Trump-Chaos in Panama: Was an der China-Angst im Panamakanal wirklich dran ist

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Donald Trump befürchtet eine chinesische Kontrolle am Panamakanal. Ein Militäreinsatz ist nicht ausgeschlossen. Was steckt dahinter?

Washington – Donald Trump steht kurz vor dem erneuten Amtsantritt im Weißen Haus. Bereits weit davor erregt er in gewohnter Manier die Aufmerksamkeit von Staatsoberhäuptern und wirtschaftlichen Analysten. Unter anderem gab er an, eine nationale Notlage ausrufen zu wollen, um zusätzliche Befugnisse zu erhalten, sobald er die Macht übernommen hätte. Außerdem rüttelt er an lange fest gezogenen Grenzen. Unter anderem geht es dabei um den Panamakanal.

Donald Trumps China-Sorge – Steht Panamakanal unter fremder Kontrolle?

„Regeln sind Regeln und es gibt keine Ausnahme“ – so reagierte Ricuarte Vásquez Morales, Leiter der Panamakanal-Behörde, auf die letzten Äußerungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Dieser hatte zuvor kritisiert, dass die Durchfahrtsgebühren zu hoch und ungerecht seien, und dass der Kanal unter chinesischer Kontrolle stehe. Vásquez Morales befürchtet nun Chaos auf der Wasserstraße, falls es zu einer Vorzugsbehandlung von US-amerikanischen Frachtschiffen kommen sollte. „Wir können weder die Chinesen noch die Amerikaner noch sonst jemanden diskriminieren“, zitierte das Wall Street Journal den Behördenleiter.

Am Dienstag (7. Januar) hatte Donald Trump bei einer Pressekonferenz einen Rundumschlag geführt. Unter anderem hatte er davon gesprochen, den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umzubenennen, Grönland und Kanada den USA zuführen zu wollen und auch ein militärisches Vorgehen nicht ausgeschlossen, um die Kontrolle über den Panamakanal zurückzuerlangen. Diesen hatten die USA gebaut und 1914 eröffnet. 1977 hatte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter dann ein Abkommen unterzeichnet, mit dem Panama den Kanal erhielt.

Donald Trump in Washington.
Donald Trump in Washington (Symbolfoto). Donald Trump befürchtet eine chinesische Kontrolle am Panamakanal. Ein Militäreinsatz ist nicht ausgeschlossen. Was steckt dahinter? © IMAGO / UPI Photo/ANNABELLE GORDON

China ist in keiner Weise an unseren Aktivitäten beteiligt“, führte Vásquez Morales weiter aus. Der Spiegel nannte eine Tochtergesellschaft der CK Hutchison Holdings, ansässig in Hongkong, als Betreiber zweier Häfen, einer an jedem Eingang des Panamakanals. Der Kanal selbst unterliegt der Panamakanal-Behörde, deren Vorstand von Panamas Regierung gewählt wird.

Panamakanal in Chinas Visier – Was es mit der Belt-and-Road-Initiative zu tun hat

Der Panamakanal steht bereits seit längerer Zeit im Visier von US-Politikern. In einem Meinungsbeitrag für das Nachrichtenportal Newsweek hatte der republikanische Kongressabgeordnete Mike Gallagher im Herbst 2023 geschrieben: „Im Jahr 2023 könnte ein Besucher des Panamakanals glauben, er sei in China. Häfen an beiden Enden des Kanals werden von Unternehmen aus der Volksrepublik China verwaltet, während Huawei das Telekommunikationssystem des Landes dominiert.“

Tatsächlich hat sich Panama in den vergangenen Jahren deutlich China zugewandt. Im Jahr 2018 hatte es sich der sogenannten Belt-and-Road-Initiative angeschlossen, das im Grunde ein weltumspannendes Netz aus Handelswegen und Infrastruktur werden soll. Ein Jahr zuvor hatte Panama seine diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen, Botschafter mit der Volkswirtschaft ausgetauscht und die Ein-China-Doktrin anerkannt. Laut der Neuen Zürcher Zeitung hatte Panama nach einem Besuch Xi Jinpings im Jahr 2018 ein ganzes Bündel an bilateralen Verträgen unterzeichnet.

China-Zuwendung in Lateinamerika – „Kaufen Lithium und sind dann wieder weg“

Trotzdem sind die USA noch Hauptnutzer der Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Etwa 74 Prozent der auf dem Panamakanal transportierten Güter stammen aus den USA, 21 Prozent aus China. Allerdings steigt der Handel zwischen China und Mittel- sowie Südamerika deutlich. Allein für das Jahr 2022 stellte das Nachrichtennetzwerk DW einen Anstieg des Handelsvolumens um elf Prozent (auf 437 Milliarden Euro) fest. Peking sei damit gleich hinter Washington der zweitgrößte Handelspartner. In der Außenhandelsbilanz bei den größeren Volkswirtschaften der Region (Brasilien, Chile und Peru) liege China „unangefochten“ vorn.

Analysten gehen davon aus, dass dieser Trend anhält. Laut der deutschen Außenhandelsförderungsgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) soll sich das Handelsvolumen zwischen China und Lateinamerika bis 2033, verglichen mit 2023, verdoppeln. „Wenn sie in den lateinamerikanischen Ländern unterwegs sind, dann finden sie viele Kunden, die die chinesischen Produkte schätzen, weil sie preiswert sind und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben“, sagt Stefanie Schmitt, GTAI-Direktorin in Chile. „Viele leben hier am Rande der Armutsgrenze. Preiswerte Produkte aus China können sie sich leisten, Handys und Autos.“

China wiederum konzentriere sich in Lateinamerika vor allem auf den Zukauf von Bodenschätzen. Ein Beispiel dafür ist Lithium. „Die Chinesen kaufen hier Lithium und sind dann wieder weg“, erklärte Schmitt. Daneben investiert China massiv in Infrastrukturprojekte in der Region. Staatliche Kreditinstitute oder private Konzerne kaufen sich in brasilianische Containerhäfen oder argentinische Atomkraftwerke ein. Der Einfluss in der Region nimmt drastisch zu, während der westliche Einfluss schwindet. Unter Trump könnte es zu einem verschärften Handelskrieg mit China kommen.

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