Deutsche Bank streicht Vorstands-Boni – wegen Chaos bei der Postbank
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bank hat mehreren Vorständen die Boni gekürzt. Grund dafür ist das Chaos bei der Postbank. Auch Vorstandschef Christian Sewing ist betroffen.
Frankfurt am Main – Die IT-Probleme bei der Deutschen Bank im Zuge der Postbank-Fusion kosten den Konzern Millionen. Tausende Kunden hatten mit technischen Problemen zu kämpfen, teils lösten die Fehler auch finanzielle Schäden aus. Bis zum Ende des ersten Quartals 2024 belaufen sich die Kosten nach Zahlen der Süddeutschen Zeitung auf rund 80 Millionen Euro zusätzlich. Jetzt zieht der Aufsichtsrat der Deutschen Bank Konsequenzen – und setzt bei den Bonuszahlungen an die Vorstände den Rotstift an.
Zusätzliche Kosten für Deutsche Bank wegen Postbank-Fehlern | 80 Millionen Euro (Süddeutsche) |
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Schadensersatzzahlung vonseiten der Deutschen Bank | 1000 Euro maximal pro Kunde |
Prämien für erreichte Ziele an Christian Sewing (2022) | Rund 5,3 Millionen Euro |
IT-Probleme bei der Deutschen Bank – Postbank-Fusion gerät ins Stocken
Hintergrund dieser Einschnitte ist die digitale Migration von Bank-Kundendaten. Nachdem die Deutsche Bank die Postbank übernommen hatte, wollte sie die Kundendaten beider Banken auf einer gemeinsamen Plattform zusammenführen. Dabei entstanden größere technische Probleme, sodass die Bank ihr Ziel, diese Datenmigration noch im Jahr 2023 abzuschließen, schnell kippen musste.

Insgesamt ging es um die Daten von zwölf Millionen Kunden, die in mehreren Wellen mit sieben Millionen Kunden der Deutschen Bank auf eine gemeinsame Plattform umziehen sollten. Laut der Tagesschau gab es eine ganze Palette verschiedener Probleme: Einige Kunden konnten nicht auf ihre Konten zugreifen, andere Kunden stellten fest, dass ihr Konto plötzlich gesperrt war oder Lastschriften konnten nicht eingelöst werden. Vom Kundenservice war kaum Hilfe zu erwarten gewesen. Im Jahr 2023 hatten sich dementsprechend die Beschwerden von Postbank-Kunden gehäuft.
Kunden klagen gegen die Deutsche Bank
Neben den Kosten für die technischen Probleme und deren Behebung kamen dann auch noch Forderungen und Klagen der Kunden an die Deutsche Bank hinzu. Von der Bank hieß es dazu, alle entstandenen Schäden würden erstattet, doch noch im Dezember machten Neuigkeiten darüber die Runde, dass das Geldhaus Kunden herunterzuhandeln versuchte. Im ersten Quartal 2024 kamen weitere 80 Millionen Euro an Mehrkosten hinzu, berichtete die Süddeutsche Zeitung.
Für die Vorstände bedeute das nun Einbußen bei ihren Erfolgsprämien. Allerdings müsse niemand ganz ohne Bonus auskommen, hieß es. Mehrere Vorstände müssten Einschnitte hinnehmen, darunter auch Vorstandschef Christian Sewing. Er sei allerdings nicht am härtesten von diesen Korrekturen betroffen, teilte das Handelsblatt unter Berufungen auf Insider aus Finanzkreisen mit.
5,3 Millionen Euro für Christian Sewing – Aufsichtsrat will Prämie beschneiden
Demzufolge will der Aufsichtsrat die variable Vergütung des ehemaligen Privatkundenvorstands Karl von Rohr am deutlichsten beschneiden. Sein Vertrag lief bis zum Herbst 2023, die Bank hatte ihn nicht verlängert. Ob die Postbank-Probleme dabei schon eine Rolle spielten, war unklar. Sein Nachfolger Claudio de Sanctis muss laut Handelsblatt ebenfalls auf einen Teil seiner Prämien verzichten.
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Wie hoch diese Bonuszahlungen ausfallen, verrät die Deutsche Bank regelmäßig in ihren Geschäftsberichten. Hierbei unterscheidet sie zwischen „Short Term Awards“ (STA), also Prämien für das Erreichen kurz- und mittelfristiger Ziele, und „Long Term Awards“ (LTA), die das Erreichen längerfristiger Ziele belohnen sollen.
Im aktuellsten Geschäftsbericht, der die Zahlen für das Jahr 2022 zeigt, gewährte der Aufsichtsrat dem Vorstandschef Christian Sewing kombinierte Boni in Höhe von über 5,3 Millionen Euro, die sein Grundgehalt von 3,6 Millionen Euro ergänzten. Die Anteile aus STA und LTA halten sich dabei in etwa die Waage. James von Moltke erhielt 4,1 Millionen Euro an Boni, Karl von Rohr 4,2 Millionen.