Starkregen: Betroffene, Belastete, Gewinner
Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller. Starkregenereignisse belasten die Einsatzkräfte stark. Die Landwirtschaft spürt die Entwicklung ebenso. Es gibt jedoch auch Gewinner der Wassermassen. Und: Experten raten Bürgern, sich für den Erstfall die richtige „Hochwasserausrüstung“ zuzulegen.
Ebersberg - Am vergangenen Sonntag zuckten erneut Blitze durch den Himmel. Hagelkörner donnerten herunter. Doch eine Flut an Einsätzen blieb diesmal aus, wie Kreisbrandrat Andreas Heiß gegenüber der EZ erklärte. In jüngster Vergangenheit hatten die ehrenamtlichen Floriansjünger genug zu tun. „So viele Einsätze, so kurz hintereinander hatten wir noch nie“, so Heiß. Das liege auch daran, dass sich inzwischen Stauwetterlagen an den Alpen bildeten. Dazu kämen noch die üblichen Gewitter aus dem Westen.
Stauwetterlagen an den Alpen
Feuerwehren würden sich in schwierigen Situationen gegenseitig unterstützen, über die Orts- und Landkreisgrenzen hinaus. Dazu gebe es Katastrophenschutzpläne. Bei aller Belastung würden Feuerwehren und Hilfsorganisationen stets versuchen, in Notsituationen zu helfen. Es könnten aber Probleme und Verzögerungen auftreten.
THW erwartet höhere Belastung
Noch höhere Belastungen erwartet für die Zukunft Stefan Sandner vom Technischen Hilfswerk Markt Schwaben. Das THW werde nicht wie die Feuerwehren bei vielen „kleineren“ Einsätzen gerufen. „Wir sind für den Katastrophenschutz zuständig“, also bei Großschadensereignissen. Aber darin liegt das Problem. Diese Einsätze seien nicht nach ein, zwei Tagen abgeschlossen. Die Ehrenamtlichen seien oft eine oder zwei Wochen im Einsatz, teilweise auch in Schichten. Das könne schwierig werden, weil Arbeitgeber die Ehrenamtlichen freistellen müssten. Inzwischen würden die Pausen zwischen sehr großen Einsätzen kürzer. „Früher waren es fünf Jahre, jetzt sind es nur noch drei Jahre“, sagt Sandner.
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Auswirkungen auf die Landwirtschaft
Auswirkungen hat das viele Wasser ebenso auf die Landwirtschaft. Es gehe um Staunässe und Überflutungen. In Hanglagen könne der Humus weggeschwemmt würden, berichtet der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes, Matthias Vodermeier. Es gebe Versicherungen. Dadurch könnte beispielsweise ausgeglichen werden, wenn durch Überflutung kein oder zu wenig Viehfutter geerntet wird. Mit der Versicherungssumme könne Futter für die Tiere nachgekauft werden. Wer keine Versicherung habe, der bleibe auf den Kosten sitzen, so Vodermeier. Landwirte könnten jedoch vorbeugen, indem sie die Wasserspeicherfähigkeit ihrer Böden verbesserten, etwa über ausreichend Humusaufbau. Der Boden sollte durch die Pflanzen gut durchwurzelt werden. Wichtig sei viel Leben im Boden, beispielsweise durch Regenwürmer. Jeder Landwirt sei da selbst verantwortlich. „Man weiß nie, wann und wo das Wetter zuschlägt.“
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Gewinner der Regenfälle
Gewinner der Regenfälle gibt es auch. „Das ist eine Wellnesspackung für den Wald“, erklärt Heinz Utschig, Leiter der Staatsforsten. In den vergangene Jahren habe es deutlich zu wenig geregnet. Der Regen helfe gegen den Borkenkäfer, der die Bäume schädigt. „Der Käfer mag dieses Wetter nicht.“ Durch mehr Wasser im Boden könnten die Bäume mehr Harz bilden und sich besser gegen Eindringlinge wehren. Durch den Regen sei die Nutzung des Forstes als Freizeitgebiet eingeschränkt, räumt Utschig ein. „Den Leuten geht der Regen auf die Nerven.“ Sie sollten sich aber für die Natur und die Bäume freuen. Eine negative Auswirkung hat der viele Regen und der nasse Boden jedoch auch. „Wir können mit den schweren Maschinen nicht in den Forst fahren. Der Windbruch vom vergangenen Jahr ist noch nicht ganz aufgearbeitet.“
Waldbauern entspannt
Was für den Staatsforst gilt, gilt auch für den Privatwald. Christoph Schwer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg München Ost, freut sich über das zusätzliche Wasser. „So viel Regen werden wir nicht bekommen, dass es für die Bäume grundsätzlich ein Problem wird.“ Deshalb würden die Waldbauern die aktuelle Entwicklung auch gelassen sehen. Hitzephasen und Trockenzeiten würden den Bäumen mehr schaden.
Rat zu Hochwasserausrüstung
Kreisbrandrat Heiß rät allen Kreisbürgern, sich auf Wetterschäden vorzubereiten. „Es kann Menschen treffen, die bisher nichts mit Hochwasser zu tun hatten.“ Wichtige Dokumente sollten in einer schnell greifbaren Mappe aufbewahrt werden. Wichtige Gegenstände sollten nicht im Keller liegen. Weitere Tipps: Wasservorrat und Rationen lagerfähiger Nahrungsmittel anlegen, die regelmäßig kontrolliert werden, netzunabhängiges Radio deponieren, Ersatzbatterien ebenso wenig vergessen wie Zusatzakkus fürs Handy.
Das ist eine Wellnesspackung für den Wald
Wichtiges nicht im Keller lagern