Ist das Putins Plan? Bericht skizziert möglichen russischen Angriff auf die Nato
Nato-Staaten warnen vor einer russischen Attacke auf die Verteidigungsallianz. Ein Bericht spekuliert über das mögliche Vorgehen Wladimir Putins.
Suwalken – Sie haben alle etwas gemeinsam. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Der norwegische Befehlshaber. Der schwedische Zivilschutzminister. Der polnische Außenminister. Sie alle warnen vor einem möglichen Krieg Russlands gegen die Verteidigungsallianz Nato.
Nach Warnungen der Nato: Analyse spekuliert über möglichen russischen Angriff
Der Ukraine-Krieg dient als mahnendes Beispiel: Während Kreml-Autokrat Wladimir Putin im Schwarzen Meer und auf der Krim Rückschlag um Rückschlag einstecken muss, erklärte jetzt Polen, sich auf einen drohenden militärischen Konflikt mit Moskau vorzubereiten.
The Daily Telegraph aus Großbritannien hat in einer am 6. Februar veröffentlichten Analyse beschrieben, wie eine Eskalation zwischen den russischen Streitkräften und der Nato verlaufen könnte. Und wo die Russen das Bündnis angeblich am wahrscheinlichsten angreifen würden. Alles im Konjunktiv gehalten.
Ukraine-Krieg: Bereitet Russland Mobilisierung hunderttausender Soldaten vor?
In einem ersten Schritt mobilisiert Putin demnach im Frühjahr 2024 bis zu 200.000 Soldaten für eine neue Großoffensive in der Ukraine. Was zu dieser Einschätzung passt: „99 Prozent der Bevölkerung“ seien dabei, Russland im Kampf gegen seine „Feinde“ zu verteidigen, erklärte Putin laut Bild am 2. Februar bei der Veranstaltung „Alles für den Sieg“ in der Stadt Tula, rund 150 Kilometer südlich von Moskau. Es gebe eine „landesweite Bewegung“, meinte Putin damals.
Der russische Machthaber „beschwor eine umfassende soziale und wirtschaftliche Mobilisierung Russlands herauf, die an die totale Mobilisierung der Sowjetunion während des Zweiten Weltkriegs erinnerte“, schrieben die Experten des Institute for the Study of War (ISW) in einer Einschätzung zu der Aufsehen erregenden Rede Putins. Das ISW brachte zuletzt zudem eine mögliche russische Großoffensive auf die Millionenstadt Charkiw in die Debatte über den Kriegsverlauf ein. Schließlich wolle Putin im Umfeld der (undemokratischen) russischen Präsidentenwahl (15. bis 17. März) angebliche Erfolge auf dem Schlachtfeld vorweisen.
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Konflikt mit Nato: Analyse befürchtet russische Cyber-Attacken auf das Baltikum
Ende Januar berichtete ferner der US-Sender CNN von schweren Kämpfen in dem Gebiet im Nordosten der Ukraine, in dem die Regionen Charkiw und Luhansk zusammentreffen. Ein Indiz für eine solche Offensive? Wie The Daily Telegraph weiter schreibt, könnten die Russen in einer zweiten Eskalationsstufe mit der Nato im Sommer 2024 Cyber-Attacken gegen die Baltischen Staaten fahren und Unruhe unter den russischen Minderheiten dort schüren. In Estland mit seinen rund 1,3 Millionen Einwohnern sollen zum Beispiel geschätzt 25 Prozent der Bevölkerung ethnische Russen sein.
In einem dritten Schritt würde Russland die Unruhen in den baltischen Ländern als Vorwand nutzen, um Militärübungen in Belarus durchzuführen und die Truppenpräsenz in seiner Exklave Kaliningrad (geschätzt eine Million Einwohner) an der Ostsee (siehe Karte oben) zu verstärken. Auffallend: Am 25. Januar besuchte Putin just in jenen Tagen die Baltische Föderale Immanuel-Kant-Universität in der gleichnamigen Großstadt Kaliningrad (rund 490.000 Einwohner), als die Nato-Mitglieder anfingen, beinahe täglich vor einer militärischen Konfrontation mit dem Moskau-Regime zu warnen.

Exklave Kaliningrad: Russland könnte Truppenstärke an Nato-Grenzen erhöhen
In Kaliningrad ist in direkter Nachbarschaft zu den Nato-Staaten Polen und Litauen die Baltische Flotte Russlands stationiert. Im Dezember 2023 hatte die Carnegie Stiftung für Internationalen Frieden (CEIP) eine Studie mit der angeblichen Anzahl russischer Kriegsschiffe in der Ostsee veröffentlicht. Laut CEIP sind bei Kaliningrad, dem früheren Königsberg, ein „einziges dieselelektrisches Angriffs-U-Boot“, fünf Lenkwaffenzerstörer, eine Lenkwaffenfregatte, fünfunddreißig kleinere Patrouillen- und Küstenkampfschiffe sowie dreizehn amphibische Landungsboote stationiert.
Das russische Regime könnte genau hier einen Grenzkonflikt in der Suwalki-Lücke zwischen Polen und dem Baltikum auslösen, schreibt The Daily Telegraph weiter. Der Suwalki-Korridor erstreckt sich nahe der polnischen Kleinstadt Suwalken über 104 Kilometer Länge zwischen Kaliningrad und dem mit dem Kreml verbündeten Belarus. Der schmale Landabschnitt an der polnisch-litauischen Grenze gilt als Achillesferse der Nato. In einem fünften Schritt würde Putin darüber entscheiden, so die Analyse, ob er letztlich einen Angriff auf das westliche Bündnisgebiet wagt. Es ist zumindest ein mögliches Szenario, vor dem immer mehr EU-Politiker und Nato-Vertreter warnen. (pm)