Kanzler-Aus für Söder: Was für Merz als Kanzlerkandidat spricht
Die beiden Unionsvorsitzenden Merz und Söder einigen sich auf die Position des Kanzlerkandidaten der Union. Was macht Merz zum besseren Kandidaten?
Berlin – Es ist wohl entschieden: Markus Söder räumt das Feld und macht Platz für den Kanzlerkandidaten der Union, Friedrich Merz. Das meldete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Unionskreise. Im Vorfeld luden der CDU-Chef und der CSU-Vorsitzende zu einer gemeinsamen Pressekonferenz ein. Gegen 12 Uhr am Dienstag (17. September) wollen sich Merz und Söder den Fragen der Journalisten stellen.
Die beiden Unionspolitiker wollen Merz nun als gemeinschaftlichen Kanzlerkandidaten für die in 2025 anstehenden Bundestagswahlen vorstellen. Dabei führt Söder die Umfragen auch innerhalb der Union an. Doch weshalb hat Söder die Kanzlerkandidatur an Merz abgegeben?
Merz wird Kanzlerkandidat der Union – Diese Gründe sprechen für den CDU-Chef
Laut dem ZDF-Politbarometer glauben 29 Prozent der Befragten in Deutschland an, dass Söder die besten Chancen bei der Bundestagswahl 2025 haben werde. 23 Prozent sprachen Merz diese Erfolgsaussichten zu. Innerhalb der Union haben sich sogar 57 Prozent für Söder ausgesprochen – Der Oppositionsführer Merz kommt auf 49 Prozent.
Dass Merz jetzt trotzdem Kanzlerkandidat der Unionsparteien werden soll, könnte an verschiedenen Gründen liegen, wie ntv berichtete. Einerseits habe er als CDU-Vorsitzender massive Erfolge gefeiert. So hat sich die Union in den Umfragen zur stärksten Kraft entwickelt. Bei den Bundestagswahlen 2021 lag sie mit 24,1 Prozent noch knapp hinter der SPD. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass Merz in Zeiten der Krise eine starke politische Figur abgebe, so ntv. Der CDU-Chef rückt in der Opposition kein Stück von seinen Forderungen an die Ampel-Koalition weg. So ließ er zuletzt einen Migrationsgipfel mit der Bundesregierung auflaufen, obwohl diese der CDU/CSU massive Zugeständnisse bot.

Merz hat größte CDU-Verbände hinter sich – Söder wegen Grünen-Abgrenzung kein Kanzler-Kandidat?
Weiter könnte sich Söder mit seiner starren Anti-Haltung gegen die Grünen verzockt haben. Dass er eine schwarz-grüne Bundesregierung mit allen Mitteln verhindern wolle, sagte er sogar im Sommerinterview der ARD. „Schwarz-Grün geht mit mir nicht. Da kann sich auch jeder darauf verlassen“, so der CSU-Chef. Notfalls wolle er eine solche Koalition auch verhindern, wenn er kein Kanzlerkandidat werde. „Denn ohne uns geht es nicht“, sagte er und verwies darauf, dass eine Koalition auch die Zustimmung der CSU brauche.
Merz und seine CDU hätten sich zuletzt jedoch wieder mit den Grünen angenähert. Innerhalb der Grünen sei man für eine Koalition mit der Union grundsätzlich bereit. Co-Fraktionschefin Katharina Dröge bemängelte zuletzt den Zustand der Ampel-Koalition mit SPD und FDP. Deshalb werde die Partei „sehr genau prüfen, welche Koalition wir nach der nächsten Bundestagswahl eingehen“, wird Dröge von ZDF heute zitiert – auch eine Zusammenarbeit mit der Union sei möglich. Merz pocht zwar weiter auf maßgebliche Unterschiede in den Parteien, sehe aber durchaus Potenzial in der Partei. „Die Fragen, die Sie stellen, sind ja nicht falsch. Die Antworten sind auch zum Teil richtig. Aber der Weg dahin, der ist mit einer freiheitlichen Gesellschaft nicht zu machen“, sagte er in Berlin.
Warum wird Merz Kanzlerkandidat der Union?
Meine news
- Merz hat die Union im Bundestag aus einem Umfragetief zur stärksten Kraft gehoben.
- Der CDU-Chef steht für unverhandelbare Positionen in Krisenfragen.
- Merz hat den Rückhalt wichtiger CDU-Landeschefs.
- Merz bleibt bei der Koalitionsfrage deutlich offener als Söder.
- Söder hat sich mit seiner Antihaltung zu den Grünen wohl verzockt.
Merz reagierte mehr oder weniger erwartbar auf den Vorstoß. „Das Anbiedern der Grünen an die Union ist schlichtweg peinlich“, schrieb der CSU-Chef auf X. Merz dagegen scheint sich so viele Optionen offen halten zu wollen wie möglich. Vermutlich auch mit Blick auf Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, wo die CDU mit den Grünen in Koalitionen erfolgreich zusammenarbeitet. Der dortige Ministerpräsident, Hendrik Wüst, warb nach seinem Ausscheiden aus dem Rennen um den Kanzlerkandidaten für Merz – und setzt sich weiterhin für eine schwarz-grüne Koalition ein. Ihm zufolge müsse man auf eine „Allianz der Mitte“ setzen, zitiert ihn ZDF heute.
Klingbeil „nicht überrascht“ – Merz wird wohl Kanzler-Kandidat der Union bei der Bundestagswahl 2025
Die Reaktionen auf Merz‘ Nominierung ließen nicht lange auf sich warten. SPD-Chef Lars Klinbeil gab sich wenig überrascht auf die Nachricht. „Es hat mich nicht überrascht, dass Friedrich Merz Kanzlerkandidat wird. Er hat seit Monaten an seinem Image und seiner Freundschaft zu Markus Söder gefeilt. Der Wahlkampf wird damit auf jeden Fall spannend und die SPD nimmt Merz als Gegner gerne an“, sagte er bei einer kurzfristigen Pressekonferenz in Düsseldorf. „Entscheidend wird am Ende auch sein, wie sehr und wie glaubhaft sich die Kandidaten für die Zukunft des Industriestandorts Deutschland einsetzen werden. NRW spielt dabei eine wichtige Rolle, allein in der Stahlindustrie sind 45.000 Menschen im Bundesland beschäftigt.“
Auch aus anderen Bundesländern zeigte man sich freudig über die wahrscheinliche Kanzlerkandidatur von Merz. „Friedrich Merz kann es, Friedrich Merz macht es! Wir freuen uns, dass unser Bundesvorsitzender auch unser Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2025 sein wird“, schrieb der CDU-Landesverband Hessen auf X. Auch der Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß schloss sich der Freude an. „Ich freue mich sehr, dass @_FriedrichMerz der gemeinsame #Kanzlerkandidat von @CDU und @CSU sein wird. Ich bin fest überzeugt: Er wird Deutschland als Bundeskanzler aus dem Ampel-Tief holen und unser Land wieder voranbringen“, schrieb er ebenfalls auf X. (nhi)