Horrende Heizkosten-Nachzahlung für 2022: Münchner kämpfen gegen Vermieter Vonovia an
Die Mieter in der Alten Heide sind schockiert: Für das Jahr 2022 sollen sie Heizkosten in Höhe von bis zu 3000 Euro nachzahlen. Vom Vermieter – der Vonovia – kommt zunächst keine Reaktion.
München - 3000 Euro Nachzahlung: Bei einer dermaßen hohen Heizkostenabrechnung bliebe wohl jedem die Kinnlatte offen stehen. Doch tatsächlich erging es so gleich mehreren Mietern in der Wohnsiedlung Alte Heide in München (Stadtteil Schwabing-Freimann). Evi Gsteiger ist eine von ihnen – und will die übermäßigen Kosten nicht auf sich sitzen lassen.
Vonovia verlangt immense Heizkosten-Nachzahlung – Mieter setzen sich zur Wehr
In der BR-Sendung „quer“ vom 22. Februar zeigt Gsteiger ihre Rechnung in die Kamera: 3.070 Euro soll sie für 2022 zusätzlich zahlen, bei einer Vorauszahlung von bloß 984 Euro. Die Rentnerin, die bereits seit 47 Jahren in ihrer Wohnung lebt, ist fassungslos: Ihr Heizverhalten 2022 und 2021 sei doch „fast identisch“ gewesen. Weitere Mieter, bei denen die BR-Reporter klingeln, bestätigen die Aussagen – auch bei ihnen gingen Forderungen zwischen 1700 und 3000 Euro ein.
Im Wohnblock der Alten Heide formt sich deshalb Widerstand: Die Bewohner schalten die Politik ein, schließlich auch die Presse. Weil der Vermieter, die Vonovia, trotz mehrfacher Beschwerden nicht reagiert. Auf einer Einwohnerversammlung Mitte Februar, die von dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden der Linken, Christian Schwarzenberger, begleitet wird, erfahren die Mieter endlich auch die Ursache für ihr Heizkostenproblem: Diese trägt den sperrigen Titel „Ersatzversorgung“. Doch was ist damit gemeint?
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Ersatz- statt Grundversorgung: Wie die extremen Kosten zustande kommen
Die sogenannte Ersatzversorgung tritt ein, wenn der Strom- oder Gasverbrauch eines Haushalts keinem Vertrag oder Anbieter zugeordnet werden kann, schreibt verbraucherzentrale.de. Dies passiere unter anderem dann, wenn der bisherige Anbieter insolvent sei oder keine Energie mehr liefern könne. Letzteres war auch bei den Mietern in der Alten Heide der Fall. Sie rutschten demnach in die Ersatzversorgung der Stadtwerke München. Allerdings handelt es sich dabei laut verbraucherzentrale.de nur um eine Notlösung, die in der Regel nur vorübergehend für drei Monate läuft. In Anschluss daran hätte sich der Vermieter also um eine weitaus günstigeren Vertrag kümmern können, den sogar die SWM selbst anbieten: die Grundversorgung.
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„Die Vonovia hätte genauso diesen Tarif abschließen können, und wir würden hier nicht sitzen. Wir hätten diese Probleme nicht“, stellt Linken-Politiker Schwarzenberger auf dem Einwohnertreffen klar.
Vonovia bezieht Stellung: „Prüfen, ob sich Rückzahlungen ergeben“
Der BR-Reporter haben auch beim Mieterverein München nachgefragt, ob dermaßen hohe Nachzahlungsforderungen rechtens sind. Und auch hier die Aussage einer Mitarbeiterin: Das Verhalten der Vonovia gegenüber ihren Mietern sei „sehr schwer nachvollziehbar“.
Erst, als die BR-Reporter selbst den Bochumer Immobilienkonzern mit den Vorwürfen konfrontieren, erhalten die Mieter eine Reaktion: „Wir haben leider versäumt, nach dem Ersatzvertrag einen neuen Tarif zu aktivieren“, schreibt Vonovia in einer E-Mail, die in der Doku vorgelesen wird, „wir prüfen nun, ob sich daraus Rückzahlungen ergeben.“ Auf Nachfrage unserer Redaktion am Dienstag, 27. Februar, teilt ein Sprecher des Konzerns mit: Der Prüfvorgang sei weiterhin nicht abgeschlossen. Ob die Mieter also die hohen Heizkosten bezahlen müssen oder nicht, ist weiterhin unklar.
Hinweis: Das Video erschien am 22. Februar 2024 in der Sendung „quer“ vom Bayerischen Rundfunk und ist jederzeit in der ARD Mediathek nachzuschauen. Hier geht es zum Wochenmagazin quer, hier zu der im Artikel beschriebenen Sendung.
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