Kabarettist Gerhard Polt nimmt sich die Gemeinde Bernried zur Brust – Bürgermeister bleibt gelassen
Eigentlich sollte der Bernrieder Kultursommer unbeschwert in seine erste Runde gehen. Doch nun sorgt ein Konflikt mit Bayerns bekanntestem Kabarettisten Gerhard Polt für Aufsehen. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) schrieb Polt einen erbosten offenen Brief an die Gemeinde Bernried.
Bernried – Auslöser war die Absage einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Gemeinde und dem Verein „Forum Humor und komische Kunst“, den Polt unterstützt. Besonders verärgert zeigte sich Polt laut SZ über eine Äußerung des Gemeinderats Wolfgang Mutter, der während einer Sitzung sagte: „Wenn so ein Fuzzi wie das Forum Humor abspringt, so what? So eine Chance haben wir nur einmal. Sonst bleibt der Rathausplatz ein Kartoffelacker“. Zudem bezeichnete er den Verein als mittellos.
In Anspielung auf den Westernhelden „Fuzzy“ antwortete Polt: „An den Gemeinderat Bernried! Wir, die ‚Fuzzis‘ vom Forum Humor, sind geehrt, dass wir mit einem der weltweit anerkannten humorvollsten Westernhelden des letzten Jahrhunderts gleichgesetzt werden. Ich, sozusagen der Oberfuzzi, freue mich auch, dass der Bernrieder Kultursommer 2024 so eng in unserem Kielwasser segelt, wie man im Ankündigungsblatt sieht – es schwimmt sich einfach leichter!“
Bislang war der Bernrieder Kultursommer eine gemeinsame Veranstaltung der Gemeinde und des Vereins „Forum Humor“. Mit Blick auf die angebliche „Mittellosigkeit“ des Vereins stellte Polt klar, dass diese bald ein Ende haben würde, da die Hälfte der von Berlin angekündigten Millionen zufließen werde. Beide Parteien hatten gemeinsam eine Förderung aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beantragt und eine Zusage von rund 5,68 Millionen Euro erhalten.
Doch dann kam es zum Bruch. Der Verein wirft der Gemeinde vor, nie echtes Interesse an einer Kooperation gehabt zu haben. Die Gemeinde bestreitet dies und beschloss, die Planungen unter dem Titel „Forum Humor“ fortzusetzen.
Bürgermeister nimmt es mit Humor
Vergangene Woche reagierte nun Bernrieds Bürgermeister Dr. Georg Malterer in einem offenen Brief, nachdem er erst aus der Zeitung von Polts Schreiben erfahren hatte. Malterer bedauert den Vorfall, nimmt die Beleidigung jedoch mit Humor: „Es gibt wirklich derbere Schimpfwörter. Also habe ich für mich beschlossen, es mit Humor zu nehmen.“ Er entschuldigt sich im Namen des Gemeinderatsmitglieds und betont: „Herr Dr. Mutter lässt seine aufrichtige Entschuldigung an alle betroffenen Vereinsmitglieder ausrichten.“
Malterer kritisiert „den einseitigen Artikel“ der SZ, der die Bemühungen der Dorfgemeinschaft, eine „Heimat für den Humor“ zu schaffen, „negativ darstellt“. Er betont das ehrenamtliche Engagement und die finanzielle Verantwortung der Gemeinde: „Eine Dorfgemeinschaft, die seit vier Jahren aus Überzeugung mit Herzblut, ehrenamtlichem Engagement und finanzieller Verantwortung hart daran arbeitet, einer auch Dir so wichtigen ‚Heimat für den Humor‘ den Weg zu ebnen, hat Besseres verdient.“
Ein Treffen mit Polt
Er lädt Polt zu einem persönlichen Treffen ein, um Missverständnisse auszuräumen: „Bei dieser Gelegenheit kann ich Dir auch die Verträge mit den Planern zeigen, welche entgegen anderslautenden Behauptungen eben doch zu hundert Prozent das von Dir initiierte Projekt ermöglichen sollten. Ich kann Dir die Entwürfe der angeblich nicht vorhandenen Kooperationsvereinbarungen zeigen, welche wir erst nach Vorliegen eines tragfähigen Betriebskonzeptes zusammenführen und unterzeichnen wollten. Ich könnte Dir die Spielregeln der Städtebauförderung erläutern, bei denen eine kleine Gemeinde in einer großen Verantwortung steht. Und ich könnte Dir erläutern, warum der Rückzieher von den schriftlich zugesagten 700.000 Euro als Eigenbeteiligung des Vereins durch den Ersten Vorsitzenden die Finanzierung des Baus vorübergehend ziemlich ins Wanken gebracht hat.“
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„Vielleicht wäre ja der richtige Weg, dass wir es auf Bayrisch regeln: Dass wir zwei uns gemeinsam auf unseren Bernrieder Kartoffelacker setzen und bei einer halben Bier und ein paar Weißwürschten ausreden, wie es weitergehen könnte.“
Abschließend hofft Malterer auf eine gemeinsame positive Zukunft: „Ich persönlich würde mir ja eigentlich immer noch wünschen, dass wir uns in ein paar Jahren bei der Eröffnung einer ‚Heimat für den Humor‘ gegenseitig auf die Schulter klopfen und uns über gemeinsam Erreichtes freuen können.“
Er lädt Polt auch zum Bernrieder Kultursommer ein: „Vielleicht sehen wir uns ja auch beim Bernrieder Kultursommer (siehe auch Seite 19). Ich habe dem Zeitungsartikel entnommen, dass es dort noch freie Plätze gibt.“
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