Daniel Glattauer stellte seinen neuen Roman „In einem Zug“ mit Schauspielerin Julia Koschitz im Literaturhaus München vor. Höchst amüsant.
Dieser Abend hat nur ein klitzekleines Manko: Es gibt ihn nicht als Hörbuch. Was für ein Jammer, dass Daniel Glattauer seinen neuen Roman „In einem Zug“ nicht selbst im Studio eingesprochen hat – denn anders als manch andere Schriftsteller ist der 64-Jährige ein ausgezeichneter Vorleser. Ach was, er liest am Abend des 22. Januar 2025 im Literaturhaus München nicht einfach vor, er erweckt seinen Ich-Erzähler, der einiges von ihm selbst haben dürfte, auf der kleinen Bühne unnachahmlich zum Leben. „Szenische Lesung“ wird hier ernst genommen. Zusammen mit Schauspielerin Julia Koschitz stellt Daniel Glattauer sein neues Werk in knackigen, höchst amüsanten 75 Minuten vor.
Und damit einen der schönsten „Nicht-Liebesromane“, wie es Literaturhaus-Chefin Tanja Graf vorab in ihrem Grußwort treffend formuliert. Es geht – „in einem Zug“ – von Wien nach München. Ein berühmter Autor mit Schreibblockade sitzt einer ihm unbekannten Frau mittleren Alters schräg gegenüber. Eduard Brünhofer heißt er, genießt die Stille, das Einfach-nur-hier-Sitzen. Sie tut nichts. Er tut nichts. „Aber sie tut doch etwas. Sie schaut mich an.“
Munteres Ping-Pong-Spiel zwischen Daniel Glattauer und Julia Koschitz
Und so beginnt eine zarte Kontaktaufnahme. Die sich im Laufe der Fahrt zu einem immer muntereren verbalen Ping-Pong-Spiel zwischen den beiden entwickelt. Mit österreichischem Einschlag in der Stimme und Sinn für Betonung und Timing trägt Daniel Glattauer vor – Julia Koschitz pariert süffisant, schräg gegenüber.
Da hätte man gern noch bis zur Ankunft der zwei Reisenden in München zugehört. Ein feiner Trost: Das tatsächlich existierende Hörbuch hat Schauspieler Christian Berkel eingesprochen. Und das auch sehr unterhaltsam. Gibt’s beim Dumont Verlag, genau wie das Buch. Einmal mehr: dringende Empfehlung. (Die Buchkritik zu Daniel Glattauers neuem Roman „In einem Zug“ lesen Sie hier.)