Studie: Junge Deutsche sind ab 17.300 Euro vermögend – Ältere besitzen das 14-Fache
Vermögensaufbau ist ein Marathon – und kein Sprint: Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, wie groß die Unterschiede zwischen Jung und Alt tatsächlich sind.
Köln – Kurz vor dem Renteneintritt verfügen Haushalte in Deutschland über das höchste Vermögen. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die auf Befragungsdaten der Deutschen Bundesbank basiert. So belief sich im Jahr 2023 das Medianvermögen der 55- bis 64-Jährigen auf 241.100 Euro. Der Medianwert über alle Haushalte hinweg betrug 103.100 Euro.
Ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland
Das Medianvermögen ist ein statistischer Wert: Die eine Hälfte der Haushalte besitzt mehr, die andere weniger Vermögen. Anders als der Durchschnitt wird der Median nicht von Ausreißern beeinflusst und beschreibt die „typische Mitte“ der Vermögensverteilung.

Dabei hängt das Haushaltsnettovermögen stark vom Alter ab: Vermögen aufzubauen, dauert lange, betonen die IW-Studienautoren. Auch deshalb kam die Gruppe der unter 35-Jährigen „nur“ auf einen Medianwert von 17.300 Euro – bei den 55- bis 64-Jährigen ist es ungefähr das Vierzehnfache. Um zu den reichsten zehn Prozent der unter 35-Jährigen zu gehören, war 2023 ein Haushaltsnettovermögen von über 200.400 Euro nötig. Zum Vergleich: Für die obersten zehn Prozent aller Haushalte lag die Schwelle bei 777.200 Euro.
Was der Gini-Koeffizient über die Vermögensverteilung in verschiedenen Altersgruppen verrät
Nach dem Vermögenshöhepunkt im Alter von 55 bis 64 Jahren geht der Median im weiteren Lebensverlauf wieder zurück – bei den über 75-Jährigen lag er 2023 bei 172.500 Euro. Zudem: Je jünger die Haushalte, desto ungleicher ist das Vermögen verteilt. Besonders deutlich wird das beim sogenannten Gini-Koeffizienten, einem Maß zur Darstellung von Ungleichheit. Er bewegt sich zwischen 0 (absolute Gleichverteilung) und 1 (eine Person besitzt alles). Bei den unter 35-Jährigen lag der Gini-Koeffizient 2023 bei 0,83 – dem höchsten Wert im Altersvergleich. In der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre war er mit 0,63 am niedrigsten.
Wohneigentum als Vermögensgarant: Warum Mieter so viel weniger besitzen
Einen zentralen Einfluss auf die Vermögensbildung hat der Besitz von selbstgenutztem Wohneigentum – insbesondere bei Haushalten mittleren und höheren Alters. Nur sieben Prozent der unter 35-Jährigen verfügten 2023 über selbstgenutztes Wohneigentum. In der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre lag die Eigentumsquote bei 56 Prozent – dem höchsten Wert im Altersvergleich. Als Lösung schlägt IW-Verteilungsexperte Maximilian Stockhausen eine Entlastung des Arbeitseinkommens vor.
„Wenn Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto behalten, eröffnet ihnen das zusätzliche Spielräume für die Vermögensbildung.“ Laut Studie lag das Medianvermögen von Mieterhaushalten bei rund 26.000 Euro. Eigentümerhaushalte kamen auf einen Medianwert von rund 180.000 Euro – bei über 65-Jährigen sogar auf etwa 230.000 Euro.
Junge investieren in Aktien, Ältere setzen auf Immobilienbesitz – Paare sind statistisch reicher
Auch die Art der Vermögensanlagen unterscheidet sich je nach Alter. Jüngere Haushalte investieren deutlich häufiger in Aktien, Fonds oder Anleihen – rund die Hälfte der unter 35-Jährigen nutzt diese Investitionsform. Bei den über 65-Jährigen lag dieser Anteil nur bei etwa 35 bis 39 Prozent.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Haushaltsstruktur. In allen Altersgruppen verfügen zusammenlebende Paare über ein deutlich höheres Medianvermögen als Single-Haushalte. Bei den unter 35-Jährigen etwa lag der Wert bei Alleinlebenden bei nur 9.800 Euro – bei Paarhaushalten dagegen bei 42.300 Euro. In der Altersgruppe 55 bis 64 Jahre betrug der Unterschied sogar mehr als das Vierfache: 79.800 Euro (Single) gegenüber 361.800 Euro (Paare).