Bushaltestellen, die Bienen schützen: Um den Bestand der Wildbienen zu sichern, bieten Malve, Bergminze und Co. auf 16 Wartehäuschen in Freising nun einen Lebensraum für an die 30 Arten.
Freising – Es summt und brummt an mehreren Buswartehäuschen in der Stadt Freising. Denn auf deren Dächer wachsen und gedeihen seit mehreren Monaten insektenfreundliche Pflanzen. Der Arbeitskreis Stadtgrün hat die Aktion angestoßen, die ein Vorbild für den ganzen Freistaat sein soll. Zum Abschluss des Projekts mit dem offiziellen Namen „Begrünte Dächer der Buswartehallen – Neuer Lebensraum für Wildbienen in Freising“ trafen sich die Beteiligten nun am Montag an der Bushaltestelle an der General-von-Stein-Straße – direkt unter einem der insgesamt 16 begrünten Dächer im Stadtgebiet, die 2022 und 2023 errichtet wurden.
Heimische Pflanzenarten, individuell angepasst
Domberg, Isardamm und Staudengarten seien Wildbienen-Hotspots, erläuterte TUM-Professor Hanno Schäfer, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. Allerdings liegen diese Hotspots weit auseinander, denn Wildbienen fliegen in der Regel nur wenige hundert Meter weit. Um den Bienenbestand zu sichern, müssen die Hotspots miteinander verbunden werden. Das geschah nun durch die Blühflächen auf den Bushaltestellen: Sie sind sogenannte Trittstein-Biotope, in denen die Bienen Nahrung finden – darunter beispielsweise Bergminze, Hornklee, Natternkopf, Malve oder Färberkamille.
„Es sind lauter regionale heimische Pflanzenarten, das war die Auflage der Unteren Naturschutzbehörde“, erläuterte Schäfer. Besondere Pflege sei nicht nötig. „Die Mischungen haben wir selbst gemacht und an den jeweiligen Bushaltestellenstandort angepasst. Manche stehen zum Beispiel nur im Schatten, andere in der prallen Sonne. So können sie dort jahrzehntelang bestehen.“ Diesen Sommer hatten die Dächer das erste Mal geblüht, dabei hätten die Forschenden bereits 20 bis 30 verschiedene Wildbienenarten gezählt. Schäfer geht davon aus, dass es noch mehr werden. „Man muss den Insekten auch Zeit geben.“
Hier summen die Bienen
Diese 16 Haltestellen wurden bepflanzt: Rotkreuzstraße, Griesfeldstraße, Vimystraße, zwei Mal General-von-Stein-Straße, Finkenstraße, Moosstraße, Christopher-Paudiß-Platz, Sonnnenstraße, Erdinger Straße 31, Carl-Orff-Straße, zwei Mal Clemensänger, Am Staudengarten, Weihenstephan und Lange Point.
Den Stein für die blühenden Bushaltestellen ins Rollen gebracht hatte vor drei Jahren der Arbeitskreis Stadtgrün. „Der AK war der Ideengeber und die Stadtwerke ein toller Partner, um die Idee zu verwirklichen“, lobte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Mit den insgesamt 113 Quadratmeter bepflanzter Dächer leiste nun auch die Stadt Freising einen Beitrag für mehr Biodiversität.
Andreas Voigt, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke Parkhaus und Verkehrs-GmbH, gab zu, dass die Realisierung des Vorhabens doch etwas länger gedauert habe als ursprünglich gedacht. Nicht nur die bepflanzbaren Dächer der Wartehäuschen hätten speziell entwickelt werden müssen, sondern auch die dazu passenden Fundamente. Außerdem habe man die Haltestellen in diesem Zug auch barrierefrei gestaltet. „Das Gesamtbild soll stimmen.“
Nur in der Innenstadt fehlen noch Trittsteine
Finanziell unterstützt wurde das Ganze mit 127 000 Euro aus der LEADER-Förderung der EU. Mit diesem Projekt leiste Freising „einen Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger im Bereich Umwelt- und Klimaschutz“, betonte Agnes Stiglmaier, LEADER-Koordinatorin für Oberbayern Nord und Kelheim.
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Einziger Wermutstropfen: Die Trittstein-Biotope sind noch nicht ganz vollständig. „In der Innenstadt fehlen noch ein, zwei Inseln, denn wir wollen ja keine Sackgassen, sondern Verbindungen für die Bienen errichten“, so Schäfer. Sollte das nicht mit Bushaltestellen geschehen, könnten andere Grünflächen wie etwa der Amtsgerichtsgarten diesen Zweck erfüllen. Bettina Köhne vom AK Stadtgrün betonte: „Wir vom Arbeitskreis haben viele Ideen. Es fehlt halt an finanziellen Mitteln.“