Pistorius warnt in Serbien vor einer Eskalationsspirale mit dem Kosovo. Serbiens Präsident Vučić reagiert auf die Worte sauer, gibt jedoch sein Wort.
Belgrad – Verteidigungsminister Boris Pistorius befindet sich derzeit auf einer Balkan-Reise. Ein großes Thema sind die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien. Am Mittwoch (7. Februar) war der Verteidigungsminister in Serbien zu Gast und sprach mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić über die Stabilität in der Region. Vučić will sich von Deutschland jedoch nichts vorschreiben lassen.
Pistorius und Vučić liefern sich „heftiger Schlagabtausch“
Pistorius hatte Vučić aufgefordert, einen Beitrag für den Abbau neuer Spannungen auf dem Balkan zu leisten. „Wir müssen gemeinsam verhindern, dass es zu einer Eskalationsspirale kommt, von wem auch immer gesteuert. Wir müssen alles dafür tun, dass Spannungen nicht angeheizt werden“, laute der Appell des Ministers bei dem Treffen in Belgrad, wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt. Die Stern-Journalisten Miriam Hollstein, die bei der Pressekonferenz der beiden Politiker dabei war, schrieb auf X (ehemals Twitter) von einem „heftigen Schlagabtausch zwischen Pistorius und Vučić.“
Der als nationalistisch geltende serbische Präsident reagierte auf die mahnenden Worte des SPD-Politikers. „Warum sucht man den Dialog mit Serbien überhaupt?“, zitierte Hollstein Vučić. Er betonte, dass man ihm nichts aufzwingen oder befehlen könne. „Weder aus Washington noch Moskau, Berlin oder einem anderen Ort“, so Vučić. Zuvor warnte Pistorius den serbischen Präsidenten und die anderen Akteure der Region: „Kein Weg führt in die Europäische Union über Konflikte in dieser Region.“
Kosovo-Serbien-Spannungen: Pistorius stockt auf – Vučić bleibt mit Frage zurück
Vučić sprach auch über die militärische Hilfe Deutschlands im Kosovo. „Nach welchem völkerrechtlichen Akt darf Kosovo bewaffnet werden?“, fragte der serbische Präsident. Pistorius will im Rahmen der Nato-Mission Kosovo Forces (KFOR) die Präsenz der Bundeswehr verstärken. Auf Vučić Frage habe Pistorius erklärt, dass Deutschland auch militärisches Material nach Serbien liefere. Es handle sich um keine Offensivwaffen, es gehe um das Selbstverteidigungsrecht.
Pistorius Kritik an Serbien: Vučić reagiert „ziemlich sauer“
Pistorius sprach von einem „sehr ergiebigen, offenen Austausch“ zwischen den Politikern, bei dem es auch um die Lage in Bosnien und um die andauernde Abspaltungstendenzen der bosnischen Serben ging. Seine Kritik baute Pistorius laut Hollstein auch in den Kontext ein. Er habe dabei die wirtschaftliche Partnerschaft und das „große Potenzial“ Serbiens hervorgehoben, schreibt die Journalistin. Psychologisch sei die Einbettung „nicht ungeschickt“ gewesen, dennoch habe der serbische Präsident „ziemlich sauer reagiert“, so Hollstein. Trotz Pistorius Worte sei Vučić in seiner Wortwahl diplomatisch geblieben.
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Zudem erklärte Vučić, dass es zum Kosovo und in anderen Fragen unterschiedliche Ansichten gäbe, sein Land sei aber an Stabilität interessiert. „Serbien wird niemanden überraschen mit militärischen Maßnahmen“, sagte er. „Mein Wort gilt mehr als jede Unterschrift.“ (vk mit dpa)