Gel(i)ebter Austausch: So lief der Neujahrsempfang im Münchner Literaturhaus

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Gastgeberin im Münchner Literaturhaus: Tanja Graf. © Daniela Weiland

Das Münchner Literaturhaus lud zu seinem Neujahrsempfang an den Salvatorplatz. Es war ein Abend des Austauschs und des Miteinanders – und die Ankündigung eines Abschieds.

Die traurige Nachricht zuerst: Frido Mann, Schriftsteller, Psychologe, Streiter für die Demokratie und seit vielen Jahren Wahl-Münchner, will die Stadt verlassen. Der Enkel von Thomas Mann zieht zurück in die Schweiz – nicht nur aus familiären Gründen, die es freilich auch gibt. Aber eben außerdem aus politischen. Zu unsicher scheint dem 84-Jährigen die aktuelle Lage, gerade mit Blick auf das Wegbrechen der gesellschaftlichen Mitte und das erschreckende Erstarken von antidemokratischen Kräften und Parteien. Manns Entscheidung ist alarmierend – darin sind sich alle einig, die am Mittwoch (15. Januar 2025) zum Neujahrsempfang des Münchner Literaturhauses gekommen sind. Und es ist ein Zeichen, das einmal mehr unterstreicht, wie wichtig die Arbeit ist, die im Haus am Salvatorplatz, aber auch in anderen Kulturinstitutionen, geleistet wird.

Axel Milberg und Thomas Loibl
Schauspielkollegen: Thomas Loibl und Axel Milberg (li.). © Daniela Weiland

„Zuhören heißt nicht automatisch zustimmen“, zitiert Literaturhaus-Chefin Tanja Graf in ihrer Begrüßung Carola Lentz, die ehemalige Präsidentin des Goethe-Instituts. „Aber ohne zuhören ist Dialog nicht möglich.“ Graf schärft diesen Gedanken noch nach: „Zuhören ist das, was es uns erst ermöglicht, in den Dialog zu treten.“ Vor dem Zuhören komme die Neugierde – und die sei das Gegenteil vom starren Beharren auf dem eigenen Standpunkt. Neugieriges Zuhören, entspannter Austausch – nicht nur unter diesem Aspekt war dies ein gelungener Abend.

Es ist ja längst gelebte Tradition: Das Kulturjahr in München beginnt mit dem Neujahrsempfang des Literaturhauses. „Lässig und familiär“ nennt Tanja Graf in ihrer so charmanten wie bedenkenswerten Rede dieses jährliche Zusammentreffen. Die Gästeliste ist vielseitig und lang: Autorinnen und Autoren sind da, natürlich, Menschen aus der Verlagsbranche, aus dem Buchhandel, Schauspielerinnen und Schauspieler, Museums-, Theater- und Filmleute. Eine bunte und vielstimmige Gruppe ist es, die im dritten Stock des Hauses diskutiert, lacht, Pläne schmiedet und gemeinsam in die Zukunft blickt.

„Sich selbst ein Bild zu machen“ sei die zentrale Botschaft der Ausstellung über die US-Intellektuelle Susan Sontag (1933-2004), die im Haus derzeit vorbereitet werde, berichtet Tanja Graf. Und eben das ist nicht der schlechteste Vorsatz für 2025. Trotz allem.

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