Anwohnerin klagt über Lärm an Verkehrsachse – und bekommt Ausnahmegenehmigung für hohen Zaun
An der Osterleite in Bad Tölz fahren täglich tausende Autos vorbei. Eine Anwohnerin wünscht sich einen 1,80 Meter hohen Holzzaun als Lärmschutz.
Bad Tölz – Ein interessanter Fall im Bauausschuss: Eine Anwohnerin der Osterleite wünscht als Lärmschutz auf rund 27 Metern Länge einen 1,80 hohen Holzzaun zu errichten. Nun hat die Stadt Bad Tölz aber eine Einfriedungssatzung, die genau solche Zäune verbietet. Möglich sind allenfalls 1,20 Meter Höhe. Zudem ist – für Kleintiere – eine Bodenfreiheit von zehn Zentimetern einzuhalten. Dennoch stimmte der Bauausschuss im genannten Fall der Abweichung von der Satzung zu.
Rund 11 000 Fahrzeuge fahren auf Verkehrsachse in Bad Tölz: Anwohnerin wünscht sich Zaun
Die Antragstellerin hatte mehrere Gründe für den geschlossenen Holzzaun vorgebracht. Der wichtigste natürlich: der Lärmschutz. Zudem wollte sie den Sichtkontakt in die Wohnräume unterbinden. Schließlich sei sie in ihrem Alter nicht mehr imstande, die Nadelhecke zu beschneiden.
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Entscheidend war für die Räte ausschließlich der Lärmschutz. Auch die Nachbarn haben auf der vielbefahrenen Hauptverkehrsader in Tölz schon Lärmschutzzäune errichtet. Rund 11 000 Fahrzeuge werden dort täglich gezählt, ergänzte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Da seien solche Schutzmaßnahmen plausibel.
Bad Tölz: Grünen-Stadtrat findet Grünstreifen „charmanter“
Es entwickelte sich eine muntere Diskussion. Johannes Gundermann (Grüne) verwies auf den Nachbarn, der vor dem Lärmschutzzaun noch einen Meter Grünstreifen belassen hatte. „Das fände ich charmanter.“ Dieses vorzuschreiben, habe man aber noch nie gemacht, erwiderte Fürstberger. Die von Gundermann als weitere Beispiele angeführten Anlieger der Lenggrieser Straße gegenüber dem Moralt-Areal würde man mit einem Grünstreifen zudem erheblich einschränken. Die Gärten seien sowieso ziemlich klein. Besonders schön fand Stadtbaumeister Florian Ernst weder die Lärmschutzwälle an der Lenggrieser Straße noch den geplanten Holzzaun an der Osterleite. Aber auch er plädierte für eine Befreiung von der Satzung.
Bauausschuss diskutiert über Tempo-Beschränkungen auf Tölzer Straßen
„Würde es helfen, Tempo 30 auf der Osterleite vorzuschreiben?“, hakte Gundermann nach. Dieser Wunsch der Anlieger, erläuterte Fürstberger, sei vielfach geprüft worden. Die Osterleite erfülle aber nicht die „strengen Bedingungen“ an ein Tempo-30-Gebot. Zudem sei Lkw-Verkehr dort längst verboten. Er war überzeugt, dass die Anlieger trotzdem auf Lärmschutz bestehen würden.
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Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) nahm Bezug auf Gundermanns Aussage, dass in Wolfratshausen viel mehr Tempo-Beschränkungen bestünden. Ob er denn wisse, wie viele Straßen in Tölz geschwindigkeitsbegrenzt seien? Der Rathauschef gab selbst die Antwort: In 75 Prozent der Tölzer Straßen sei das Tempo limitiert.
Lärmschutz: Antrag von Anwohnerin wird einstimmig angenommen
Dem Antrag der Bauwerberin wurde schließlich ohne Gegenstimme zugestimmt. Angesichts der besonderen Situation sei auch kein allgemeiner Bezugsfall zu erwarten. (cs)