Panik vor Verlusten an Ukraine-Front: Putins Truppen verstecken SU-Kampfjets unter Reifenstapel
Aufgrund mangelnder Schutzvorrichtungen versucht Russland seine Kampfjets mit Reifen vor Angriffen zu schützen. Die Verluste nehmen zu und erfordern immer verzweifeltere Maßnahmen.
Moskau – Ein Spaß oder doch ernst gemeinte Angst vor Drohnenangriffen? Nahe einer russischen Flugbasis zur ukrainischen Grenze sind Bilder einer Su-34 aufgetaucht, die vollkommen mit Reifen bedeckt ist. Grund dafür könnte der Schutz vor Drohnenangriffen sein.
Das Bild des mit Reifen bedeckten Kampfjets ist auf dem russischen Telegram-Kanal „Fighterbomber“ aufgetaucht. Der Kanal wird von russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräften genutzt. Bisher sah man nur russische Bomberflugzeuge wie die vom Typ Tu-160 und Tu-95 MS H mit dieser improvisierten Maßnahme zum Schutz vor Drohnen. Auf dem Bild ist aber eine Su-34 zu erkennen, die mit Reifen bis hin zur Cockpitscheibe bedeckt ist. Es ist das erste Bild einer Su-34, die derart beladen wurde.

Auf dem Flugfeld stehen vor allem Kampfjets vom Typ Su-34, Su-30/35 und Su-24 Fencer
Die Herkunft des Bildes ist unbekannt. Der russische Telegram-Kanal äußerte sich auf Anfrage nicht zu dem wieder entfernten Bild. Dem Militärnachrichten-Portal The War Zone liegt ein Satellitenbild vom 6. September 2023 vor, das einen Kampfjet zeigt, der genau an der gleichen Stelle wie im Bild auf dem Luftwaffenstützpunkt Woronesch-Malschewo steht.
Auf besagtem Flugfeld stehen vor allem Kampfjets vom Typ Su-34, Su-30/35 und Su-24 Fencers. Der Stützpunkt liegt etwa 160 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Er gilt als einer der Schlüsselpunkte für Angriffe auf die Ukraine.
„Zu Friedenszeiten könnte man meinen, dass hier die Bodencrew einem neuen Piloten einen Streich gespielt hat“, schreibt Futurezone zu dem ungewöhnlichen Bild. Aufgrund der Nähe zur Ukraine könnte es aber tatsächlich ein improvisierter Versuch sein, um die Maschine vor ukrainischen Angriffen zu schützen.
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Angst um Kampfjets: Russland will sich vor Verlusten schützen
Fighterbomber schrieb im gelöschten Foto-Kommentar, dass die Reifen auf dem Kampfjet Teil eines wachsenden Trends seien. Dieser resultiere aus Verzweiflung der russischen Luftwaffe, ihren Flugzeugen genug Schutzräume zu bieten. „Im Allgemeinen hat eine Kampagne im ganzen Land begonnen“, sagte Fighterbomber. „Es ist klar, dass dies nicht alles aus einem guten Leben ist, und anscheinend ist dies die einzige Möglichkeit, schnell und zu hohen Druck für das Personal etwas zu tun.“ Der Telegram-Kanal forderte, dass Russland unverzüglich eine Kampagne zum Bau von leichten Unterständen oder Schutzdächern starte. Finanziert werden solle dies aus öffentlichen Geldern Russlands.
Die Forderungen nach leichten Schutzdächern untermauert die Vermutung des Portals The War Zone, dass es bei den Reifen nicht um einen physischen Schutz der Flugzeuge gehe, sondern vielmehr darum, die Sensoren von angreifenden Raketen zu verwirren.„Eine Reifenabdeckung könnte durchaus dazu dienen, die Infrarotsignatur dieser Flugzeuge zu unterbrechen und Marschflugkörper zu verwirren, die zur Zielerfassung Bildabgleich verwenden. Diese Technik wird bei Marschflugkörpern auch häufig als DSMAC (Digital Scene Matching Area Correlator) oder ATR (Automated Target Recognition) bezeichnet“, schreibt das Nachrichtenportal.
Obwohl es möglich ist, dass die Reifen auch gegen vermeintliche Drohnenangriffe helfen sollen, ist dies sehr unwahrscheinlich. Denn die Abdeckung mit diesen ist extrem löchrig und somit anfällig für derartige Attacken. Außerdem würden die Reifen eine Sprengung einer Kamikaze-Drohne direkt am Flugzeug kaum aufhalten. Zudem sind die Reifen leicht zu entzünden und brennen mit einer hohen Temperatur ab. Selbst mit Leuchtfackeln wäre es möglich, die Reifen zu entzünden.
Die Abdeckung einer einzelnen Su-34 könnte ein Testlauf sein, ob sich die Art der Abschirmung gegen Raketenangriffe wirklich bewährt. Darauf deutet das plötzliche Löschen des Bildes im Telegram-Kanal Fighterbomber hin.
Insgesamt ist der Verlust an Su-34 enorm hoch – vor allem in der Luft. Seit Beginn der Invasion der Ukraine durch Russland haben die Luftstreitkräfte des Kremls bereits 20 der Kampfjets verloren, wie die Recherche-Gruppe Oryx berichtet. Die Zahl der abgeschossenen Kampfjets dürfte deutlich höher sein, da es sich bei der Zahl nur um die durch Bilder bestätigten Abschüsse handelt. Auch das hohe Einsatztempo und die Belastungen der russischen Lieferkette aufgrund schwerer Sanktionen haben die Einsatzbereitschaft der Flotte mit Sicherheit erheblich beeinträchtigt. Nach Angaben des Königlichen Institut der Vereinigten Streitkräfte für Verteidigungs- und Sicherheitsstudien hatte Russland vor Februar 2022 noch 130 Kampfjets von Typ Su-34 in seinem Bestand.
Klar ist: Während die Ukraine ihr Arsenal an im Inland hergestellten Langstreckenwaffen mithilfe seiner Partner erweitert, ist Russland zunehmend gezwungen, seine im eigenen Land stationierten Luftstreitkräfte zu schützen. (ske)