Deutsches Nachbarland wütet über Overtourism: Einheimische gehen auf die Barrikaden

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Ein beliebtes Touristenziel im deutschen Nachbarland leidet unter den Urlauber-Massen und will jetzt dagegen vorgehen.

Amsterdam – Für viele ist die Niederlande nur ein Katzensprung entfernt. Der NRW-Nachbar sorgt mit Meerzugang als auch Städtetrips für ausreichend Möglichkeiten für deutsche Touristen und Urlauber weltweit. Doch jetzt regt sich Widerstand in der größten Stadt. Amsterdams Einwohner gehen auf die Barrikaden, weil sie die Massen an Feriengästen stören.

Overtourism in Amsterdam: Maßnahmen gegen Urlauber in der größten Stadt der Niederlande nicht genug

Overtourism ist in vielen europäischen Orten ein Phänomen, mit dem vor allem die Einheimischen zu kämpfen haben. Vor kurzem berichteten wir über eine kleine Insel von Malta, ein Bergdorf in den Schweizer Alpen und einer malerischen Kleinstadt in Großbritannien. Nun ist Amsterdam in den Fokus gerückt, eine Stiftung setzt sich hier gegen Overtourism ein.

Laut at5.nl verzeichnete Amsterdam einen Besucherrekord von 15,1 Millionen Tagesausflügler und 9,4 Übernachtungstouristen, was 22,1 Millionen Übernachtungen bedeutet. Die Prognose für 2025 soll sogar bei 25 Millionen liegen, zu viel, sagt die Stiftung Amsterdam Heeft Een Keuze (“Amsterdam has a choice“). Schon 2021 wurde eine Petition 30.000-mal unterzeichnet und sich für die Obergrenze von 20 Millionen Übernachtungen eingesetzt. Initiator Jasper van Dijk sagt: „Ich als Amsterdamer halte mich an die örtlichen Vorschriften. Ich erwarte von der Gemeinde, dass sie sich auch an ihre eigenen Regeln hält.“

Tourismus in den Niederlanden

51,7 Millionen Gäste haben 2024 in Hotels, auf Campingplätzen oder in Ferienanlagen übernachtet. Das ist ein Wachstum von fünf Prozent. 21,3 Millionen Menschen kommen aus dem Ausland, 30,3 Millionen Holländer machen in ihrem Heimatland Urlaub. Der Großteil der Touristen übernachtet in den Hotels, wobei der Zuwachs in Ferienparks am höchsten ist. Deutsche (3,42 Millionen), US-Amerikaner (2,2), Belgier (1,75) und Briten (1,7) kommen besonders gerne.

In den Großstädten ist Amsterdam mit neun Millionen Gästen unangefochtene Nummer eins, wobei Den Haag (+14 Prozent) und Rotterdam (+10 Prozent) den stärksten Zuwachs verzeichneten.

Quelle: dachist.org

„Es liegt an der Stadt“: Proteste in Amsterdam gegen Touristenmassen nicht neu

Van Djik kritisiert nicht alles, einige Maßnahmen sind schon umgesetzt worden. Der Baustopp von Hotels in bestimmten Bereichen, Rauchverbot in speziellen Zonen, angepasste Öffnungszeiten der Gastronomie. Allerdings wird weiterhin das Touristenverbot in sogenannten Coffeeshops als auch die Erhöhung der Kurtaxe gefordert. „Logische Schritte“, nennt van Dijk das und führt aus: „Es liegt aber an der Stadt, ein überzeugendes Maßnahmenpaket zu schnüren, um die Belastung durch den Massentourismus zu reduzieren.“ Dagegen will die Gruppe jetzt gerichtlich vorgehen, wenn die Grenzen nicht eingehalten werden.

Proteste, wie auf dem Schild links im Dezember 2024, gibt es in Amsterdam gegen die Massen an Touristen immer wieder. © IMAGO / Richard Wareham / IMAGO / Jochen Tack

Gegenwind gibt es von der Stadt als auch von den Coffeeshops. Touristen „stürmen“ regelrecht diese Shops, wenn sie in der Stadt sind, um Cannabis zu konsumieren. Das „i-Kriterium“ (i steht für das niederländische Wort ingezetenen, also einheimisch), wird seit mehreren Jahren diskutiert. Die Bürgermeisterin Femke Halsema unterstützte den Plan. Ihr Argument: Weniger Zugang zu Coffeeshops, sorgt für weniger Touristen in der Stadt und für weniger illegalen Handel. Dem setzte einst der Cannabis-Einzelhandelsverband dagegen, dass die Touristen sich die Droge anderweitig holen und der Dealer-Markt auf der Straße boomen würde. Der Stadtrat war letztendlich 2022 gegen ein Verbot von Touristen in diesen Shops.

Außerdem gab es eine Absage der Stadt, was die Erhöhung der Kurtaxe angeht. Diese wurde wohl schon mehrfach erhöht und würde laut einer Studie erst dann abschrecken, wenn man den fälligen Preis verdreifacht. (ank)

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