Deutsche Maschinenbauer befinden sich in der China-Falle
„Made in China“ stand lange für geringe Qualität, doch das ändert sich. Deutschland reagiert auf Chinas wachsende Maschinenimporten in der EU mit zunehmenden Strafzöllen.
Changsha - „Made in China“ hat den Ruf, eher für geringe Qualität zu stehen. Doch das ändert sich derzeit. Während Deutschland lange Zeit die führende Kraft in der Herstellung hochwertiger Maschinen war, holt China zunehmend auf. Bereits 2020 überholte China Deutschland bei der Anzahl der ausgelieferten Maschinen. Nun reagiert Deutschland mit Strafzöllen gegen chinesische Maschinenbauunternehmen. Denn die steigende Verlagerung deutscher Unternehmen ins Ausland sorgt für Nervosität.
Deutsche Maschinenbauer unter Druck: EU erhebt Strafzölle gegen China
Die Hebebühne zum Fensterputzen – kaum jemand vermutet, dass gerade dieses Produkt der chinesischen Firma Sinoboom so viel Aufsehen im Maschinenbausektor erregt. Das mittelständische Unternehmen hat international große Erfolge erzielt. Kein Wunder, denn die Hebebühnen sind günstiger als die deutschen Pendants. Im ersten Quartal dieses Jahres stiegen die Importe um 16,1 Prozent, was die EU dazu veranlasste, vorläufige Zollsätze von über 50 Prozent zu erheben. Die EU merkt an, dass es sich bei den Preisen für die Hebebühnen von Sinoboom um Dumpingpreise handelt, die durch staatliche Unterstützung aus China ermöglicht werden.
„Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit von lokalen Unternehmen aufgrund einer erhöhten Qualität und Technologie der Produkte, aber auch verstärkte industriepolitische Eingriffe des Staates“, erklärt Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagebau (VDMA) in einer Verbandsmeldung. Dies führe laut ihm zu einer Stärkung der Unternehmen auf Drittmärkten, was zu extremem Handelsdruck führt.
Für China, in China: Anzahl an Aufträgen für deutsche Maschinenbauer sinkt
Die WirtschaftsWoche berichtet, dass viele deutsche Hersteller von Kunststoffmaschinen derzeit etwa 30 Prozent weniger Aufträge erhalten. Ein Beispiel sei demnach das süddeutsche Unternehmen Arburg aus Loßburg. Rund 100 Jahre lang habe das Unternehmen im Schwarzwald produziert, doch nun soll die Produktion nach China und in die USA verlagert werden. Auch im Bereich der Elektroautos zeigt China seine Wettbewerbsfähigkeit: Jedes vierte E-Auto in Europa stammt mittlerweile aus China, so eine Studie. Darauf antwortete die EU bereits mit Strafzöllen für die Einfuhr chinesischer E-Autos.
Eine Umfrage des VDMA zeigt zudem, dass fast die Hälfte der Mitglieder des Verbands zurzeit ihre China-Strategie überdenken. Das hänge mit der erschwerten Geschäftslage in China und der geopolitischen Lage zusammen, aber auch, dass chinesische Unternehmen einheimische Lieferanten bevorzugen. „Fast alles, was man im Maschinenbau braucht, kann man heute auch in China selbst kaufen, häufig sogar von den Tochtergesellschaften der üblichen Lieferanten“, ergänzt Ackermann.
VDMA fordert Ampel zu Maßnahmen für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit auf
Der VDMA fordert die Politik daher auf, die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Europa zu stärken. Forschung, Entwicklung, Bildung und Digitalisierung müssen laut dem Verband stark gefördert werden. Bürokratie sei vor allem ein Problem, das den „innovativen Unternehmergeist lähmt.“ Das hat auch die Ampel-Koalition verstanden. In ihrer Wachstumsinitiative zur Stärkung der deutschen Wirtschaft soll zuerst die Bürokratie vereinfacht werden. Doch bis es so weit ist, wartet ein Papierberg von Arbeit.