Zwischen Wut und Hoffnung: Anwohner der Penzberger Nonnenwaldstraße wollen kein „Rettungszentrum Zibetholz“
Der Entwurf für ein Penzberger „Rettungszentrum Zibetholz“ sorgt seit Februar für Diskussion. Jetzt machen Anwohner gegen das Vorhaben mobil.
Der Wald zwischen Nonnenwaldstraße und Staatsstraße 2370 soll erhalten bleiben. Diese Forderung steht ganz oben auf der Unterschriften-Liste, die das Penzberger Ehepaar Werner und Anita Eck erstellt haben. Grund für ihr Anliegen ist die Sitzung des Bauausschuss vom 20. Februar. In dieser stellte Stadtbaumeister Justus Klement einen Entwurf für ein Blaulichtzentrum vor. Ansiedeln soll sich dieses zwischen Nonnenwald- und Staatsstraße 2370 (Rundschau berichtete).
Zwar wurden in der Sitzung mehrere mögliche Standorte für ein neues BRK-Gebäude vorgestellt, die meisten wurden aber entweder vom Roten Kreuz oder von Seiten der Stadt als nicht passend eingestuft. Der Großteil der Stadträte zeigte sich von dem „prestigeträchtigen Projekt“, wie Sebastian Fügener (Grüne) den Entwurf kritisch betitelte, überrumpelt. Sie entschieden sich gegen den Vorschlag der Stadt, einen Bebauungsplan für das „Rettungszentrum Zibetholz“ aufstellen zu lassen und erbaten sich mehr Informationen.
Die Anwohner der Nonnenwaldstraße haben eine Unterschriftenaktion gegen das „Rettungszentrum Zibetholz“ gestartet
In einer Stellungnahme der Rathaus-Abteilung Umwelt- und Klimaschutz heißt es damals: „Durch die notwendigen Baumfällungen wäre ein waldrechtlicher Ausgleich zu erbringen. Dieser scheint derzeit aufgrund fehlender monetärer Mittel nicht möglich.“ Auch stünden der Stadt keine Ausgleichsflächen zur Verfügung. Allerdings wies die Abteilung unter dem ehemaligen Leiter Carl-Christian Wippermann darauf hin, dass die erhaltenswertesten Bäume sich in dem – im Entwurf eingeplanten – südlichen Verbundstreifen befänden, wodurch das Biotopverbundsystem funktionsfähig bliebe.
Was die direkten Anwohner von dem Vorhaben halten, wissen Werner und Anita Eck. Seit 1995 leben sie in ihrem Haus an der Nonnenwaldstraße. In dem kleinen Wohngebiet sind sie eine von rund 20 Parteien, deren Grundstück direkt an dem Wäldchen liegt. Die Ecks verstehen sich als Vertreter der Interessen der Anwohner. Mit rund 150 Unterschriften rechnet der 61-Jährige, die er noch vor der Sitzung des nächsten Bauausschuss am kommenden Dienstag, 16. April, bei der Stadt abgeben will. Dem Ehepaar ginge es zum einen um die Natur. Einen Laubwald wie diesen „gibt es fast nicht mehr“, sagt die 59-Jährige im Gespräch mit der Rundschau. Wenn man genauer hinsehe, sei der Wald mehr als „nur ein paar Bäume“. Regelmäßig ließen sich hier kleine und große Tiere beobachten.

Unverständnis herrscht bei den Ecks darüber, warum manche der möglichen BRK-Standorte ausgeschlossen wurden, von denen einige bereits erschlossene Flächen bieten würden. So beispielsweise am Friedhof oder an der Birkenstraße. Dabei betonte Werner Eck, dass es keine Frage sei, dass das BRK einen neuen Standort brauche. Aber das Abholzen von rund zwei Hektar, der als Immissionsschutz- und Erholungswald kartierten Fläche, wäre unverantwortlich. Längst sei das Gefühl aufgekommen, die Stadt wolle sich nur „Grün präsentieren“, kritisiert der Penzberger. Seine Frau stimmt ihm zu: „Wir sind stinksauer.“
Der Entwurf zum „Rettungszentrum Zibetholzweg“ sorgt bei Anwohnern und Bund Naturschutz für Gegenwehr
Zum anderen macht dem Ehepaar die Wohnqualität sorgen, die sie durch das Blaulichtzentrum ernsthaft gefährdet sehen. Nicht zuletzt durch die steigende Lärmbelastung aufgrund der Martinshörner der Einsatzfahrzeuge. Diese habe durch die von Wohngebiet in Mischgebiet geänderte Nutzung bereits stark gelitten, erklärt Werner Eck. Nicht zuletzt durch das Ansiedeln der Firma Rabeler, des Bauhofs und des Hagebaumarkts sowie der Lärmbelastung durch den Verkehr. „Ich habe keine Lust mehr hier zu wohnen“, bringt die Penzbergerin ihre Gefühle zum Ausdruck.
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Der Frust des Ehepaars ist deutlich spürbar. „Sie sollen wissen, das Gegenwind da ist“, fasst der Ehemann sein Anliegen zusammen. Das Ehepaar will mit dem Penzberger Bund Naturschutz (BN) zusammenarbeiten und größere Unterschrift-Aktionen auf die Beine stellen. Auch kündigt der 61-Jährige an, einige der Betroffenen aus dem Wohngebiet würden Präsenz bei der kommenden Bauausschusssitzung zeigen. In die Hoffnung mischt sich auch Zweifel: „Ob man es verhindern kann, werden wir sehen.“
Auch die Penzberger Ortsgruppe des Bund Naturschutzes bezog bereits Stellung zu dem Vorhaben. In einem offenen Brief an die Stadt schrieb Vorsitzenden Hannelore Jaresch, fehlendes Vorausdenken beim Kauf von Grundstücken räche sich nun, wo ein Standort fürs BRK her müsse. „Dass dabei oft der Schaden für Natur und Klima und damit die Lebensqualität der Bürger überhaupt nicht einberechnet wird, beunruhigt zutiefst“, kritisiert Jaresch die, wie sie es nennt, sprunghaften Vorschläge der Stadt – wie jetzt mit dem Rettungszentrum.
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