Umfragen zur Bundestagswahl 2025: Wie genau sind die letzten Zahlen?

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Kein Tag vergeht im Wahlkampf ohne neue Umfrage-Zahlen. Doch das Ergebnis der Bundestagswahl vorherzusagen, wird immer schwieriger.

München – Gefühlt steht der neue Kanzler bereits fest. Doch wer einen Blick auf die Umfragen der letzten Tage wirft, sieht eine gewisse Bandbreite – und viele Fragezeichen. Die Union von Friedrich Merz schwankt zwischen 28 Prozent (Forschungsgruppe Wahlen) und 31 (GMS). Mal geht es ein, zwei Prozentpunkte nach oben, dann wieder nach unten. Einiger sind sich die Institute bei AfD (20/21), SPD (15/16) und Grünen (13/14). Doch schaffen es FDP und BSW in den Bundestag?

Der Sonntagabend könnte lang werden. Wahlabende waren in den letzten Jahren nicht immer ein Fest für die Demoskopen, auch im Ausland: Den ersten Erfolg von Donald Trump in den USA hatte 2016 niemand kommen sehen, selbst 2024 lagen die Umfragen noch daneben. Nur ein Beispiel: In North Carolina gewann Trump gegen Kamala Harris mit 50,8 zu 47,6 Prozent – erwartet worden war ein Erfolg der Demokratin. Als sich die Briten 2016 per Referendum für den Brexit entschieden, hatten noch am Vortag vier von sechs Instituten einen Sieg des „Remain“-Lagers gemessen.

Umfragen zur Bundestagswahl 2025 – Die Ungenauigkeit wächst

Auch in Deutschland fiel die Bilanz zwiespältig aus, so bei den Landtagswahlen im Herbst. In Brandenburg kam es bereits zum zweiten Mal in Folge zu großen Abweichungen – fast alle Institute sahen die SPD vier Prozentpunkte schlechter als beim tatsächlichen Ergebnis. Der Grund: Ministerpräsident Dietmar Woidke drohte kurz vor dem Wahltermin mit Rücktritt, was nicht mehr abgebildet werden konnte. In Sachsen kamen die Umfragen dem tatsächlichen Ergebnis dagegen recht nahe.

Ähnlich uneinheitlich lief es für die Demoskopen bei den letzten Bundestagswahlen: 2017 gab es starke Abweichungen der Ergebnisse zu den Vorhersagen. Die AfD schnitt viel besser ab als gedacht, die Union entsprechend deutlich schlechter. 2021 waren die Demoskopen dann näher am tatsächlichen Ergebnis: „Business Insider“ nahm unlängst acht Institute noch einmal unter die Lupe – alle hatten die richtige Reihenfolge der Parteien prognostiziert. Am genausten lagen Allensbach (FAZ) und Infratest dimap (ARD). Schlusslichter waren YouGov und Emnid.

Wahlkampf Bundestagswahl
Die Bundestagswahl 2025 ist auch für die Umfrageinstitute eine Herausforderung. © Bernd Weißbrod/dpa

Umfragen verstehen: so funktionieren Befragungen zur Bundestagswahl 2025

Wer mit Meinungsforschern spricht, bekommt stets zu hören: Umfragen sind keine Prognosen des Ergebnisses, sondern bilden Wahlabsichten zum Zeitpunkt der Durchführung ab. Das ist ein Unterschied, der in der politischen Debatte manchmal unter den Tisch fällt. Befragt werden zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Einst reichte der Festnetzanschluss, längst sind Handys und Online wichtiger. Als Problem bei der Befragung gilt, dass viele Befragte die Teilnahme verweigern und die Bereitschaft nicht gleichmäßig über das politische Spektrum verteilt ist. Andere sagen nicht die Wahrheit.

„Mit Blick auf Trump und populistische Personen, Parteien und Bewegungen allgemein ist es durchaus wahrscheinlich, dass deren Anhänger aus Misstrauen gegenüber Medien und demoskopischen Instituten nicht an Umfragen teilnehmen“, sagte unlängst der Mainzer Politikwissenschaftler Thorsten Faas.

Es bleiben Ungenauigkeiten: Laut ZDF-Politbarometer sind 27 Prozent noch unentschlossen, ob beziehungsweise wen sie am Sonntag wählen. Auch die statistischen Fehlerbereiche sind nicht zu unterschätzen, wenn mit FDP und BSW gleich zwei Parteien nahe an der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40

Die Opfer der Umfragen zur Bundestagswahl 2025 – kleine Parteien bekommen Schwankungen zu spüren

Damit treffen die Schwankungen kleine Parteien überproportional. Hinzu kommt ein psychologischer Faktor: Wissenschaftler aus Potsdam und Wien legten unlängst eine Studie über die enorme Auswirkung der Fünf-Prozent-Hürde vor: Liegt eine Partei kurz vor der Wahl knapp über fünf Prozent, schafft sie es in drei von vier Fällen auch ins Parlament. Liegt sie knapp darunter, gelingt es nur in einem von vier Fällen. Die Wähler haben Sorge, ihre Stimme zu verschwenden. „Wasted Vote“ nennen die Politologen das.

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Für die FDP war es deshalb wichtig, dass sie in dieser Woche bei Forsa auf fünf Prozent und bei der Forschungsgruppe Wahlen immerhin auf 4,5 kletterte. Das BSW kam bei Insa und Forsa auf fünf. Für beide wird es knapp. Die lange schon totgesagte Linke liegt dagegen zwischen sechs und acht Prozent. Die Tendenz geht klar Richtung Wiedereinzug ins Parlament. Wenn die Demoskopen Recht behalten... (Mike Schier)

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