Die BEG veröffentlicht die Pünktlichkeits- und Ausfallquoten 2024. Das Netz Oberland schneidet gut ab, doch Infrastrukturprobleme bleiben die größte Hürde für zuverlässigen Bahnverkehr.
Landkreis – Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des bayerischen Verkehrsministeriums den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat plant, finanziert und kontrolliert, hat die Pünktlichkeits- und Zugausfallquoten für das Jahr 2024 veröffentlicht. Das Netz Oberland der Bayerischen Regionalbahn (BRB) belegte dabei in Sachen Pünktlichkeit einen Platz im oberen Mittelfeld, bei den Ausfallquoten sogar die Top-Platzierung.
„Fast 15 Prozent der bayerischen Nahverkehrszüge waren unpünktlich“, erklärt die BEG. „Im Durchschnitt lag die Pünktlichkeitsquote aller Regionalzüge und S-Bahnen in Bayern bei 85,3 Prozent (2023: 87,0 Prozent). Ausgefallen sind 8,0 Prozent der Verkehrsleistungen (2023: 6,3 Prozent). Hauptursachen für die Verspätungen und Ausfälle waren „erneut die störanfällige Bahninfrastruktur sowie zahlreiche Baustellen“.
Als pünktlich gewertet werden alle Züge, die weniger als sechs Minuten Verspätung haben. BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs bezeichnet die Bilanz als schlechteste „seit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs vor 30 Jahren“. Die Entwicklung sei zwar ziemlich ernüchternd, komme aber alles andere als überraschend, sagt der bayerische Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzende Christian Bernreiter.
Gute Platzierung bei Pünktlichkeit: Oberland-Netz im oberen Mittelfeld
„Im bayerischen Bahnverkehr gehen die Uhren leider auch nicht anders, dieser Negativtrend ist bundesweit festzustellen. Auch im Freistaat bleiben die massiven Infrastrukturdefizite mit das gravierendste Problem.“ Mit dem Sondervermögen Infrastruktur habe der Bund ein wichtiges Instrument zum Gegensteuern. „Zusammen mit der DB InfraGO muss er die dringend notwendigen Schieneninfrastrukturmaßnahmen zügig umsetzen, um den Turnaround zu schaffen“, sagt Bernreiter.
„Mir ist vor allem wichtig, dass Investitionen dabei nicht nur in die Generalsanierung hochfrequentierter Strecken fließen, sondern auch in die Fläche. Nur dann wird wieder mehr Zuverlässigkeit in den Schienenpersonennahverkehr zurückkehren können.“
Generell lasse sich die Leistung der Eisenbahnverkehrsunternehmen mit Blick auf die Pünktlichkeitswerte nur sehr bedingt vergleichen, gibt die BEG zu bedenken: Strecken, auf denen Regionalzüge komplett oder überwiegend allein unterwegs sind, schneiden naturgemäß besser ab als Strecken mit Mischverkehr aus Regional-, Fern- und Güterzügen.
Ausfallquoten auf Spitzenposition: 8 Prozent der Züge fallen aus
„Das trifft beispielsweise auf die beiden bestplatzierten Netze zu“, erklärt die BEG. So erreichte die Bayerische Zugspitzbahn auf ihrer eigenen Strecke zwischen Garmisch-Partenkirchen und Grainau eine Pünktlichkeitsquote von 98,7 Prozent (2023: 98,0 Prozent). Und auch auf der Stichstrecke Gotteszell-Viechtach, die noch als eigenes Netz geführt und von der Länderbahn betrieben wird, waren 96,5 Prozent der Züge pünktlich (2023: 96,2 Prozent).
Die Pünktlichkeitsquote des BRB-Netzes Oberland liegt bei 89,1 Prozent, die der S-Bahn München bei 87 Prozent (2023: 90,0 Prozent). Bei dieser waren deutlich mehr als die Hälfte aller Verspätungen auf infrastrukturbedingte Störungen zurückzuführen, erklärt die BEG.
In insgesamt zwölf bayerischen Netzen lag die Pünktlichkeitsquote 2024 unter 80 Prozent, das heißt, mehr als jeder fünfte Zug kam dort zu spät. Zum Vergleich: 2023 war das bei nur sieben Netzen der Fall.
Ursachen: Infrastruktur und Baustellen sorgen für Verspätungen und Ausfälle
Die Hauptursachen für die Zugausfälle waren 2024 erneut Bauarbeiten (44,4 Prozent, 2023: 39,5 Prozent) sowie Infrastrukturstörungen, vor allem an Leit- und Sicherungstechnik, Weichen und Bahnübergängen (5,1 Prozent, 2023: 9,0 Prozent). Zusammengenommen waren diese Infrastrukturprobleme weiterhin für fast die Hälfte aller Zugausfälle verantwortlich.
26,4 Prozent der Ausfallursachen waren auf externe Einflüsse zurückzuführen, beispielsweise auf Streikmaßnahmen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) im Frühjahr 2024, auf extreme Witterungsbedingungen oder auf behördliche Anordnungen wie Notarzt- und Polizeieinsätze (2023: 28,5 Prozent). 15,3 Prozent der Ausfälle gingen darauf zurück, dass nicht genügend Fahrzeuge wie geplant einsatzfähig waren (2023: 13,0 Prozent). „Maßgeblich verantwortlich dafür waren technische Probleme und fehlende Werkstatt-Facharbeiter sowie Lieferschwierigkeiten bei der Ersatzteilversorgung“, erklärt die BEG.
Investitionen in die Infrastruktur sind entscheidend für bessere Zuverlässigkeit im Nahverkehr
Der Anteil personalbedingter Zugausfälle sank gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte auf 5,5 Prozent (2023: 8,5 Prozent). Mit Ausfallquoten von jeweils unter zwei Prozent verzeichneten 2024 vier Netze die niedrigsten Werte im Freistaat. Besonders zuverlässig waren laut BEG die Züge im Netz Oberland mit einer Ausfallquote von nur 1,1 Prozent (2023: 2,7 Prozent), gefolgt von den Netzen Chiemgau-Inntal mit 1,3 Prozent (2023: 4,1 Prozent), Ostallgäu-Lechfeld mit 1,5 Prozent (2023: 2,8 Prozent) und Ammersee-Altmühltal mit 1,8 Prozent (2023: 4,2 Prozent). Alle vier Netze betreibt die Bayerische Regiobahn.
In der von DB Regio betriebenen S-Bahn-Netzen stieg die Ausfallquote im Vergleich zum Vorjahr an. Bei der S-Bahn München waren es 9,7 Prozent (2023: 8,4 Prozent). Ein wesentlicher Treiber waren jeweils Bauarbeiten. Die höchste Ausfallquote im Jahr 2024 verzeichnete das Dieselnetz Allgäu Los 1 (DB Regio) mit 14,5 Prozent (2023: 10,9 Prozent). „Weil Fachkräfte in den Werkstätten fehlten, konnten Wartungsarbeiten an den Fahrzeugen oft nicht planmäßig durchgeführt werden“, erklärt die BEG. Entsprechend mussten teilweise Ersatzkonzepte gefahren und Fahrten gestrichen werden.
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