„Gut zum Anfangen“: Extrembergsteigerin aus der Jachenau berichtet von Weltrekord – und sorgt für Lacher

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Gemeinsam mit ihrem Spezl Ashok Lama (re.) aus Nepal bezwang Isabella-Maria Haßmann aus der Jachenau den Manaslu und stellte damit einen Weltrekord auf. © Isabella-Maria Haßmann

Nach ihrer Heimkehr in die Jachenau hält die Extrembergsteigerin Isabella-Maria Haßmann einen Vortrag über ihre Reise. Mit ihrer Bescheidenheit punktet sie beim Publikum.

Jachenau – An die 400 Menschen wollten am Donnerstag im brechend vollen Schützenhaus „ihre“ Isabella sehen, die in Nepal den 8163 Meter hohen Manaslu bestiegen hat. Ende September stand Isabella-Maria Haßmann aus der Jachenau auf dem achthöchsten Berg der Erde (wir berichteten).

Achthöchster Berg der Erde ohne Sauerstoff bezwungen: Isabella-Maria Haßmann stellte Weltrekord auf

Als einzige Teilnehmerin ihrer 15-köpfigen Gruppe hatte die Tochter vom „Häuslweber“ den Gipfel mit eiserner Willenskraft ohne Flaschensauerstoff erreicht; als die bislang jüngste Frau, was ihre Expeditionsagentur sogleich werbeträchtig als „Weltrekord“ verkaufte und auch die für Statistik zuständige „Himalaya Database“ entsprechend publizierte.

Überfüllt war das Jachenauer Schützenhaus beim Vortrag von Isabella Haßmann (Bildmitte).
Brechend voll war das Jachenauer Schützenhaus beim Vortrag von Isabella-Maria Haßmann (Mi.). © Bannier

Was Haßmann so sympathisch macht: Ihr großartiger Erfolg ist ihr nicht zu Kopf gestiegen. Als Zeichen von innerer Stärke ordnete sie ihre Leistung eher mit Bescheidenheit ein und sprach zutreffend von einem „technisch nicht so anspruchsvollen Achttausender, der gut zum Anfangen ist“.

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Isabella-Maria Haßmann war tatsächlich „ganz oben“

Sie würdigte auch die Unterstützung der Einheimischen und sprach von ihrem „Glück mit dem Wetter“, ihrer „stabilen Gesundheit und den günstigen Verhältnissen“ an diesem Achttausender. Die Normalroute am Manaslu wird oft von Lawinen sowie Türmen aus Gletschereis, den sogenannten Séracs, bedroht und hat schon viele Opfer gefordert. Außerdem haben oben am weitläufigen Hochplateau schon etliche namhafte Bergsteiger bei urplötzlich einsetzenden Wetterstürzen die Orientierung verloren und sind erfroren.

Der 8163 Meter hohe Manaslu in Nepal ist der achthöchste Berg der Erde.
Der 8163 Meter hohe Manaslu in Nepal ist der achthöchste Berg der Erde. © Isabella-Maria Haßmann

Anders als es viele prominentere Vorgänger von sich behauptet haben, war Isabella-Maria Haßmann auch tatsächlich „ganz oben“: Das hat damit zu tun, dass ganz am Schluss nach der stundenlangen Stapferei über das Hochplateau noch ein brutal ausgesetzter fragiler Wächtengrat wartet, der zur schmalen höchsten Spitze führt. Viele mussten dort schon umkehren, doch heute sichern einheimische Guides die Passage mit Fixseilen. Was aber Haßmanns Leistung in besonderer Weise hervorhebt: Als einzige aus ihrem Team hat sie es ganz ohne Flaschensauerstoff geschafft.

Kritische Bemerkungen über die Wochen im Himalaya: „Expeditionstourismus“

In ihrem amüsanten Vortrag punktete sie beim Publikum mit vielen emotionalen und lustigen, aber auch kritischen Bemerkungen über die Wochen am Berg und den „heutigen Expeditionstourismus mit 600 Menschen im Basislager“. Es gab viele Lacher und Szenenapplaus. Was auch deutlich herauskam: Neben der bergerfahrenen 25-Jährigen kaufen sich in solche kommerziellen Expeditionen „auch viele zahlungskräftige Teilnehmer ein, die noch nie mit Steigeisen unterwegs waren oder abgeseilt haben“, sagte Haßmann.

Um die massenhafte Besteigung aller höchsten Gipfel mit einem irren logistischen Aufwand – von Massen an Trägern bis zu Hubschrauberflügen – ist ein medialer Hype entstanden. Auf diese Weise Achttausender zu sammeln, verkauft sich besser als die wahren Spitzenleistungen in den extremen Wänden der Sechs- und Siebentausender. Haßmann, die als Einkäuferin bei der Lenggrieser Firma Frey arbeitet, hebt sich davon ab. Auch beim weiten Weg zum Berg und zurück ist sie alles gelaufen und hat sich „in keinen Hubschrauber gesetzt“. (Rainer Bannier)

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