Erster Papst aus Österreich? Wiener plötzlich Favorit – er war Wunsch-Nachfolger von Franziskus

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Franziskus nannte ihn einst als Wunsch-Nachfolger. Jetzt gilt Kardinal Schönborn als Favorit. Wie stehen die Chancen für einen ersten Austro-Papst wirklich?

Rom – Von den Alpen in die höchste Position im Vatikan? Die italienische Presse heizt plötzlich Spekulationen um den emeritierten Erzbischof von Wien an. Kardinal Christoph Schönborn gilt für den öffentlich-rechtlichen Sender Rai als Mitfavorit auf die Nachfolge von Papst Franziskus.

Franziskus wollte ihn als Nachfolger: Papst-Kandidat aus Österreich für italienische Presse ein Mitfavorit

Schönborn verfüge auf dem Papier „über das nötige akademische Können, um Konservative anzusprechen“, schreibt Rai in einem Online-Artikel. Und die Rolle als Papst-Kandidat kommt mit Sicherheit nicht aus Nichts: Papst Franziskus betrachtete den Österreicher laut dem bestens informierten College of Cardinals Report in der Vergangenheit als seinen bevorzugten Nachfolger.

Der 80-Jährige gilt allerdings als „geistlicher Sohn“ des deutschen Papsts Benedikt XVI., aber auch als „widersprüchliche Figur“. Denn: Während Schönborn noch gemeinsam mit Ratzinger am Katechismus der katholischen Kirche (Handbuch zur Unterweisung in Grundfragen des Glaubens) arbeitete, positionierte er sich in einem Punkt doch wieder im krassen Gegensatz zum konservativen deutschen Papst. Schönborn steht der Annäherung an geschiedene und wiederverheiratete Katholiken offen gegenüber. Beobachter munkeln, das sei eine persönliche Angelegenheit, da sich Schönborns Eltern einst scheiden ließen.

Kardinal Schönborn aus Österreich gilt als Kandidat der Mitte – hat aber großes Konklave-Problem

Der Papst-Kandidat aus Österreich gilt also als Konservativer mit modernen Tendenzen. Nicht unbedingt die allerschlechteste Voraussetzung für das Konklave nach dem Tod von Franziskus. Vatikan-Beobachter wie der italienische Journalist Marco Politi rechnen damit, dass die Kardinäle einen Mann suchen werden, der die zerstrittenen Lager der katholischen Kirche wieder einen kann. Ein Brückenbauer soll der neue Papst werden.

Kardinal Christoph Schönborn aus Österreich wird als Nachfolger von Papst Franziskus gehandelt.
Kardinal Christoph Schönborn aus Österreich wird als Nachfolger von Papst Franziskus gehandelt. © Jens Schicke/Imago

Andere, wie der deutsche Vatikan-Experte Andreas Englisch, schließen einen Mann der Mitte hingegen aus. Franziskus habe die Weichen fürs Konklave bereits gestellt, sein Nachfolger dürfte demnach eher seinen Weg weiterverfolgen.

Kardinal Schönborn hat außerdem ein ganz anderes Problem. Er ist über 80 Jahre alt und damit im Konklave nicht wahlberechtigt. Dass ein Kardinal zum Papst gewählt wurde, der bei der Wahl in der Sixtinischen Kapelle nicht dabei war, kam seit 600 Jahren nicht vor, damals war das Urban IV. (1378–1389).

Kardinal aus Österreich reagiert auf Papst-Gerüchte mit einem Augenzwinkern

Gibt es trotzdem Papst-Chancen für Österreich? „Das ist reine Spekulation“, sagt Schönborn selbst in einem Interview mit ZIB 2. Immerhin, Spekulieren ist aus Sicht des Kardinals erlaubt. Aber eher, weil er das Ganze offenbar nicht ganz so bierernst nimmt. Mit einem Augenzwinkern beendet Schönborn das Interview selbst: „In den wunderbaren Hypothesen könnte natürlich auch ein 80-Jähriger, der nicht mehr im Amt ist, zum Papst gewählt werden – könnte. Theoretische Spekulationen. Nächstes Thema.“ Ähnlich steht's momentan offenbar auch um den deutschen Top-Favoriten aufs Papstamt. (moe)

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