Aufstand gegen den Waldspielplatz bei Isen

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Die Schutzgemeinschaft (v. l.): Johannes Gmeiner, Peter Prager, Andrea Zech, Beate Liedgens, Ana Oyarbide und Edi Liedgens wollen nicht, dass hier ein so genannter Walderholungsplatz entsteht. © privat

Der Verein Isenwerk und die Marktgemeinde Isen planen einen Waldspielplatz im Sollacher Forst. Eine Petition gegen das Projekt hat bereits 900 Unterstützer.

Isen – Der geplante Waldspielplatz oder auch Walderholungsplatz im Sollacher Forst ist schon lange ein umstrittenes Thema im Markt Isen. Bereits im Jahr 2022 hat der Marktgemeinderat das Projekt des Vereins Isenwerk mit fünf Gegenstimmen genehmigt. Der Isenwerk e.V. liefert das Konzept und finanziert den Bau mit Spenden und Zuschüssen, der Markt Isen trägt den Unterhalt. Nun, fast zwei Jahre später, wird die Kritik an dem Spielplatz im Forst immer lauter.

Im vergangenen Monat haben Ana Oyarbide, Peter Prager, Johannes Gmeiner, Andrea und Marie Zech die Wald- und Artenschutzgemeinschaft Sollacher Forst gegründet. „Wir haben damit angefangen, Unterschriftenlisten im Bekanntenkreis herumzugeben“, erzählt Oyarbide im Gespräch mit unserer Zeitung. Allein dabei seien rund 300 Unterschriften zusammengekommen.

In der daraufhin gestarteten Online-Petition, die über die Sozialen Netzwerke wie etwa WhatsApp oder Facebook verbreitet wird, sind es inzwischen fast 900 Unterschriften. Auch in der aktuellen Ausgabe des Isener Marktboten lag die Petition bei, die man in Papierform im Rathaus einreichen kann.

Doch warum kommt der Widerstand erst jetzt, knapp zwei Jahre, nachdem der Gemeinderat das Projekt schon abgesegnet hat? „Die Mehrheit der Isener hat gar nicht mitbekommen, dass das schon vor zwei Jahren durchgegangen ist“, sagt Ana Oyarbide über Gespräche mit anderen Bürgern. So sei es auch der 34-Jährigen selbst gegangen. „Wir haben es leider zu spät überrissen“, gibt Peter Prager zu. „Es wäre uns lieber gewesen, rechtzeitig Einspruch einzulegen.“

Der Plan für den Sollacher Forst: Ein früher Entwurf enthält ein Spinnennetz zum Klettern, eine Wackelbrücke, einen Trampelpfad und Hangelgeräte. Die Spiel- und Wegfläche beträgt rund 430 Quadratmeter.
Der Plan für den Sollacher Forst: Ein früher Entwurf enthält ein Spinnennetz zum Klettern, eine Wackelbrücke, einen Trampelpfad und Hangelgeräte. Die Spiel- und Wegfläche beträgt rund 430 Quadratmeter. © Isenwerk

Schuld daran sei, dass das Thema zu wenig in die Öffentlichkeit gebracht worden sei. Zudem seien laut Oyarbide viele Marktgemeinderäte Befürworter des Isenwerks. „Das ist Vetternwirtschaft“, lautet der Vorwurf der Isenerin. Bürgermeisterin Irmgard Hibler sieht das anders: „Da geht es rein um die Sache.“ Das geplante Gesamtkonzept solle ein Bewusstsein für die Natur schaffen.

Die Argumente der Schutzgemeinschaft Sollacher Forst sind unter anderem, dass der Spielplatz in den Abendstunden möglicherweise als Party-Ort genutzt werden könnte und dort Müll landen würde. Auch die Waldbrandgefahr, etwa durch weggeworfene Zigaretten, könnte steigen. Ein weiteres Argument ist die Sicherheit der Kinder, die dort möglicherweise ausgespäht werden könnten.

„Wir sind nicht gegen den Spielplatz, sondern gegen diesen Standort“, stellen Oyarbide und Prager klar. Als Alternative schlägt die Schutzgemeinschaft die Standortverlegung auf den Spielplatz Steinlandstraße vor, der stattdessen naturnah gestaltet werden soll. Denn: „Wir haben so viele brachliegende, lieblose Spielplätze, die ohne Pkw erreichbar sind“, findet Prager. Und: „Wenn Kinder in die Natur wollen, gehen sie auch in die Natur.“

Ein weiterer Punkt der Naturschützer sind gefährdete Tierarten im Sollacher Forst, etwa die Gelbbauchunke, der Wiedehopf oder der Schwarzspecht. Wie ein Gutachten der Unteren Naturschutzbehörde aber bestätigt, werden im betroffenen Bereich keine streng geschützten Arten verdrängt, denn auf dieser Fläche befindet sich ein reiner Wirtschaftswald ohne ein besonderes Biotop.

Dass für den Walderholungsplatz „ein Areal, das mehrere Fußballfelder groß ist“, gerodet werden muss, sei eine Falschinformation seitens der Schutzgemeinschaft. „Es wird kein einziger weiterer Baum gefällt“, erklärt Udo Rieger, Architekt und Zweiter Vorsitzender von Isenwerk. Der zuständige Forstbetrieb Wasserburg habe den Sollacher Forst ausgelichtet, also tote und marode Bäume gefällt – Arbeiten, die so oder so dort vorgenommen werden.

Der einzige Eingriff in den Waldbestand ist die Bebauung einer Fläche von knapp 430 Quadratmetern mit Spielgeräten und naturnahen Wegen. Das entspricht der Größe von etwa sechs Prozent eines Fußballfeldes, wie Isenwerk in einem „Faktencheck“ veröffentlicht. Zudem werde jeder Eingriff in den Waldbestand durch eine Ausgleichsfläche kompensiert. So hat sich der Verein Isenwerk verpflichtet, ein Unken-Biotop zu schaffen und zu pflegen.

Die Bürgermeisterin findet es schade, dass in den Sozialen Netzwerken Falschmeldungen kursieren. Auch die Online-Petition sieht sie kritisch: „Die Menschen, die online abstimmen, haben mit Isen oft gar nichts zu tun.“ Von der Petition in Papierform im Marktboten seien im Rathaus knapp 40 Unterschriften eingegangen, die aber auch nicht alle von Isener Gemeindebürgern seien.

Laut Hibler wird das Thema demnächst erneut dem Gemeinderat vorgelegt.

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