Uralte Terrakottafiguren enthüllen - Fingerabdrücke auf Terrakotta geben Einblick in die altägyptische Arbeitswelt
Ägypten ist weltweit für seine beeindruckenden archäologischen Schätze bekannt. Forscher stoßen immer wieder auf wertvolle Entdeckungen aus der Antike. Kürzlich hat eine Wissenschaftlerin der renommierten Universität Oxford einige dieser Funde mit modernsten Techniken untersucht. Dabei nutzte sie Methoden, die eigentlich aus der Forensik bekannt sind.
Leonie Hoff, eine Doktorandin, hat Fingerabdrücke auf ägyptischen Terrakottafiguren analysiert. Ziel ihrer Forschung war es, das Alter, das Geschlecht und die Arbeitsbedingungen der Menschen zu bestimmen, die diese Artefakte schufen. Ihre neuen Erkenntnisse hat sie im „Oxford Journal of Archaeology“ veröffentlicht.
Das „Leben der einfachen Menschen“ in Thonis-Herakleion im Fokus
Diese Terrakottafiguren stammen aus der altägyptischen Hafenstadt Thonis-Herakleion und wurden auf das 7. bis 2. Jahrhundert vor Christus datiert. Thonis-Herakleion war damals ein bedeutender Handelsplatz. Obwohl die Stadt bereits in den 1990er Jahren von Archäologen wiederentdeckt wurde, ist das Wissen über das Leben der damaligen Bevölkerung begrenzt.
Leonie Hoff betont, dass ihr Hauptaugenmerk auf dem „Leben der einfachen Menschen“ in Thonis-Herakleion liegt. Sie erklärt in ihrer Studie: „Da ihre nicht-monumentale Lehmziegelarchitektur entweder nicht erhalten ist oder noch nicht lokalisiert und ausgegraben wurde“, sei es schwieriger, Informationen über ihr Leben zu sammeln als über das der Elite.
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Die Untersuchung gibt Einblick in das Leben in Thonis-Herakleion
Hoff hebt hervor: „Ebenso waren die Grabfunde an der Stätte bisher sehr begrenzt, wodurch der Zugang zu einer wichtigen Informationsquelle über das Leben der Stadtbewohner ausgeschlossen war. Folglich gibt die Untersuchung der Fingerabdrücke dieser Figuren einen direkteren Einblick in das Leben in Thonis-Herakleion, in die Art der Gegenstände, die im täglichen Leben verwendet wurden, den Handel mit den Griechen und die Existenz lokaler Handwerker.“
Die Analyse der Fingerabdrücke von neun der insgesamt sechzig gefundenen Figuren brachte erstaunliche Erkenntnisse. Es stellte sich heraus, dass sowohl Männer als auch Frauen an der Herstellung beteiligt waren.
Forscherin überrascht, dass Kinder mitarbeiteten
Zudem zeigten die Untersuchungen, dass auch Kinder mitarbeiteten. Diese Entdeckung überraschte die Forscherin zunächst, wie aus einem Bericht von „Archaeology News“ hervorgeht. Hoff kommentiert: „Ich war vielleicht zunächst ein wenig überrascht, so klare Beweise für die Beteiligung von Kindern zu finden.“
„Aber es macht tatsächlich viel Sinn, wenn man die praktische Natur der Arbeit und die kulturübergreifenden Beweise für die Arbeit von Kindern in Töpfereien berücksichtigt“, so Hoff weiter. Kinder hinterließen hauptsächlich im Inneren der Figuren Fingerabdrücke, während die Abdrücke von Erwachsenen sowohl innen als auch außen gefunden wurden. Dies deutet darauf hin, dass Kinder beim Pressen des Tons in die Formen halfen, während die Erwachsenen die Figuren zusammensetzten und verfeinerten.
Quelle: „Fingerprints on Figures from Thonis-Heracleion“ (Oxford Journal of Archaeology), Archaeology News
Von Véronique Fritsche
Das Original zu diesem Beitrag "Archäologischer Fund in Ägypten: Terrakottafiguren enthüllen überraschende Entdeckung" stammt von futurezone.de.