Medwedew warnt vor Atomkrieg – Putin-Scherge sieht Ukraine in US-„Falle“

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Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew sprach auf dem Weltjugendfestival in Sotschi auch über die Gefahr eines drohenden Atom-Konflikts. © Yekaterina Shtukina/imago-images

Dmitri Medwedew rechtfertigt den Krieg gegen die Ukraine und warnt vor einer wachsenden Wahrscheinlichkeit für einen Atomkrieg.

Moskau – Dmitri Medwedew ist Wladimir Putins Mann fürs Grobe. Spätestens seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs agiert der nationalistische Hardliner als Propaganda-Speerspitze des russischen Präsidenten. Medwedew drohte bereits mehreren Nato-Ländern mit direkten Angriffen und sprach wiederholt über die Möglichkeit eines Atomschlags.

Am Montag (4. März) holte der frühere russische Präsident erneut zum verbalen Rundumschlag aus. Die Ukraine sei in eine Falle der US-Amerikaner getappt, lautet sein jüngster Vorwurf. Deswegen sei die Gefahr für einen atomaren Konflikt hundertmal höher als zu Zeiten de des Kalten Kriegs.

Putin-Scherge Medwedew: Gefahr für Atomkrieg im Vergleich zur Kuba-Krise „hundertmal schlimmer“

Auch über Vorwürfe, Russland wolle sein Staatsgebiet erweitern, sprach der stellvertretende Vorsitzendes des russischen Sicherheitsrates beim russischen „Weltjugendfests“ in Sotschi. „Es ist wichtig zu verstehen, wo und wie die Grenzen Russlands in unserer Zeit verlaufen und wie sie in Zukunft aussehen könnten“, sagte Medwedew. Mit Blick auf den andauernden Krieg in der Ukraine fügte er hinzu: „Wenn die Ukraine nicht in die dümmste Falle getappt wäre, die die Vereinigten Staaten im Kampf gegen Russland gestellt haben, hätte alles anders kommen können.“ Das berichtete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Durch die Intervention der USA und den westlichen Verbündeten in der Ukraine sei auch die Gefahr für einen atomaren Konflikt zwischen Russland und der Nato erheblich gestiegen. „Die größte Bedrohung ist jetzt die Gefahr eines Atomkonflikts, egal wie trivial es auch klingen mag. Und diese Bedrohung ist, wie ich in meiner Rede sagte, hundertmal schlimmer als 1962 während der Kubakrise“, antwortete Medwedew auf eine Zuschauerfrage in Sotschi.

1962 hatte die Sowjetunion atomare Sprengkörper im kommunistischen Kuba – knapp 200 Kilometer vom US-amerikanischen Festland entfernt – stationiert und die Krise ausgelöst. Nach 13 Tagen verkündete der damalige sowjetische Staatschef Nikita Chruschtschow den Abzug der Atomraketen von Kuba.

„Die Ukraine ist natürlich Russland“: Medwedew rechtfertigt Krieg gegen das Nachbarland

Medwedew forderte die Staatschefs der westlichen Länder auf, sich klarzumachen, dass Russland das Land anderer Staaten nicht benötige, jedoch auch das eigene nicht aufgeben werde. Die Ukraine – das bekräftigte Medwedew erneut – sei nach der Einschätzung des Kremls nach wie vor Teil der Russischen Föderation. „Einer der ehemaligen Führer der Ukraine sagte einmal, dass die Ukraine nicht Russland sei. Dieses Konzept sollte für immer verschwinden. Die Ukraine ist natürlich Russland“, behauptete der frühere Präsident in Sotschi weiter.

Für Medwedew sind die Gebiete an beiden Seiten des Flusses Dnipro Teil des „strategischen und historischen“ Russlands. „Deshalb sind alle Versuche, sie gewaltsam zu verändern, sie bei lebendigem Leibe abzuschneiden, zum Scheitern verurteilt“, führte er weiter aus. Damit bezog sich Medwedew nicht nur auf die durch Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebieten in der Ostukraine, sondern auch auf den Westen des Landes inklusive der Hauptstadt Kiew.

Putins Propaganda im Ukraine-Krieg – „Ukraine wurde von Russland geschaffen“

Das Narrativ, dass die Ukraine historisch gesehen zu Russland gehöre, ist ein zentraler Teil der Propaganda des Kremls. Das zeigte sich zuletzt auch in dem viel beachteten Interview von Präsident Putin mit dem US-amerikanischen Talkmaster Tucker Carlson. In diesem verwendete Putin zunächst knapp eine halbe Stunde darauf, Carlson über die Geschichte Russlands zu belehren.

„Die moderne Ukraine wurde vollständig von Russland geschaffen, genauer gesagt vom bolschewistischen, kommunistischen Russland“, sagte Putin auch in einer TV-Ansprache im Februar 2022, als er den Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland verkündete. „Niemand fragte die Millionen von Menschen, die dort lebten, was sie davon hielten.“ Bereits 2023 waren Berichte veröffentlicht worden, wonach das Putin-Regime Geschichtsbücher für den Schulunterricht angepasst und Erwähnungen der Ukraine gestrichen hatte.

Doch das russische Narrativ über die Ukraine ist vor allem in seiner Deutlichkeit nicht durch die Geschichte gedeckt. Die Historie der beiden Länder geht auf das ostslawische Großreich „Kiewer Rus“ zurück, das sich auf dem Staatsgebiet von Russland, Belarus und der Ukraine erstreckte. „Die russische Argumentation ist, dass dies den Beginn russischer Staatlichkeit markiert. Die Ukraine sieht dagegen den Beginn ihrer Staatlichkeit“, ordnete Guido Hausmann vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg gegenüber der Deutschen Welle die Entwicklungen ein. Sicher sei jedoch: „Die Ukraine war im Mittelalter nicht nur einfach nur ein Teil Russlands“. (fd)

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