Tipps zum Durchhalten - Expertin entlarvt Fasten-Mythen und nennt den perfekten Ernährungsplan

Karneval haben viele über die Stränge geschlagen – egal, Aschermittwoch war ja alles vorbei! Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage für die DAK wollen 72 Prozent der Deutschen jetzt kürzertreten. Aber sind traditionelle Fastenkuren, oft vor 200 Jahren ins Leben gerufen, eigentlich noch zeitgemäß? „Nein“, sagt eine renommierte Ernährungsmedizinerin – und räumt mit vielen Mythen auf.

Wenn doch bloß diese eklige Darmreinigung nicht wäre. Wenn ich wenigstens noch meinen geliebten Kaffee morgens trinken dürfte. Ach, wenn Fasten doch weniger mit Selbstkasteiung zu tun hätte! Klar, ohne Verzicht geht es nicht, aber Ernährungsexpertin Michaela Axt-Gadermann erklärt, was Sinn ergibt und was nicht.

Fünf Fastenmythen im Check

  1. Wein und Weißmehl: „Johann Schroth war ein Fuhrmann, der vor 200 Jahren Wein, ja sogar Wacholderschnäpse in die Kur einbaute, Trockentage und Weißmehlsemmeln empfahl“, sagt Prof. Axt-Gadermann: „Heute weiß man, dass Ballaststoffe effektiver fürs Fasten sind und Schonkost nur gelegentlich nach OPs sinnvoll ist.“
  2. Abführen mit Glaubersalz: Bei Buchinger- und F.-X-Mayr wird der Darm zu Beginn und während des Fastens mit Glaubersalz und Einläufen „gereinigt“. Sehr, sehr unangenehm. „Und nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen völlig falsch“, so die Ernährungsmedizinerin. „Unser Mikrobiom, also allem die Bakterien im Darm, sind für unsere Gesundheit besonders wichtig. Wenn man sie ausspülte, gehen wichtige Bakterien verloren, andere, die Entzündungen verursachen, vermehren sich. Der Darm braucht Monate, bis er sich regeneriert.“ Als einzigen Grund für den „Darmputz“ lässt sie eine anstehende Darmspiegelung gelten.
  3. Saftfasten: Klingt erst mal gesund, liefert aber keine Ballaststoffe, dafür sehr viel Fruktose und die belastet die Leber, die bei manchem Jecken eh schon leiden musste. Besser seien Gemüsesuppen. Die enthalten auch Ballaststoffe, wodurch mehr Sättigungshormone produziert werden."
  4. Modetrend Detox: „Ob ich Brennnesseltee trinke oder mir Detox-Pflaster unter die Füße klebe, ist unseren Entgiftungsorganen total egal“, schmunzelt die Medizinerin. „Leber, Niere, Mikrobiom, Haut und Lunge sind ziemlich leistungsfähig.“ Zeolit oder Tonerde, die ebenfalls zu Entgiftungszwecken angeboten werden, seien sogar schädlich. „Sie enthalten teilweise große Mengen Schwermetalle.“ Positiv hingegen, laut vieler Untersuchungen: Kaffee, mindestens zwei Tassen täglich beim Fasten. Er unterstützt die Leber und verstärkt die Fasteneffekte. Gleiches gilt für Chili.
  5. Fünf kleine Mahlzeiten pro Tag: Wurden früher empfohlen, heute nicht mehr. „Zu kurze Abstände zwischen den Mahlzeiten führen zu hohen Blutzuckerspiegeln und Fetteinlagerungen.“ Deshalb empfiehlt sie nach ihrer neu entwickelten Fastenkur (siehe Infokasten unten) mindestens zweimal in der Woche Intervallfasten, also 16 Stunden am Tag nichts zu essen. Denn: Fasten an sich sei eine wunderbare Sache mit „verjüngenden, lebensverlängernden Effekten“.

Mikrobiomfasten nach Axt-Gadermann

Wenig Aufwand, große Wirkung: Um in den richtigen Hungerstoffwechsel, die sogenannte Ketose, zu kommen, sollten Sie mindestens zwei, eher drei Tage durchhalten (wer gesundheitlich fit ist, auch eine Woche). Wem das zu lange ist, kann viele Fasteneffekte auch mit Intervallfasten erreichen. Und so funktioniert das Mikrobiomfasten nach Axt-Gadermann:

Morgens: Eine Tasse schwarzer Kaffee mit einem Löffel gutem, kaltgepresstem Olivenöl (unterstützt den Fastenprozess, kann aber auch einzeln genommen werden). Grüner Tee und Mineralwasser (mit mindestens 300 Milligramm Kalzium pro Liter) nach Belieben. Dazu eine Portion präbiotisches Ballaststoffpulver oder -kapseln (z. B. mit Inulin, Akazienfaser, Flohsamen, resistente Stärke...). Spaziergang, Radtour, Yoga oder Fitnesstraining zur Erhaltung der Muskulatur einlegen.

Mittags: Noch mal eine Tasse Kaffee, gedünstetes Gemüse, probiotische Lebensmittel (etwa Sauermilchprodukte) oder ein probiotisches Nahrungsergänzungsmittel, etwas Eiweiß (z. B. Mozzarella, damit die Muskulatur sich nicht abbaut). Diese kleinen Snacks halten den Stoffwechsel auf Trab. Wer völlig auf Kalorien verzichten möchte, kann die Lebensmittel bei Kurzzeitfasten auch weglassen.

Abends: Gönnen Sie sich ein bis zwei Tassen schlaffördernden Tee mit Baldrian, Melisse, Lavendel oder ähnlichen beruhigenden Kräutermischungen. Nehmen Sie vor dem Schlafen noch einen koffeinfreien Kaffee oder Espresso mit einer Prise Chili zu sich, so können Sie die Zellregeneration während der Nacht anregen.

Wer zwischendurch sehr hungrig ist, kann den Magen noch mit ein paar Mandeln oder Erdnüssen beruhigen. Auch ein Glas Buttermilch oder ein Naturjoghurt sind erlaubt. Um ein besseres Sättigungsgefühl zu erhalten, einen Esslöffel Oliven- oder Leinöl unterrühren.

Von Andrea Kahlmeier (ak)

Das Original zu diesem Beitrag "Darauf 'nen Espresso: Professorin entlarvt Fasten-Mythen und sagt, was besser helfen kann" stammt von Kölner Express.