Neue Zahlen zur Miete in Deutschland schockieren: „Die Miete wird immer mehr zum Armutsrisiko“
Die Mietpreise steigen weiter – mit gravierenden Folgen: Neue Zahlen legen nahe, dass die Armut unter Mietern massiv ansteigt.
Berlin – Mieten wird immer teurer – und damit steigt wohl auch die Zahl der Mieter, die von Armut bedroht sind. Das legen neue Zahlen nahe, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beim Statistischen Bundesamt abgefragt hat und von denen die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) berichtet. Demnach waren im vergangenen Jahr 22,4 Prozent der Mieter armutsgefährdet. Das ist eine Steigerung um zwei Prozentpunkte gegenüber 2023.
Wagenknecht verübt scharfe Kritik: „Die Miete wird immer mehr zum Armutsrisiko“
Damit steigt die Armut unter Mietern an, obwohl die Armutsgefährdungsquote in der Gesamtbevölkerung zum Vergleichsjahr 2021 leicht rückläufig ist. Das bedeutet auch, dass Mieter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung überproportional vom Armutsrisiko betroffen sind. Unter Wohneigentümern ist das Risiko, in Armut zu rutschen, in den vergangenen Jahren gesunken. 2024 lag der Anteil bei 8,3 Prozent, drei Jahre zuvor noch bei 10,9 Prozent.

„Wenn inzwischen fast jeder vierte Mieter von Armut bedroht ist, dann ist das ein beschämendes Armutszeugnis für die Wohnungspolitik der letzten Jahre. Auch die neue Bundesregierung tut viel zu wenig“, kommentierte die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht die Zahlen gegenüber der NOZ. Die Mietpreisbremse verpuffe nahezu wirkungslos. „Die Miete wird immer mehr zum Armutsrisiko“, so Wagenknecht der Zeitung.
Mieten steigen: Markt bleibt angespannt
Eine Entspannung ist nicht in Sicht: Mieten und Kaufen wird in Deutschland immer teurer. So hat sich die Preissteigerung einer Studie zufolge im zweiten Quartal fortgesetzt. Von April bis Juni legten die Neuvertragsmieten um durchschnittlich 3,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu, wie aus der Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervorgeht und von der Reuters berichtet.
Verglichen mit den ersten drei Monaten des Jahres gab es einen Anstieg von 0,8 Prozent. „Damit bleibt der Mietmarkt angespannt, auch wenn die Dynamik etwas nachgelassen hat“, lautet das Fazit der Forscher um IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. „Noch vor einem Jahr lagen die Jahreszuwächse bei über fünf Prozent.“
Merz-Regierung wirft den Bauturbo an
Die Merz-Regierung versucht mit dem Bauturbo gegenzusteuern. So sollen Kommunen die Möglichkeit erhalten, Genehmigungsverfahren zu straffen, indem sie von Bebauungsplänen abweichen können. Ziel ist es, dass schneller gebaut, nachverdichtet oder aufgestockt werden kann. Nach langer Krise geht es im Wohnungsbau von niedrigem Niveau aus nun auch wieder bergauf: Die Zahl der Baugenehmigungen wuchs im ersten Halbjahr um 2,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 110.000 Wohnungen. Allerdings war sie ein Jahr zuvor auf den niedrigsten Stand für die ersten sechs Monate seit 2010 gesunken. Höhere Zinsen und teure Baumaterialien hatten den jahrelangen Bauboom beendet.
Eine nachhaltige Besserung des Wohnungsmangels werde auch davon abhängen, wie sich die Finanzierungskosten angesichts der jüngsten Leitzinssenkungen entwickeln, betonte das Ifo-Institut. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins seit vorigem Jahr achtmal gesenkt. Ob weitere Schritte folgen, ist offen. (lma mit Reuters)