„Leere Versprechen nerven mich“: Freisinger Erstwählerin im Interview vor der Bundestagswahl

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„Ich sehe, wie sehr Politik in unser Leben eingreift“: Deshalb ist Laura Reindl politisch interessiert und aktiv. Am 23. Februar darf sie erstmals an einer Bundestagswahl teilnehmen. © Lehmann

Laura Reindl ist 18 Jahre alt, lebt in Freising und bezeichnet sich selbst als politisch interessiert. Am 23. Februar wird sie zum ersten Mal ihre Stimme zur Bundestagswahl abgeben.

Welchen Raum nimmt die Bundestagswahl in Ihrem Leben ein?

Man wird oft und viel damit konfrontiert. Sei es in der Schule oder in allen Medien. Und natürlich spreche ich auch viel mit Freunden und Familie darüber, und wir gehen gemeinsam auf Demos. Man ist auch ständig damit konfrontiert, ohne sich bewusst mit dem Thema auseinanderzusetzen, weil es überall aufschlägt. Aber ich möchte mich aktiv auch ganz bewusst darüber informieren und Zeichen setzen, eben indem ich mich an Demonstrationen beteilige. Es ist also viel Raum, den das Thema einnimmt.

Können Sie die Stimmung, die in Ihrem Umfeld bei Jungwählern herrscht, beschreiben?

Da ist zum einen eine große Enttäuschung derer, die im September eigentlich zum ersten Mal hätten wählen dürfen, aber zum 23. Februar noch nicht volljährig sind. Viele von ihnen haben sich mit Politik auseinandergesetzt und dürfen jetzt ihre Stimme aufgrund der vorgezogenen Wahlen nicht abgeben. Das macht sie wütend. Dann gibt es auf der anderen Seite diejenigen, die versuchen, sich zu engagieren, die Demonstrationen besuchen oder organisieren. Viele nehmen Politik sehr ernst, es herrscht keine Politikverdrossenheit, zumindest nicht in meinem Umfeld. Ganz im Gegenteil.

Freisinger Erstwählerin vor der Bundestagswahl: Alle gehen wählen

Dann gehen also alle in Ihrem Umfeld wählen – also alle, die dürfen?

Ja, auf jeden Fall. Wir reden viel darüber. Und jeder ermutigt jeden, unbedingt wählen zu gehen. Das ist allen ein großes Anliegen.

Ist es denn auch Thema, wieso das so wichtig ist?

Sich politisch zu engagieren ist meiner Meinung nach total wichtig, weil es eine Möglichkeit ist, wirklich etwas zu verändern. Es geht ja schließlich um unsere Zukunft und wenn wir nicht mitreden, entschieden andere über uns. Außerdem bietet es eine Möglichkeit, für seine Werte einzustehen. Und klar: Es wirkt oft so, als ob eine Stimme allein nicht bringt – doch wenn sich viele beteiligen, kann man echt etwas bewirken. Denn bei vielen von uns herrscht die Angst davor, was wäre, wenn eine in Teilen rechtsextremistische Partei die Mehrheit der Stimmen bekommen würde. Das wollen wir dadurch verhindern, indem wir von unserem Wahlrecht Gebrauch machen. 

Für junge Menschen wichtige Themen kommen zu kurz

Auch deshalb, weil im Wahlkampf nicht die Themen abgebildet werden, die junge Menschen besonders wichtig sind?

Ja, ich finde, dass vor allem wichtige Themen wie Klimaschutz und Digitalisierung zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Auch das Bildungssystem wäre mir im Wahlkampf ein großes Anliegen. Das alles geht uns junge Menschen etwas an. Ich besuche ein Gymnasium und war davor auf der Mittelschule. Es gäbe so viel zu verbessern, beispielsweise die Einführung von Unterrichtsfächern, die mehr auf das Leben vorbereiten. Mentale Gesundheit etwa. In den Klausurphasen geht es vielen Leuten sehr schlecht. Da muss was geändert werden. Bildung ist so etwas Schönes und Wertvolles. Da wird durch den immensen Leistungsdruck so viel kaputt gemacht. Viele gehen deshalb nicht gerne zur Schule.

Bleiben wir beim Thema Schule: Fühlen Sie sich ausreichend auf die Bundestagswahlen vorbereitet?

In unserem Kurs Politik und Gesellschaft in der Schule gibt unsere Lehrerin dem Thema viel Raum. Zu Beginn der Stunde besteht immer die Möglichkeit zur Diskussion. Da können wir uns austauschen darüber, was gerade aktuell in den Nachrichten ist.

Über welche Kanäle informieren Sie sich?

Über klassische Nachrichtenportale. Auf Instagram kann man allen Parteien folgen, die einen interessieren. Ich weiß, wo mein politischer Weg hinführen soll. In meinem Algorithmus wird nichts von extremen Parteien reingespült. Wer sich da aber noch nicht sicher ist, wer da noch nicht so klar und fest in seiner Überzeugung ist, für den bergen Soziale Medien schon eine gewisse Gefahr, hier an die Falschen zu geraten, die mit Fehlinformationen und Hetze arbeiten.

Gibt es etwas, was Sie in diesem Wahlkampf nervt oder gar schockiert?

Desinformation und Fakenews. Zum einen finde ich es schockierend, dass es Menschen gibt, die offensichtliche Falschinformationen glauben und auch noch weiterverbreiten. Und es nervt mich, wenn von Seiten der Politiker leere Versprechen gemacht werden.

Die junge Genration ist politisch sehr interessiert

Mit Blick auf Ihre Generation: Wie politisch ist die?

Wenn ich für mein nähere Umfeld spreche: sehr politisch. Ich zum Beispiel bin aktiv im Jugendstadtrat. Freunde von mir engagieren sich im Solidarisches Freising, einige sind im Jugendkreisrat, viele beteiligen sich an der Organisation von Demonstrationen. Ob man das auf die ganze Generation übertragen kann, weiß ich nicht. Denn etwa in der Schule sagen schon auch manche, dass das Schwachsinn ist. Denn sie fühlen das anders, denken, sie könnten nichts verändern als Einzelperson.

Woher kommt Ihr politisches Interesse?

Mein politisches Interesse kommt daher, dass ich mitbekomme, wie viel Politik in unser aller Leben eingreift. Aber auch meine Familie und die Schule haben mich dazu angeregt, mir eine eigene Meinung zu bilden und Dinge zu hinterfragen. Außerdem macht es mir einfach Spaß, mich politisch zu engagieren. Man lernt so auch viele Menschen kennen, mit denen man sich austauschen kann, und es fühlt sich gut an, gemeinsam etwas zu bewegen. Zudem fühlt man sich mit seiner Meinung nicht so alleingelassen. Zum Freisinger Jugendstadtrat bin ich gekommen, weil ich möchte, dass die Belange der Jugendlichen mehr gesehen und gehört werde. Zudem will ich andere Jugendliche dazu motivieren, ebenfalls ihre Stimme zu nutzen. Außerdem ist mein gesamtes Umfeld sehr politisch engagiert und da trifft man sich eben auch mit seinen Freunden auf Demos. So verbringen wir viel Zeit miteinander und setzen darüber hinaus ein Zeichen für ein Thema, das uns wichtig ist.

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