Estland erwägt „ernsthaft” Entsendung von Truppen in die Ukraine
Nato-Staat Estland erwägt „ernsthaft” Entsendung von Truppen in die Ukraine
Das Baltikum fühlt sich schon lange von Russland ins Visier genommen. Jetzt plant Estland, seine Unterstützung für die Ukraine auszuweiten.
Tallinn – Die ukrainischen Streitkräfte entlasten: Mit dieser Idee erwägt die Regierung von Estland „ernsthaft“, eigene Truppen in die Ukraine zu schicken. Diese sollen nicht direkt an Kämpfen teilnehmen, sondern als Sanitäter arbeiten, bei der Logistik helfen oder Teile der Luftverteidigung in der Westukraine übernehmen. So sollen mehr Ukrainer an die Front können. Darüber berichtete das Verteidigungsmagazin Breaking Defense. unter Berufung auf den Nationalen Sicherheitsberater in Tallinn.
Estland plädiert für höhere Verteidigungsausgaben im Kampf gegen Russland
Estland arbeitet zudem an seiner eigenen Verteidigung. 2024 könnten die Verteidigungsausgaben 3,4 Prozent erreichen, wie der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur im Interview mit Euronews preisgibt. Der kleine Staat im Baltikum sorgt sich stets um einen Einmarsch Russlands. Pevkur hält den aggressiven Nachbar für die „Hauptbedrohung“ der Nato. Deswegen lobbyiert das Land dafür, dass alle Mitgliedsstaaten ihre Verteidigungsaufgaben auf drei Prozent erhöhen.
Der Wunsch nach Schutz vor Russland spiegelt sich auch in der Bevölkerung wider, der Hass auf die ehemalige Besatzungsmacht sitzt tief. Estland hat deshalb nicht nur eine Berufsarmee, sondern auch eine Freiwilligenmiliz mit knapp 30.000 Mitgliedern.

Die Angst vor einer Invasion Russlands hat gute Gründe. Estlands Ministerpräsidentin Kaja Kallas steht auf der Fahndungsliste des Kremls, gegen Cyber-Attacken aus dem Osten wehrt man sich schon lange. Mit Desinformationspropaganda will Wladimir Putin auch die russischsprachige Minderheit im Baltikum aufwiegeln. Für die Balten ist klar: Wenn die Ukraine fällt, sind wir als Nächstes dran.
Estland will Ukraine auch finanziell unterstützen
Mit der Überlegung, mit eigenen Streitkräften die Ukraine zu unterstützen, hängt sich Tallinn nun an frühere Aussagen des französischen Premierministers Emmanuel Macron. Dieser hat seinerseits nicht ausgeschlossen, französische Bodentruppen in die Ukraine zu senden. Auch Litauen hatte Personal angeboten, um Trainings in Kyjiw durchzuführen. Deutschland und die USA hingegen lehnen kategorisch ab, Soldaten in die Ukraine zu schicken.
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Das Baltikum übernimmt auch eine Vorreiterrolle in der Diskussion über eingefrorenes Oligarchengeld. Kallas betonte kürzlich, Zinserträge von sanktionierten Vermögenswerten der Ukraine im Krieg zur Verfügung stellen zu wollen. Der Gesetzesentwurf stehe und sei bereits mit Kollegen außerhalb geteilt worden, sagte die estnische Premier. Er werde gerade im Parlament debattiert. (ah)