Selbst Super-Hardliner Dick Cheney will nicht mehr für Donald Trump stimmen
Dick Cheney gilt als konservativer Rechtsausleger und wollte selbst schon Präsident werden. Doch mit dem Kandidaten seiner Partei kann er nichts anfangen.
Washington DC – Konservativer als Dick Cheney geht es in den USA kaum. Der heute 83-jährige Politiker war von 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush und später Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Heute ist Cheney vor allem eins: Gegner von Donald Trump, dem aktuellen Kandidaten seiner Partei für die US-Wahl 2024.
Am Freitagabend (6. September) äußerte sich Cheney zum laufenden Wahlkampf der Präsidentschaftswahl – und sagte ausgerechnet Kamala Harris, der Kandidatin der Demokraten, seine Unterstützung zu. „Als Bürger hat jeder von uns die Pflicht, das Land über die Parteilichkeit zu stellen und unsere Verfassung zu verteidigen. Deshalb werde ich meine Stimme für Vizepräsidentin Kamala Harris abgeben“, sagte Cheney laut der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe in der 248-jährigen Geschichte der Nation noch nie eine Person gegeben, die eine größere Bedrohung für die Republik darstelle als Donald Trump.

Dick Cheney stellt sich gegen Donald Trump
Damit schloss sich Dick Cheney einer Gruppe an, zu der unter anderem auch seine Tochter Liz Cheney gehört: Republikaner, die mit Donald Trump wenig bis gar nichts anfangen und öffentlich mit ihm brechen. Bereits im Jahr 2016 bezeichnete das US-Magazin New Yorker diese Gruppe als „Never Trumper“.
Donald Trump wiederum hat einen anderen Namen für Parteigenossen gefunden, die ihm die Gefolgschaft verweigern: „Republicans in Name Only“ (Republikaner nur dem Namen nach), abgekürzt „RINO“. Es dauerte auch nicht lange, bis der Ex-Präsident sich auf Truth Social zu der Bekanntgabe der Cheneys äußerte. Die Cheneys seien „irrelevante RINO“.
Donald Trump verliert kurz vor US-Wahl prominente Unterstützung
Es ist nicht das erste Mal, dass Donald Trump und die Cheneys aneinandergeraten. Vor allem Liz Cheney hatte sich in der Vergangenheit des Öfteren kritisch gegenüber dem Kandidaten ihrer Partei gezeigt. Nun gab die ehemalige Kongressabgeordnete bekannt, dass sie nicht nur selbst für Kamala Harris stimmen werde, sondern sich sogar im Wahlkampf für die Parteikonkurrentin engagieren werde. „Es ist wichtig, dass wir Donald Trump besiegen“, sagte Cheney auf einer Veranstaltung in Texas.
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Dass aber sogar ihr Vater Dick Cheney sich öffentlich für eine Demokratin starkmacht, sorgte in den USA für Überraschung. „Dick Cheney war einer der konservativsten Kongressabgeordneten und Vizepräsidenten der Geschichte“, schrieb zum Beispiel Radiomoderator Barry Maskon auf X (vormals Twitter). Ebenfalls dort kommentierte der demokratische Strategieberater D. J. Koessler: „Stellen Sie sich vor, Ihnen hätte jemand Anfang der Achtzigerjahre gesagt, dass Dick Cheney eines Tages die demokratische Präsidentschaftskandidatin unterstützen würde.“
Die Unterstützung nimmt Harris dankend an. Das bestätigte auch ihre Kampagne. „Die Vizepräsidentin ist stolz auf die Unterstützung von Vizepräsident Cheney und hat großen Respekt vor seinem Mut, das Land vor die Partei zu stellen“, sagte Jen O‘Malley Dillon, Wahlkampfmanagerin der demokratischen Kandidatin.
Das liegt vor allem daran, dass der Wahlkampf längst auf Hochtouren läuft. Die Umfragen zur US-Wahl vor allem in den Swing States deuten ein unglaublich enges Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump an. In einem derart hart umkämpften Umfeld könnte am Ende jedes noch so kleine Detail entscheidend sein. (dil/rtr)