Wieder eine Dunkelflaute: Deutschland importiert erneut Atomstrom

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Erneut hat sich Deutschland in dieser Woche in der Dunkelflaute befunden. Die Strompreise sind deutlich gestiegen, es musste Strom importiert werden. An diese Situation müssen wir uns gewöhnen.

München – Schon wieder Dunkelflaute: Am 15. und 16. Januar wurde in Deutschland kaum Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt. Stattdessen waren in dieser Zeit Braun- und Steinkohle sowie Erdgas die wichtigsten Energiequellen im Land. Doch wie die Daten der Bundesnetzagentur zeigen, hat auch das nicht ausgereicht, um den deutschen Stromverbrauch abzudecken. Stattdessen wurde Strom aus dem Ausland zugekauft.

Als Folge der Dunkelflaute sind am 15. Januar auch die Großhandelspreise für Strom in die Höhe geschossen, auf fast 400 Euro pro Megawattstunde. Diese Preisspitze hielt zum Glück nicht lange an. An solche Flauten sollten wir uns dennoch gewöhnen.

Dunkelflaute im Januar: Erneuerbare Energien erzeugen nicht genug Strom

Die Dunkelflaute im Januar hatte nicht so deutliche Folgen wie die im Dezember. Damals waren die Großhandelspreise auf über 900 Euro pro MWh geschossen, Betriebe haben ihre Arbeit teilweise niederlegen müssen, bis Strom wieder leistbar wurde. Doch solche Lücken werden immer wieder vorkommen, das liegt an der Natur der Erneuerbaren: Sie können nicht rund um die Uhr liefern und es wird immer Tage geben, an denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Es wird also immer zusätzliche Kraftwerke geben müssen – oder wir werden die Energie zukaufen müssen.

Hier in dieser Grafik sieht man, dass die Wind- und Sonnenenergie vom Mittwoch, 12 Uhr bis Donnerstagmorgen stark abflacht und in dieser Zeit konventionelle Energien einspringen müssen:

Der Stromverbrauch lag aber noch höher, es wurde also nicht so viel produziert, um sich komplett selbst mit Strom zu versorgen:

Die rote Linie zeigt den Stromverbrauch: Er liegt über der Stromerzeugung, es musste also importiert werden.
Die rote Linie zeigt den Stromverbrauch: Er liegt über der Stromerzeugung, es musste also importiert werden. © Bundesnetzagentur

Das liegt aber nicht daran, dass Deutschland nicht in der Lage ist, sich selbst zu versorgen. Die Versorgungssicherheit ist in Deutschland immer gewährleistet, betont die Bundesnetzagentur. Was aber nicht gewährleistet ist, ist, dass Deutschland seinen eigenen Strom auch günstig produzieren kann. Auf dem internationalen Markt sind andere Quellen günstiger als zum Beispiel die Kohle, die hierzulande verstromt wird.

Deutschland importiert 2024 mehr Atomstrom als jemals zuvor

2024 hat Deutschland folgende Energieträger vorrangig importiert:

  1. Kernenergie (17.290 GWh)
  2. Wasserkraft (10.402 GWh)
  3. Onshore Windkraft (7295 GWh)
  4. Offshore Wind (5604 GWh)
  5. Erdgas (4066 GWh)

Atomstrom macht schon seit zehn Jahren den Großteil der Stromimporte aus dem Ausland aus – allerdings ist der Import dieser Stromquelle 2024 auf einen Rekordwert gestiegen.

Stromimporte Deutschland nach Energieträger
Stromimporte Deutschland nach Energieträger © Bundesnetzagentur

Deutschland wird sich an die Dunkelflaute gewöhnen müssen: Neue Kraftwerke müssen gebaut werden

Früher hat Deutschland mehr Strom exportiert als importiert. Die am häufigste exportiere Energiequelle war in den Jahren 2015 bis 2022 die Braunkohle und die Steinkohle, gefolgt von der Kernenergie und der Onshore Windkraft. 2024 und 2023 war die Windkraft die am meisten exportierte Stromquelle aus Deutschland. Diese wurde vorrangig in den Wintermonaten exportiert, also im November, Dezember, Januar und Februar.

Diese Situation wird sich in Deutschland so lange verfestigen, bis entweder so viele Speicher installiert sind, um die Dunkelflauten zu überbrücken, oder es neben der Wind- und Sonnenenergie auch andere Kraftwerke gibt, die in der Lage sind, besonders günstigen Strom zu erzeugen. Das könnten in Zukunft Wasserstoffkraftwerke sein, bis die gebaut sind, wird aber noch einige Zeit ins Land gehen. Vor allem, weil das nötige Gesetz gerade erst vom Wirtschaftsminister auf Eis gelegt werden musste, seitdem die Koalition zerbrochen ist.

Negative Strompreise kamen 2024 besonders oft vor: Verbraucher sollten Strom einspeichern

Übrigens: 2024 kam es viel häufiger zur gegenteiligen Situation, zur sogenannten Hellbrise. Es wurde stundenweise mehr Strom erzeugt, als wir verbrauchen konnten, was die Preise in den Keller gedrückt hat. In diesen Zeiten der negativen Strompreise müssen sich Verbraucher und Verbraucherinnen daran gewöhnen, dass sie Strom vermehrt einspeichern, damit er nicht ins Ausland exportiert werden muss.

In den Sommermonaten hat Deutschland viel Strom aus Photovoltaik exportiert. Diesen könnte man einspeichern.
In den Sommermonaten hat Deutschland viel Strom aus Photovoltaik exportiert. Diesen könnte man einspeichern. © Bundesnetzagentur

Gelingt es Deutschland, den erzeugten Strom aus Wind und Sonne mehr einzuspeichern, dann würde etwas weniger importiert werden müssen – und insgesamt die Preise für Strom drücken. Dass Deutschland aber ganz aufhört, Strom zu importieren, ist momentan kaum vorstellbar.

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