder unter 60 Jahren anmelden, unabhängig davon, ob er zuvor Militärdienst geleistet hat“, heißt es in einem verbreiteten Video.

Über 150 chinesische Kämpfer sollen in der Ukraine kämpfen – Moskau und Peking weisen Vorwürfe zurück

Einer von zwei festgenommenen angeblich chinesischen Soldaten, die in einem vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geteilten Video auftauchen.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teilte Bildmaterial der zwei angeblich chinesichen Soldaten. © AFP PHOTO / Official Telegram channel of Ukrainian President Volodymyr Zelensky

Am Dienstag hatte Selenskyj die Festnahme zweier chinesischer Staatsbürger in der ostukrainischen Region Donezk gemeldet. Einen Tag später sprach er von insgesamt mindestens 155 chinesischen Angehörigen russischer Streitkräfte. Am Donnerstag warf er Russland erneut vor, in China systematisch um Freiwillige zu werben. Zugleich forderte er eine Reaktion von Peking.

Russland wies die Vorwürfe zurück. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte laut russischen Nachrichtenagenturen, China nehme eine „ausgewogene Position“ in dem Konflikt ein. „Das ist nicht so. China nimmt eine ausgewogene Position ein, China ist unser strategischer Partner, Freund, Genosse, und China hat immer eine sehr, sehr ausgewogene Position eingenommen“, sagte Peskow. Auch China selbst verweist regelmäßig auf seine neutrale Haltung. Russland hat in der Vergangenheit bereits versucht, Söldner aus verschiedenen Ländern für den Krieg in der Ukraine zu gewinnen, darunter laut Berichten auch aus Nordkorea, Syrien und Libyen. (jal/dpa)

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