Globaler Abschwung durch Trumpcession – Warnzeichen nach Zoll-Chaos

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Donald Trump hat seine Zölle ausgesetzt. 90 Tage lang gibt er dem Rest der Welt Zeit für Verhandlungen. Ein Abschwung könnte sich anbahnen.

Washington – Die Warnbotschaften wegen der Strafzölle von US-Präsident Donald Trump häufen sich. Mehrere große US-Konzerne haben vor Engpässen und einem Stillstand der Lieferketten gewarnt. Kürzlich gab ein Online-Gigant bekannt, den Handel in den USA aussetzen zu wollen. Von den Ökonomen gibt es heftige Kritik; das Kofferwort Trumpcession (Mischung aus Trump und Rezession) macht die Runde. Auf die Welt könnte ein drastischer Abschwung zukommen.

„Rezession sehr wahrscheinlich“ – Ökonomen kritisieren Trumps Zollpolitik

Donald Trumps Handelskrieg zeigt bereits die ersten wirtschaftlichen Folgen. Die Konsequenzen sind vielfältig – auf der einen Seite senken Unternehmen ihre Gewinnprognosen für 2025 oder sprechen Warnungen wegen der um sich greifenden Unsicherheit aus, auf der anderen verschlechtert sich die Stimmung der US-Verbraucher. Laut dem Handelsblatt schrumpft außerdem die Zahl der Einfuhren von chinesischen Importen in die USA.

Donald Trump in Washington beim nationalen Gebetstag.
Donald Trump in Washington beim nationalen Gebetstag (Symbolfoto). Donald Trump hat seine Zölle ausgesetzt. 90 Tage lang gibt er dem Rest der Welt Zeit für Verhandlungen. Ein Abschwung könnte sich anbahnen. © IMAGO / Newscom / AdMedia

Bei den großen Konzernen sorgt Trumps Zollpolitik bereits für eine Mehrbelastung. Der US-Autohersteller General Motors beispielsweise geht von vier bis fünf Milliarden US-Dollar aus, die er aufgrund der US-Zölle mehr bezahlen muss.

All das erhöht die Chance für eine Rezession in den USA. Diese soll aktuell bei 90 Prozent liegen. Laut Torsten Slok, Chefvolkswirt bei Apollo Management, liegt der „stärkste Rückgang der Gewinnaussichten seit 2020“ vor – dem ersten Jahr der Coronavirus-Pandemie. Indikatoren wie Unternehmensberichte, Marktreaktionen und die Stimmung bei den Konzernchefs lassen den Rückschluss auf eine Störung der Wirtschaftsordnung zu. „Falls Trump nach den 90 Tagen flächendeckend zu den reziproken Zöllen zurückkehrt, sind ein Crash an den Aktienbörsen und eine Rezession in den USA sehr wahrscheinlich“, zitierte das Handelsblatt Ifo-Chef Clemens Fuest.

„Nicht immun vor Schaden“ – drastische Auswirkungen für Weltwirtschaft möglich

Diese 90 Tage enden am 8. Juli 2025. Obwohl Trump einen großen Teil seiner im April eingesetzten Zölle ausgesetzt hatte, sehen Analysten drastische Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zukommen. Tatsächlich dürften die USA ein Gros dieser Konsequenzen spüren. „Der Rest der Welt ist allerdings nicht immun vor Schaden“, erklärte Joseph Lupton, ein Ökonom bei der US-Bank J.P. Morgan.

Das sieht nach Berechnungen der Bank so aus: Sollte es bei einem zehnprozentigen Zoll für alle bleiben, dazu außerdem Strafzöllen in Höhe von 110 Prozent für China, würde das einen Einbruch des weltweiten Bruttoinlandsprodukts um etwa ein Prozent bedeuten. „Es ist nicht so ganz klar, wie diese direkten Schocks durch die Finanzmärkte und von einer schwächeren US-Wirtschaft beeinflusst werden, aber das könnte die Verlangsamung deutlich verstärken und womöglich den direkten Einschlag verdoppeln“, fügte Lupton in einer Analyse der US-Bank hinzu.

Risiko durch Zoll-Chaos – leitet China Warenströme nach Europa um?

Was bedeutet das für Europa? Die Brüsseler Denkfabrik Bruegel hatte hier mehrere Szenarien durchgerechnet, die von jeweils unterschiedlicher Zollhöhe der USA auf europäische Produkte ausgehen. Vor dem Handelskrieg hatte sich die durchschnittliche Zollrate der USA auf EU-Produkte auf 1,47 Prozent belaufen, andersherum waren es 1,35 Prozent. Bei der Implementierung aller Trump-Zölle würde die durchschnittliche Zollrate der USA auf EU-Importe auf 15,2 Prozent steigen. Ein Großteil davon würde sich aus den 20 Prozent „reziproke“ Zölle belaufen.

Zwar würde die EU ihrerseits mit höheren Zöllen antworten – die ja teils schon in Kraft sind –, allerdings sieht Bruegel auch die Gefahr, dass China zunehmend auf Europa ausweichen könnte, um die in den USA dann zu teuren Produkte zu verkaufen. „Ein Influx chinesischer Güter würde einen hohen Druck auf heimische Hersteller legen, sofern sie dieselben Güter innerhalb der EU produzieren“, warnte die Denkfabrik. Allerdings seien die Zölle der USA auf chinesische Waren schon vor den zusätzlichen Zöllen mit 13,5 Prozent relativ hoch gewesen.

Weil Trumps Zollpolitik von Anfang an durch erratische Aufschübe, Umentscheidungen und Rücknahmen geprägt war, kann es genauso gut sein, dass nach den 90 Tagen einfach eine durchgehende Pause folgt. Ob sich die Wirtschaft erholt, hängt vom US-Präsidenten ab.

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