Kindergärten in Sonthofen werden teurer
Die Defizite kommunaler Einrichtungen bereiten der Stadtverwaltung Bauchweh. Alle Gebühren stehen auf dem Prüfstand. Noch heuer sollen die Elternbeiträge für städtische Kindergärten und -krippen deutlich erhöht werden.
Sonthofen – Marcus Kleebaur vom Ordnungs- und Sozialreferat der Stadt Sonthofen machte keinen Hehl daraus, dass der Vorschlag der Verwaltung durchaus „unglaublich“ erscheine, als er das Szenario der KiTa-Gebühren im Ausschuss für Soziales, Kultur und Sport erläuterte.
Elternbeiträge für Kindergärten in Sonthofen sollen steigen
Um 25 Prozent müsse der Beitrag für Kindergärten steigen, um 12 Prozent für Kinderkrippenplätze. Die jährlich fällige Überprüfung der Gebühren habe ergeben, dass die bislang jährlichen moderaten Anpassungen offenbar nicht mehr ausreichten, um das Defizit aufzufangen, so Kleebaur. Die Gründe brachte er auf den Nenner: „Erziehung verlagert sich zunehmend aus dem Elternhaus in andere Einrichtungen.“ Das bedeute einmal eine deutliche Kostensteigerung beim Personal und Betrieb.
Die allgemeine Inflation tue ihr Übriges. Personalgewinnung sei schwierig und verlange höhere Aufwendungen. Es brauche zudem mehr Fachpersonal bei einem zugleich höheren Stundenpensum. „Immer mehr Kinder brauchen besondere Zuwendung und Sprachförderung“, erläuterte Kleebaur. Zudem sei die Defizitübernahme der nichtstädtischen Einrichtungen nicht über 2026 hinaus gesichert, werde also auf die Stadt fallen. Und KiTa-Einrichtungen benötigten „deutliche Mehreinnahmen durch die Elternbeiträge“, um die Risiken von Fehlbeträgen zu minimieren.
Stadt Sonthofen will Kindergartengebühren deutlich erhöhen
Die Stadt Sonthofen müsse in diesem Bereich also handeln. Das habe auch ein „Rüffel“ des Prüfungsverbandes klargestellt. Seitens der Verwaltung werde daher eine Erhöhung der Beiträge um 25 Prozent für die Kindergärten und 12 Prozent für die Kinderkrippen empfohlen, schloss Marcus Kleebaur seinen Bericht. Man bewege sich mit der Erhöhung auf das „Mittelfeld“ der Gebührenspanne der Nachbarkommunen zu, so relativierte Kleebaur seinen Vorschlag.
Bislang liege die Stadt Sonthofen sowohl bei den Gebühren für Kinderkrippen als auch für Kindergärten im unteren Bereich. Mit dem Modell gebe man den kommunalen Einrichtungen „die Chance, die Gebührenstruktur und die Defizitvereinbarung auf eine Schwarze Null zu bringen“. Man wolle nicht Gefahr laufen, über kurz oder lang in Schwierigkeiten zu kommen. Sonthofen sei „einsame Spitze ganz unten“, betont Kleebaur. Die aktuellen Gebühren bewegen sich je nach Stundenzahl bei Kindergartenplätzen zwischen 101 und 146 Euro, bei Krippenplätzen zwischen 193 und 278 Euro monatlich. Und, so die Rechnung, zahlten die Eltern effektiv „nur“ einen um 100 Euro Landeszuschuss reduzierten Beitrag für einen Kindergartenplatz – also 19 Euro pro Monat statt 119 Euro. Die Einnahmen aus Elternbeiträgen bezifferte Kleebaur für das Jahr 2024 mit rund 155000 Euro – ohne die 100 Euro, die der Freistaat Bayern den Eltern zahlt.
Eltern in Sonthofen müssen künftig mit weitaus höheren Kindergartengebühren rechnen
Die Diskussion im Ausschuss zeigte sich nach dem Vortrag der Verwaltung zweigeteilt. Elfriede Roth von den Grünen erkannte „einen riesigen Sprung“ nach Jahren mit moderaten Erhöhungen. Und Josef Zengerle (CSU) zeigte sich „geschockt“, auch wenn man „die Defizitgeschichte“ betrachten müsse. Es gehe unterm Strich um „gewaltige Summen“, die die Stadt tragen müsse. Seine Fraktion könne sich allerdings eine Erhöhung der Elternbeiträge um 20 und 10 Prozent vorstellen.
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„Wenn es die Kommunen nicht machen, kommt es ohnehin“, ergänzte Kleebaur in der Diskussion: Die Träger der Einrichtungen werden eine einheitliche Struktur anstreben im Zuge der Konkurrenz, schätzt er. Als „schlagendes Argument“ betrachtete Stadträtin Martina Neusinger (Freie Wähler) das Ziel, für Sonthofen eine Position im Mittelfeld der Gebühren zu erreichen. „25 Prozent hört sich in der Tat wahnsinnig viel an. Offenbar waren wir aber in der Vergangenheit zu moderat.“ Gute Betreuung habe schließlich ihren Preis. Die Gebührenerhöhung sei nicht schön, aber die Kommune müsse den Schritt jetzt gehen.
Das Produkt Kinderbetreuung in Sonthofen nicht zu billig verkaufen
Ganz ähnlich argumentierte Siegfried Zint (CSU): Das Produkt Betreuung dürfe man nicht zu billig verkaufen. Womöglich brauche es eine Erhöhung des staatlichen Elternzuschusses in Höhe von derzeit 100 Euro; das sei allerdings Sache der Politiker. Das gut durchdachte Konzept müsse man auch gut verkaufen, so Zint. „Ein neues Konzept mit Mehrwert.“ Die Zweiteilung im Meinungsbild fand sich auch in der Beschlussfassung wider: Mehrheitlich empfahl der Ausschuss eine Erhöhung der Kindergartengebühr von 25 Prozent und von 10 (statt der vorgeschlagenen 12) Prozent bei den städtischen Kinderkrippen. Endgültig auf den Weg bringen wird die Stadtrat die Anpassung der Gebühren und entsprechende Satzungsänderungen. Die Gebührenerhöhung soll ab September in Kraft treten.
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