70 Radfahrer strampeln in Geretsried für Demokratie und Klimaschutz
In Geretsried setzten 70 Radler ein Zeichen für die Demokratie und den Klimaschutz. Sie strampelten auch als Zeichen gegen Neonazis und für eine gute Zukunft.
Geretsried – Unter dem Motto „Radeln für Vielfalt – Aufstehen für Demokratie und Klimaschutz“ machten sich am Freitagabend rund 70 Radfahrer auf den Weg zu einer friedlichen Demonstration. Ein Aktionsbündnis aus Geretsrieder und Wolfratshauser Bürgern hatte die Fahrt samt Kundgebung organisiert. Der Start am Neuen Platz war von 18 Uhr auf 17 Uhr vorverlegt worden, denn wenn man im Dunkeln geradelt wäre, hätten die Veranstalter zuvor jedes Fahrrad auf ausreichende Beleuchtung untersuchen müssen.
Resi Harth vom Aktionsbündnis zitierte aus dem Grundgesetz
Resi Harth vom Aktionsbündnis begrüßte die Teilnehmer von ihrer Rikscha aus. Auf deren Rückseite war ein Plakat angebracht mit der Aufschrift „Rettet die Demokratie. Keine Stimme für Neonazis. Eine gute Zeit für alle“. Die Geretsriederin zitierte aus dem Grundgesetz, dass die Würde des Menschen unantastbar sei – „und damit sind alle Menschen gemeint“, betonte Harth.
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Werner Sebb gab einen Abriss über die Geschichte der Rüstungswerke
Nach dem gemeinsamen Singen eines Friedenslieds ging es unter Polizeigeleit los in Richtung Stein. Dort erwartete Werner Sebb vom Arbeitskreis Historisches Geretsried die Gruppe am Jugendtreff Ein-Stein. Er gab einen Abriss über die Geschichte der Geretsrieder Rüstungswerke. Während des Nationalsozialismus waren dort Zwangsarbeiter beschäftigt. Die Arbeitsbedingungen in den Munitionsfabriken seien menschenunwürdig gewesen, sagte Sebb, ebenso wie die Unterbringung in den Lagern. „Es gibt viele Gerüchte über das, was in den Lagern geschehen sein soll. Wir vom Arbeitskreis haben uns in unseren Veröffentlichungen aber ausschließlich an Tatsachen gehalten“, betonte er.
Flugblatt erklärte: AfD leugne Klimawandel
Gleichzeitig wurde ein Flugblatt verteilt, auf dem zu lesen war, dass sich die AfD nicht immer an die Tatsachen halte. Unter anderem leugne die Alternative für Deutschland den Klimawandel. Die Unterzeichner des Flugblatts, Sigrid und Harald Bender, Sabine und Oliver Bischoff, Resi Harth, Maren und Jan Reiners, Michaela und Hans Schwarzenbeck sowie Lucia und Dr. Hans Schmidt warnen: „AfD wählen heißt, mehr Geld für die Wohlhabenden, aber Umwelt kaputt, Demokratie kaputt, Wirtschaft kaputt, Wohlstand kaputt, Rente kaputt.“ Nach Sebbs Vortrag fuhren die 70 Demonstranten weitgehend geräuschlos – aus einem Lautsprecher kam Rap-Musik – zurück zum Neuen Platz. Dort ging Resi Harth noch auf den Umweltgedanken der Aktion ein und warb fürs Fahrradfahren.
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Bundesweite Proteste solle AfD-Anhänger zum Nachdenken bringen
Der Wolfratshauser Wolfgang Oberjatzas (69) sagte, von unserer Zeitung nach der Motivation für seine Teilnahme gefragt, er wolle „dass unsere Enkel eine Zukunft haben“ – sowohl was die Umwelt als auch die Demokratie angehe. Michael Müller (70) aus Geretsried meinte, er hoffe, die bundesweiten Proteste würden die AfD-Anhänger zum Nachdenken bringen: „Es kann so nicht weitergehen.“ Rita Wahl aus Wolfratshausen schließlich erklärte, sie setze sich als gebürtige Litauerin, die seit 27 Jahren in Deutschland lebe, dafür ein, dass auch andere Menschen mit Migrationshintergrund hier bleiben dürften.
Die regelmäßigen Proteste gegen Rechtsextremismus und Hass sind ein interkommunales Projekt. Vor zwei Wochen hatten in Wolfratshausen 350 Menschen in der Altstadt demonstriert. In zwei Wochen sollen den Veranstaltern zufolge möglichst viele Teilnehmer in der Loisachstadt ein Herz bilden und dabei trommeln. Von Tanja Lühr
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