Ziele bei E-Autos verfehlt: Laut Auto-Experte Dudenhöffer sind Verbrenner die Zukunft

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Elektroautos verkauften sich 2023 deutlich weniger als im Vorjahr. Von der Krise der Branche könnten vor allem Verbrenner profitieren.

München – Im Rahmen der Klimaziele der Ampel-Koalition sollen bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Dies zu erreichen, halten jedoch einige Experten angesichts der aktuellen Situation der Elektroauto-Branche für nur wenig realistisch. 

Zwar wurden dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zufolge im vergangenen Jahr 524.219 Elektroautos (BEV) in Deutschland neu zugelassen. Mit einem Anteil von 18 Prozent aller Neuzulassungen sind das so viele wie in keinem Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2022 hat sich die steile Dynamik von Elektroauto-Neuzulassungen aber dennoch abgeschwächt. Hinzu kommt, dass mit nur 1,5 Millionen von insgesamt 48,7 Millionen Fahrzeugen bundesweit immer noch vergleichsweise wenig E-Autos unterwegs sind.

Elektroauto-Branche in der Krise – gestrichener Umweltbonus „lässt keine günstige Entwicklung erwarten“

Was aus dem Rekordwert neu zugelassener E-Autos auf den ersten Blick nicht hervorgehen mag: Die Branche befindet sich seit einigen Monaten in einer Krise. Im Zuge der gestrichenen Förderung für gewerbliche E-Autos, brachen die Verkaufszahlen bereits im September vergangenen Jahres ein und erholen sich seitdem nur langsam.

Auch die im Dezember 2023 von der Bundesregierung vorgenommene Streichung des Umweltbonus zur Förderung von Elektroautos dürfte in diese Kerbe schlagen. Auf die Verkaufszahlen für den Dezember wirkte sich dies zwar noch nicht aus, da vor dem 17. Dezember gestellte Umweltbonus-Anträge noch gültig blieben. Für das neue Jahr lässt es allerdings „keine günstige Entwicklung erwarten“, prognostiziert der ADAC

Autohersteller bekommen die Folgen dessen bereits zu spüren. So gab etwa der E-Auto-Konzern Lucid Group im Januar bekannt, dass die Zahl der Auslieferungen und die Produktion im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind. Daraufhin sackten die Aktien des Unternehmens auf ein Rekordtief ab, wie Wall Street Online berichtete

Autovermietung verkauft ein Drittel seiner Elektroautos – und will stärker in Verbrenner investieren

Aber auch Autovermietungen bekommen die Krise der Elektroauto-Branche aktuell zu spüren. So will etwa der Autovermieter Hertz bezüglich seines E-Auto-Angebots künftig auf die Bremse treten. Hertz wird insgesamt 20.000 Elektroautos verkaufen – etwa ein Drittel der unternehmenseigenen Exemplare. 

Mit den Verkaufserlösen will der nach Absätzen weltweit drittgrößte Autovermieter neue Verbrenner-Modelle kaufen. Damit passe man sich einer veränderten Nachfrage an, erklärte Hertz der Tagesschau zufolge. Ein weiterer Grund seien die hohen Kosten für Schadensreparaturen bei Elektroautos – Hertz zufolge sind diese in etwa doppelt so teuer wie bei Verbrennern.

Der teilweise Rückzug von Hertz aus dem E-Auto-Geschäft könnte auf einen größeren Rückgang des Interesses an Elektro-Auto-Mobilität hindeuten, findet Ferdinand Dudenhöffer vom Bochumer Center Automotive Research (CAR). „Es baut sich eine Welle gegen das Elektroauto auf, wenn Vermieter, Leasing-Gesellschaften, Händler und schließlich auch die Gebrauchtwagenkäufer verunsichert werden“, teilte er der Fachzeitschrift Automobilwoche mit

Absatzzahlen von Verbrennern könnten von der Elektroauto-Krise profitieren

Die Autoindustrie versucht derweil, der Krise der Elektroauto-Branche entgegenzuwirken – das tut sie aktuell vor allem in Form von Preisnachlässen. Diese sind für Hersteller aber weder für einen längeren Zeitraum haltbar, noch rentieren sie sich. „E-Autos zu diesen Preisen zu verkaufen, bringt für Massenhersteller wie VW, Opel, Peugeot, Fiat oder Ford erhebliche Verluste“, erklärte Dudenhöffer in einem Interview mit der Bild-Zeitung.

Hinzu kommt, dass gebrauchte Elektroautos in der Verwertungskette aktuell gnadenlos weitergereicht würden. Aus Sicht des Experten kann das zwangsläufig zu nichts anderem als zu Verlusten führen. Außerdem könnten Privatpersonen, die den Kauf eines Elektroautos erwägen, angesichts ihrer extrem unsicheren Wertentwicklung ins Zögern geraten.

Ladestation für Elektroautos in Düsseldorf
Elektroauto an einer Aufladestation © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Die kriselnde Elektroauto-Branche und der Rückgang des Kaufinteresses im Zuge des gestrichenen Umweltbonus lassen den Experten an der Zukunft der Branche zweifeln. Mit Blick auf die Marktmechanismen befürchtet er, dass die Absatzzahlen von Verbrennern auch in der nächsten Zeit weiter vom geschwundenen Interesse an Elektroautos profitieren könnten. „Sobald einer wieder Autos mit Verbrenner bewirbt und damit Erfolg hat, ziehen die anderen Hersteller nach“, resümierte Dudenhöffer gegenüber der Bild-Zeitung. (Fabian Hartmann)

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