Peter Mayrs neueste Aktion: Papierarbeiten auf Geldpapier
Geschredderte D-Mark-Scheine in allen Farben – mit diesem außergewöhnlichen Rohstoff setzt sich Peter Mayr jetzt für eine Soloausstellung ab Freitag, 13. September, auseinander. Etwa 1,6 Tonnen hat er davon noch in der Garage. „Ich werde noch über Jahre aus dem Vollen schöpfen können.“
Peiting – Geld ist eine ernste Angelegenheit. Man hat es, oder nicht. Man kann es vergöttern oder verfluchen, es führt zu Neid, erfüllt die Herzen mit Finsternis oder bringt die Menschen in Gefahr – „Geld ist ein Rohstoff mit viele Facetten“, zählt Peter Mayr auf. Und wenn einer wirklich viel Geld hat, dann ist es der Peitinger Künstler: In der sagenhaften Menge von 1,6 Tonnen, gewaschen, geschreddert, nach Banknoten und Farben sortiert, könnte er baden wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher. Säckeweise winzigste Fitzelchen der ehemaligen deutschen Währung D-Mark hat er in der Garage. Und nun, nach jahrelangem Suchen und Ausprobieren, eine Möglichkeit gefunden, das Geld zu Papier zu machen.
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Erstanden hatte Mayr die Geldschnipsel schon vor mehr als 20 Jahren. „Ursprünglich wollte ich damals meine Phantom abformen“, blickt er zurück und erinnert gleichzeitig an das damalige künstlerische Großprojekt. Jahrelang beschäftigte er sich mit dem Kampfflieger F-4 Phantom II, dessen Rumpf im Garten seines vorherigen Ateliers immer für großes Staunen sorgte.

Alles Experimentieren half aber nichts, er musste sich mit Papierpulpe und Pappmaschee aus anderen Materialien begnügen. Auch wenn sie zum größten Teil aus Baumwolle bestehen, ließen sich die Schein-Schnipsel einfach nicht in ihre Fasern zersetzen, und damit auch kein Papier daraus schöpfen. Selbst so ungewöhnliche Gerätschaften wie die Rührmaschine der Peitinger Bäckerei Sesar habe es nicht geschafft, erzählt Mayr von seinen kreativen Bemühungen.
Papierwerkstatt im Glockenbachviertel
„Vor zwei Jahren habe ich dann in München im Glockenbachviertel eine Papierwerkstatt entdeckt, die mir das erste handgeschöpfte Papier aus meinen Banknoten hergestellt hat.“ Noch immer ist er völlig begeistert vom Ergebnis: Aus je einem Kilogramm zerkleinertem Papiergeld – zunächst einmal 10-DM- und 20-DM-Scheine – hat die Papierwerkstatt dieses ganz besondere Geldpapier hergestellt. Hochgerechnet ergaben sich jeweils 100 Bögen DinA-4. Nicht nur das Papier ist einzigartig – „ich kenne sonst niemanden, der damit arbeitet“ –, auch die Farbtöne, sortenrein sozusagen.

Derzeit bereitet Peter Mayr eine Soloausstellung vor, die am 13. September eröffnet wird und dann an drei Wochenenden im Dießener Taubenturm zu sehen ist. „Geld ist der Rohstoff...“ ist der Titel, und der kann auch noch ergänzt werden: „Geld ist der Rohstoff, von dem ich am meisten habe.“ Es entstanden und entstehen verschiedene Papierarbeiten.
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Auch als „Blaupause“ bekannt
Mayr verwebt etwa schmale Streifen noch älterer Reichsbanknoten mit dem ausrangierten D-Mark-Papier. „Die eigentliche Geschichte erzählt aber der Bildträger aus Geldpapier“, erinnert Mayr an diesen besonderen, fast einzigartigen Rohstoff. Auch Cyanotypie kommt zum Einsatz, eine fotografische Technik, die ab den 1850-er Jahren entwickelt und später auch als „Blaupause“ bekannt wurde.

Mayr verwendet eigene Aufnahmen aus verschiedenen Städten. Als Vorlage für die teils abstrakten Arbeiten dienten etwa Videos von Gebäuden, in denen eine fast nicht greifbare Dramatik steckt. So gibt es etwa Aufnahmen von Überresten der beim Terroranschlag 9/11 in New York zerstörten „Twin Towers“ und weiterer Gebäude außen herum. Oder ein Gebäude aus Doha, der Hauptstadt von Katar, das Arbeiter unter widrigsten Bedingungen zur Fußballweltmeisterschaft erbauten.

Das war schon Herzstück der Serie „Doha-Babylon“. Ein Model aus Papiermaschee, in zahlreiche einzelne Schichten Polyester-Gießharz gepackt, steht im Werkstatt-Atelier „Graficum“ in Peiting bereit. Daneben ein nachgebautes marodes Boot einer Schlepperbande, das mit samt seiner menschlichen Fracht im Meer versank.
In Dießen eher leichte Werke
Ob diese Objekte die Reise nach Dießen antreten, ist noch nicht sicher, denn sie sind schwer, noch gewichtiger ihr eiserner Sockel. Und die Ausstellungsräume im Taubenturm direkt dem Marienmünster sind nur über enge, steile Stufen erreichbar. Der Großteil der dort ausgestellten Arbeiten werde daher wohl aus leichtem Material bestehen, kündigt Mayr an. Etwa aus recyceltem Papier, oder eben Geld-Papier, von einzelnen Objekten bis zur Druckgrafik. Relevant sei der Rohstoff auf jeden Fall. „Ich mache Geld zu Papier, und Papier vielleicht wieder zu Geld, wenn jemand etwas kauft.“
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Die Ausstellung
Die Vernissage der Ausstellung „Geld ist der Rohstoff...“ im Taubenturm Dießen (Klosterhof 8) ist am Freitag, 13. September, um 19 Uhr. Der Turm ist dann jeweils für Besucher geöffnet an den folgenden drei Wochenenden bis zum 29. September jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Infos auch unter www.heimatverein-diessen.de. Infos zum Künstler unter www.petrmayr.de und ww.graficum.art.
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