Solawi-Projekt in Weyarn: „Wir teilen die Ernte und die Kosten“

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Bereit für die nächste Anbausaison: Jana Heenen ist gelernte Gemüsegärtnerin und bewirtschaftet den Riedlerhof in Kleinpienzenau bereits seit drei Jahren. © Thomas Plettenberg

Hier gehen Erzeuger und Verbraucher solidarisch Hand in Hand: Beim Solawi-Projekt von Gemüsegärtnerin Jana Heenen in Kleinpienzenau kann jeder mitmachen.

Weyarn – Lebensmittel aus der Region – wer sie will, findet im Landkreis Miesbach viele Produzenten, die auf Märkten oder ab Hof verkaufen oder ihre Kunden beliefern. Eine Möglichkeit, bei der Produktion von Gemüse und Obst selbst mitmachen zu können, bietet die Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Gemüsegärtnerin Jana Heenen hat im vergangenen Jahr das aktuell einzige Solawi-Projekt im Landkreis gestartet. Zuvor hat sie bereits zwei Jahre lang selbstständig den Riedlerhof in Kleinpienzenau in der Gemeinde Weyarn bewirtschaftet. Der biozertifizierte Anbau geht nun also in die vierte Saison und hat auch regionale Gastronomen als Ernteteilhaber gewinnen können. Wir haben bei Heenen nachgefragt, was das Besondere von Solawi ist. 

Frau Heenen, erklären Sie bitte in ein paar Sätzen das Prinzip von Solawi.

Solawi ist ein Zusammenschluss von Verbrauchern und Produzenten, hier also Landwirte oder Gemüsegärtner, die sich einerseits die Ernte teilen, aber auch die Kosten für den Anbau der Lebensmittel. So entsteht ein realer Wirtschaftskreislauf. Es ist nachhaltige Wertschöpfung vor Ort, die Freude machen und die regionale Souveränität bezüglich Lebensmitteln stärken soll.

Stichwort Solidarität: Warum ist das für den Landwirt oder Gemüsegärtner so wichtig?

Lebensmittelproduzenten sind von den Marktpreisen abhängig, doch gerade die kleinteilige Landwirtschaft und Gemüsegärtnerei kann mit Massenproduzenten nicht mithalten. Die Produktionskosten sind einfach höher, als dass man sie durch die Preise im Supermarkt auffangen könnte. Solawi ermöglicht den Landwirten und Gemüsegärtnern, dass sie nachhaltig, zukunftssicher und zu fairen Arbeitsbedingungen produzieren können. Dazu gehört auch, dass das Risiko der Ernte, zum Beispiel Wettereinflüsse, auf mehrere Schulter verteilt ist.

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Welche Vorteile bietet Solawi für die Verbraucher?

Zum einen bekommen sie bei uns natürlich Bio-Lebensmittel, und dabei alte, seltene und sehr geschmackvolle Gemüse, Obst- und Salatsorten. Und die Menschen haben wieder Kontakt zur Lebensmittelproduktion, lernen mich als Gärtnerin selbst kennen und können auch Wünsche und Ideen einbringen. Sie erleben die Abläufe im Garten mit, die Saisonalität von Gemüse oder Obst, wann was wächst. Gerade für Kinder ist das eine tolle Erfahrung. Die Menschen können selbst etwas bewirken und wenn sie wollen, auch mitarbeiten. 

Apropos Mitarbeit: Was ist gewünscht und möglich?

Niemand muss mitarbeiten, aber jeder kann. Wir hatten in der vergangenen Saison einige Freiwillige, die während der Woche gekommen sind und unser Team unterstützt haben – einfach, weil sie Lust und Zeit hatten. Für alle gibt es einmal im Monat einen Mitmachtag, aber auch der ist freiwillig. Wir treffen uns immer an einem Samstagvormittag für drei Stunden. Dann wird in kleinen Teams gearbeitet, was gerade anfällt: Kompost umstechen, Unkraut jäten oder Gemüse aussäen. Danach setzen wir uns für ein Picknick zusammen, zu dem jeder etwas mitbringt. 

Auf Ihrer Anlage gibt es auch andere Angebote?

Oh ja. In den vergangenen Jahren hatten wir immer wieder mal ein Pfadfindercamp. Wir haben auch einen Bildungsauftrag. Ein Wildnispädagoge und ein Sozialpädagoge bieten dieses Jahr gemeinsam Seminare an, da geht‘s zum Beispiel ums Feuermachen, verbunden mit Persönlichkeitsentwicklung. Ich selbst möchte Gartenführungen machen zu verschiedenen Themen. Etwa ganz grundsätzliche Infos zur Permakultur oder auch Praktisches, wie über Gartenwerkzeuge, welche sinnvoll sind und wie sie eingesetzt werden.

Diese Angebote sind für alle Interessierten offen?

Das sind sie, und wir werden sie rechtzeitig in der Presse ankündigen. Außerdem gibt es Infos auf meinem Instagram Account (jana_erntet) sowie einen Newsletter, bei dem sich Interessierte eintragen können (gemuese-garten@web.de.).

Gemüse beziehen

Die Ernteanteile für 2025 werden nun neu ausgegeben. Interessierte können sich bei einer Gartenführung über das Konzept informieren. Jana Heenen lädt dazu für Samstag, 8. Februar, um 10 Uhr auf den Riedlerhof ein. Sie bittet um Anmeldung unter gemuese-garten@web.de. Die Gemüsekisten werden von Mai bis November wöchentlich donnerstags geerntet, Kunden erhalten diese entweder vor Ort oder in Weyarn, Miesbach und weiteren geplanten Abholstationen. Es gibt die Kisten in den Größen Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt. Weitere Infos über die Gärtnerei unter https://heimatunternehmen-ober land.de/menschen/jana-heenen.

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