Dieser Markt ist seit über 50 Jahren am selben Ort – nur die Adresse hat sich geändert

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Der Wochenmarkt auf dem Rathausplatz zieht schon über ein halbes Jahrhundert lang die Gröbenzeller an. © guv

Seit über 50 Jahren ist der Wochenmarkt Gröbenzell ein Treffpunkt. Nahezu alle Stände bestehen von Anfang an. Geändert hat sich nur die Adresse des Marktes.

Gröbenzell - Seit über 50 Jahren decken sich die Gröbenzeller auf dem Wochenmarkt mit frischen Waren ein, genießen den direkten Kontakt zu den Fieranten – und den Plausch mit den anderen Kunden. Als am 15. März 1974 alles begann, befanden sich die Stände schon in der Ortsmitte am heutigen Rathaus. „Geändert hat sich nur die Adresse – bis in die 1990er-Jahre hinein hieß die Rathausstraße noch John-F.-Kennedy-Straße“, erzählt Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) dem Tagblatt: „Nahezu alle Stände gibt es seit Jahrzehnten auf dem Wochenmarkt. Die meisten von ihnen werden aus Altersgründen aufgegeben.“

So kam es auch zum bisher letzten Wechsel, berichtet Markus Glagow. Der 47-Jährige sprang für die Metzgerei Salzberger aus Straubing ein. Von der ersten Minute an war das Geschäft auf dem Markt in Gröbenzell präsent. Doch im Dezember 2024 stellte die Metzgerei ihre Produktion ein. Glagow selbst war rund 20 Jahre lang Teil des Teams Salzberger, machte sich dann selbstständig und legte sich einen Verkaufswagen zu. Seit Februar 2025 lässt er deren Tradition nun weiterleben: „Ganz ehrlich? Ich habe sieben Tage die Woche nur Fleisch und Wurst im Kopf.“

Dieser Satz könnte gefühlt genauso von Thomas Rainer stammen. Er trat in die Fußstapfen seines Vaters Rudolf (80), welcher 1949 das von Martin und Ursula Rainer gegründete Familienunternehmen übernommen hatte. „Das ist ein sehr guter Markt, hier gab es schon immer sehr viele Metzger“, sagt der 47-Jährige, der wie so viele andere Fieranten auf eine feste Stammkundschaft bauen kann: „Am besten gehen unsere Bratwurst, die Weißwurst und der Leberkäse.“

Händler helfen einander

Auffällig beim verregneten Ortstermin am frühen Freitagmorgen: Die Markthändler kennen sich gut, helfen einander. So holt Peter Hillebrand – er verkauft mit seiner Schwester Monika Eibl allerlei Köstliches vom Weilerhof in Jesenwang – einen Schirm aus seinem Lieferwagen und baut ihn gleich nebenan für Tina Gloning auf. Sie hat eigentlich einen Bürojob, ist aber sehr gut mit der Familie Reiner befreundet und hilft immer gerne am Stand aus. Auf den Feldern vom Biohof Reiner in Petersdorf wachsen seit fünf Generationen unter anderem Kartoffeln, Gemüse und Getreide.

Die Zukunft des Wochenmarkts

Nach Angaben der Gemeinde sind im Schnitt 22 Stände auf dem Gröbenzeller Wochenmarkt vertreten. Bei den dienstlichen Begehungen durch das Ordnungsamt stelle man fest, dass er „gut besucht“ sei, heißt es. „Regionale und saisonale Lebensmittel werden immer gut angenommen“, sagt Bürgermeister Schäfer. Konkretes Feedback aus der Bevölkerung liege der Verwaltung nicht vor: „Es ist aber davon auszugehen, dass der Wochenmarkt insbesondere derzeit – wo der Supermarkt in der Kirchenstraße geschlossen ist – als positives Angebot zum Lebensmitteleinkauf in der Ortsmitte wahrgenommen wird.“ Der Wochenmarkt werde auch in Zukunft „ein wichtiger Baustein für die Nahversorgung“ bleiben, glaubt Schäfer.

Ein paar Schritte weiter bietet Jürgen Sailer gut gelaunt seine Produkte an, die er auf einem Hektar Land am Langwieder See anbaut. Im Januar ist der gelernte Landschaftsgärtner ins kalte Wasser gesprungen, als seine Vorgängerin am Wochenmarkt eine Nachfolge suchte. „Sie hat mich gefragt, ich habe daraufhin beim Bürgermeister vorgesprochen – und innerhalb von zwei Wochen war alles geregelt“, erzählt der 37-Jährige. Dann wendet er sich wieder seiner Kundschaft zu.

Zwischen Bäckern, weiteren Obstständen, dem Eierladen, der Käsetheke, der dritten Metzgerei und „Max aus Turin“ – Massimiliano Gianotti ist in Bad Tölz daheim und hat etwa gefüllte Pasta im Angebot – ist Thomas Horgai aus Sielenbach der einzige Händler am Platz, der Fisch-Feinkost anbietet. „Lachs geht immer“, verrät er, „aber Fisch ist natürlich ein gewisser Luxusartikel. Wenn du damit auf einem Wochenmarkt einsteigst, brauchst du Top-Qualität und einen langen Atem.“ Kundin Barbara Reinhard nickt zustimmend. „Ich gehe jetzt seit über 30 Jahren auf den Wochenmarkt, und die Fieranten kriegen gleich mit, wenn du mal nicht kommst“, erzählt die Gröbenzellerin und macht sich auf den Weg. Denn: „Morgen gibt’s Reherl.“

Zur Serie: In einer lockeren Serie besucht die Heimatzeitung die Händler im östlichen Landkreis und fragt, wie die Geschäfte laufen. Der Wochenmarkt in Gröbenzell findet übrigens jeden Freitag von 8 bis 12 Uhr auf dem Rathausplatz statt.

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