„Mit Abstand der größte Ausbruch“: Anwohner gibt exklusiven Einblick in Ätna-Spektakel

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Am Montag sorgte eine Eruption am Ätna-Vulkan für ein gewaltiges Spektakel. Ein Anwohner in Catania berichtet von spannungsvollen Stunden.

Catania – Für Simon Hüller begann die Aufregung bereits mitten in der Nacht. Der 24-Jährige blickte von seinem Balkon in Catania auf den berühmten Ätna, als sich die Naturgewalt des Vulkans spürbar anbahnte. Es sollte die größte Eruption werden, die Simon in seiner Zeit auf Sizilien erlebt hat. Auch seine Freunde verfolgten das Spektakel genau. Ein paar seiner Kumpels, die näher am Vulkan wohnen, schrieben dem Studenten nachts: „Es geht los“.

Augenzeuge über Ätna-Ausbruch: „Mit Abstand der größte, den ich in meiner Zeit hier bisher erlebt habe“

Simon wohnt seit einigen Monaten auf Sizilien und bezeichnet sich selbst als großen Vulkan-Fan. Er kommt ursprünglich aus dem oberbayerischen Landkreis Traunstein und studiert Mittelschullehramt in München. Seit Februar absolviert er ein Auslandssemester in Catania, erzählte er im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Dank seines kleinen Balkons mit Sicht auf den Vulkan ist er immer hautnah am Geschehen, wenn der Ätna aktiv wird. „Im April ist er mal alle drei bis vier Tage ausgebrochen – aber nicht so stark wie heute“, blickte er zurück. „Es war mit Abstand der größte Ausbruch, den ich in meiner Zeit hier bisher erlebt habe. Alle waren ein bisschen aus dem Häuschen.“  

Von seinem Balkon aus hatte Simon einen perfekten Ausblick auf den Vulkanausbruch am Montag.
Von seinem Balkon aus hatte Simon einen perfekten Ausblick auf den Vulkanausbruch am Montag. © Privat

Um vier Uhr morgens sei das Spektakel bereits im Gange gewesen. Als Simon aufstand und aus dem Fenster schaute, sah er nach eigener Aussage eine Lavafontäne. „Man konnte schön sehen, wie oben Lava herausspritzte. Es entstand weißer Rauch.“

Gewaltige Aktivität am Ätna: Vulkan löst gefährlichen pyroklastischen Strom aus

Am Montag (2. Juni) stieß Europas größter aktiver Vulkan schließlich eine riesige Wolke aus Asche, Gas und Gestein aus. Nicht nur das: Dem italienischen Vulkanforschungsinstitut INGV zufolge wurde auch ein „pyroklastischer Strom“ sichtbar, offenbar ausgelöst durch einen Zusammenbruch an der Nordflanke des südöstlichen Kraters. Das passiere nicht so oft, wiederholte auch der 24-jährige Münchner noch einmal. „Es entstand neben der großen weißen Wolke auch eine große schwarze Wolke“, erzählte er. „Das sah sehr spektakulär aus.“

Vulkan Ätna
Der etwa 3.350 Meter hohe Ätna brach am Montag erneut aus. © Giuseppe Distefano/AP/dpa

Pyroklastische Ströme entstehen, wenn Gestein, Asche und heiße Gase mit hoher Geschwindigkeit die Hänge eines Vulkans herunterrasen. Sie sind extrem gefährlich und können unter anderem zu Verbrennungen, aber auch Probleme in den Atemwegen führen. Pyroklastische Ströme töteten beispielsweise im ersten Jahrhundert nach Christus die Bewohner von Herculaneum und Pompeji.

Münchner wanderte noch vor einer Woche durch Ätna-Gebiet, das nun zum Verhängnis geworden wäre

Wie gefährlich die Ströme werden können, war am Montag auch dem Münchner bewusst. Laut eigener Aussage war er ausgerechnet vor einer Woche noch genau dort wandern, wo der pyroklastische Strom entlang gelaufen ist. „Also quasi in einem Gebiet, in dem wir heute auf jeden Fall gestorben wären, wenn wir heute dort gewesen wären.“ Für ihn persönlich würde es nicht infrage kommen, sich für ein solches Spektakel in Gefahr bringen. Mit sicherem Abstand zuschauen könnte er laut eigener Aussage aber stundenlang.

Nach Angaben der INGV-Experten bestand am Montag keine Gefahr für die Bevölkerung, erklärte der sizilianische Regionalpräsident Renato Schifani. Der Vulkanausbruch werde von den Behörden „mit extremer Vorsicht beobachtet“. Zivilschutzchef Salvo Cocina rief Urlauber dazu auf, die Gegend um den Ätna zunächst zu meiden. Im Internet veröffentlichte Videos zeigten Touristen, die offenbar einen Hang des Vulkans hinunter hasteten. (no/mb/dpa)

Auch interessant

Kommentare