„Es geht um uns alle“: Demonstranten machen am Tegernsee ihrem Unmut über die Regierung Luft
Der Unmut ist groß. Nicht nur unter den Landwirten. Bei der Protest-Fahrt um den Tegernsee beteiligten sich neben den Bauern auch Vertreter zahlreicher anderer Branchen. Sie alle taten ihre Unzufriedenheit mit der Regierung kund.
Tegernseer Tal – Die Stimmung war schon seit Tagen aufgeheizt. Im Landkreis und im Tegernseer Tal hatten sich so genannte Widerstandsgruppen in den sozialen Netzwerken formiert. Der ganze Frust über die Politik der Bundesregierung entlud sich am Montag (8. Januar) nun landesweit in Protestaktionen – auch am Tegernsee. Hier waren es an die 200 Fahrzeuge, die sich bei Dunkelheit und klirrender Kälte ab 7 Uhr morgens und dann den ganzen Vormittag über in zwei Kolonnen den See entlang wälzten. Den morgendlichen Schüler- und Berufsverkehr ließen die Demonstranten noch ungehindert fließen, danach sorgten sie immer wieder für größere Behinderungen und Stauungen auf der Bundesstraße. Zu Komplettblockaden kam es aber nicht, Ärger mit der Polizei blieb aus.
Handwerker, Spediteure und Gastronomen hatten sich Protest angeschlossen
„Es war der Hammer – wir hatten es nicht so positiv erwartet“, jubelte am späten Montagvormittag Monika Peiß, die sich gemeinsam mit Kreisrat Balthasar Brandhofer (Bayernpartei) als Ansprechpartner für die Protest-Fahrt zur Verfügung gestellt hatte. Peiß, die einem Bauernhof entstammt, heute aber nicht mehr in der Landwirtschaft tätig ist, machte ihre Beweggründe – und offenbar auch die ihrer Mitstreiter – deutlich: „Es geht um uns alle in Deutschland.“ Nicht nur aus Solidarität den Landwirten gegenüber hatten sich viele Vertreter anderer Branchen - Handwerker, Spediteure, Gastronomen - dem Protest am Tegernsee angeschlossen. Sie fühlen sich ebenfalls benachteiligt.

Demonstranten am Tegernsee forderten: „Stoppt diese Regierung!“
Traktoren, Firmenfahrzeuge, schwere Lkw und dazwischen immer wieder Pkw fuhren hupend und blinkend, teils nur im Schritttempo um den See. Ihre Botschaften hatten die Demonstranten unmissverständlich auf Transparente oder direkt auf die Fahrzeuge gepinselt: „Sieht sich die Politik nicht mehr raus, zieht sie die Bauern aus“, „Stoppt diese Regierung“, „Ohne Bauern und Mittelstand stirbt unser Land“, „Unser Geld für uns“ – so oder so ähnlich lauteten die Slogans.
Leberkässemmeln vom Holnburger, Getränke vom Bräustüberl
Durch die Reaktionen am Straßenrand fühlten sich die Teilnehmer bestätigt. Die Menschen hätten geklatscht und gewunken – „es gab zu 90 Prozent Zustimmung“, meinte Balthasar Brandhofer. Die Metzgerei Holnburger in Weissach spendierte den Protestlern auf ihrer Fahrt Leberkässemmeln, Wiener oder Weißwürste. „Wir mussten nur ums Haus herumfahren, wie beim McDrive“, berichtet Peiß. Seine Sympathien bekundete auch Wirt Peter Hubert, in dessen Bräustüberl die Aktion gegen Mittag endete. Er spendierte den rund 200 einkehrenden Protestlern die erste Runde Getränke.
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Gastronomen ärgern sich über Erhöhung der Mehrwertsteuer
Dass auch die Gastronomen wütend sind auf die Ampel-Regierung ist nicht neu, wurde bei der Demo in Tegernsee aber einmal mehr deutlich. Sieben oder acht Gastronomiebetriebe, so schätzt Josef Wolfgang Bogner, Wirt des Rottacher Voitlhofs, hätten sich an der Rundfahrt beteiligt. Dass die Regierung trotz gegenteiliger Versprechungen die Mehrwertsteuer auf Speisen in Restaurants wieder auf 19 Prozent angehoben hat, wertet Bogner als „Vertrauensbruch“. „Es liegt so viel im Argen“, sagt er. Ihn freue es daher, dass sich Teilnehmer quer durch alle Branchen an der Demo beteiligt hätten. Bogner selber war natürlich auch dabei.
Firma Ettstaller war mit drei Betonmischern und der Bierkönigin dabei
Mit gleich drei Betonmischern war das Gmunder Unternehmen von Georg Ettstaller bei der Demo am Start. Die Teuerung in Deutschland betreffe nicht nur die Landwirte, sondern alle im Land, machte der Unternehmer auf Nachfrage deutlich. „So kann’s nicht weitergehen!“ Für seine Tochter Veronika Ettstaller, ehemals bayerische Bierkönigin, war es ebenfalls Ehrensache, mit an Bord zu sein und ihre Teilnahme in den sozialen Medien umfangreich zu posten. „Ich habe das gerne unterstützt“, sagte sie.
Es könnte eine weitere Protest-Fahrt am Tegernsee geben
Gestartet waren die Demonstranten von Seeglas und Rottach-Egern aus. Zunächst fuhren beide Trosse im Uhrzeigersinn um den See, später machte die Seeglas-Truppe in Weissach kehrt und fuhr in entgegengesetzter Richtung. Dass die Demo reibungslos und ohne Störfeuer durch mögliche Quertreiber verlief, darüber zeigten sich Peiß und Brandhofer am Ende erleichtert. Noch während der Fahrt habe man sich immer wieder über den Verlauf der Route und Haltepunkte verständigt – „das hat super gepasst“, findet Peiß. Sie zeigte sich überzeugt: Die Demonstranten hätten ein deutliches Zeichen in Richtung Politik gesetzt. „Und es wird nicht das letzte gewesen sein“, kündigte Peiß mit Blick auf die noch laufende Protestwoche an. Es könnte also eine weitere Demo geben.
Auch in Miesbach und Holzkirchen gab‘s Proteste.
gab