Bier 1,15 Euro, Rumpsteak 8 Euro: Wirt zeigt Speisekarte vor 30 Jahren
Jan Hiller, Inhaber des Gasthofs Adler im schwäbischen Ziemetshausen in Bayern, hat auf dem Dachboden seines Restaurants eine alte Speisekarte aus dem Jahr 1994 entdeckt. Neben einem Nostalgie-Schub löst der Fund jedoch auch einen Preisschock aus: ein Rumpsteak für 16 D-Mark, Bier für 2,30 D-Mark – Diese Preise wären selbst in Euro heute undenkbar.
Hiller erzählt gegenüber „Bild“, dass er bei der Digitalisierung alter Dokumente auf die geschichtsträchtige Karte gestoßen sei.
Schnitzel-Preis verdreifacht – trotzdem noch günstig
Der Fund erinnert an eine Zeit, als die D-Mark noch als Währung in Deutschland galt und die Preise für Gerichte deutlich niedriger waren. Hiller teilt Bilder der alten Speisekarte auf Facebook und erinnert sich, dass er zur gleichen Zeit als Metzgerlehrling in Berlin arbeitete und monatlich 350 DM verdiente.
Nach fast hundert Jahren, in denen der Gasthof bereits existiert, mussten sich die Preise wandeln. Wie der Zeitungsbericht erläutert, kostet ein Schweineschnitzel im Gasthof Adler heute 17,80 Euro. Im Jahr 1994 mussten Kunden nur 11,80 D-Mark bezahlen, umgerechnet rund sechs Euro. Der Wirt nennt diesen Preis fair, da die Kosten für Energie, Lebensmittel und Löhne erheblich gestiegen sind. Verglichen mit den 26 Euro in einem Restaurant bei Stuttgart ist das tatsächlich ein Schnäppchen.
Schnitzel-Inflation: Wie viele Schnitzel kann ich mit meinem Geld kaufen?
Die Veröffentlichung der Speisekarte ruft im Netz sowohl nostalgische Gefühle als auch Unverständnis über die heutigen Preise hervor. Einige Nutzer reagieren mit Berechnungen zur Inflation und teilen ihren damaligen Verdienst. Sie fragen sich: Hätte ich heute oder damals mehr Schnitzel kaufen können?
Dabei kommt ein Nutzer auf 2000 Schnitzel im Jahr weniger, verglichen mit dem Durchschnittseinkommen von 1994. Andere vergleichen ihre Gehälter und schwelgen in Erinnerungen an ihre Ausbildung. Doch auch eine Debatte über gestiegene Preise und Ausgaben entbrennt. Die Nutzer diskutieren, ob sie wirklich weniger Geld in der Tasche haben oder es einfach nicht klug ausgeben.
Klar ist, der Wirt hat mit seinem Fundstück einen Nerv getroffen und stößt auf großes Interesse für die vergangene Zeit. Der Gasthof-Betreiber erklärt im Zeitungsbericht: „Die Deutschen sind preissensibel. Das Thema polarisiert.“

So entwickelten sich die Preise seit der Euro-Einführung
Als der Euro im am 1. Januar 2002 eingeführt wurde, ärgerten sich viele über die steigenden Kosten. Entgegen des offiziellen Wechselkurses waren die Euro-Preise vielerorts zwar kleiner, aber nicht die Hälfte der D-Mark-Preise. Schnell etablierte sich das geflügelte Wort „Das sind ja ... D-Mark“. Heute sind die Euro-Preise, wie im Gastahaus Adler, vielerorts höher als die als die alten D-Mark-Preise.
Auch wenn man mit den alten D-Mark-Münzen heute noch richtig Geld verdienen kann, beschweren sich viele Bürger über den „Teuro“. In welchen Bereichen die Kosten tatsächlich explodierten, zeigt dieser Vergleich:
- Energiepreise explodieren: Flüssiggas, Strom und Erdgas haben sich seit 2001 massiv verteuert – Spitzenreiter ist Flüssiggas mit einem Plus von 260 Prozent. Auch Diesel, Benzin und Fernwärme zählen zu den Energieträgern, deren Europreise die alten D-Mark-Werte deutlich übertreffen.
- Lebensmittel im Preisrausch: Besonders stark angezogen haben die Preise für Butter, Speiseöle sowie Fisch und Meeresfrüchte – mit Teuerungsraten von bis zu 149 Prozent. Weihnachtsbäckerei wird damit heute deutlich teurer als zu D-Mark-Zeiten.
- Dienstleistungen deutlich teurer: Handwerkerleistungen wie von Klempnern oder Schreinern kosten heute über 100 Prozent mehr als 2001. Auch Flugtickets sind durch gestiegene Kerosinkosten stark im Preis nach oben geschnellt.
- Reale Inflation relativiert Anstieg: Kaufkraftbereinigt fällt die Preissteigerung geringer aus, da auch die Löhne seit 2001 stark angestiegen sind – bei flüssigen Brennstoffen etwa liegt die Inflation bei 105 Prozent trotz der Teuerung von 260 Prozent. Dennoch können sich Verbraucher heute deutlich weniger leisten als vor 21 Jahren.
- Vergessene Währung: Rund 22 Prozent der Deutschen sind jünger als 20 Jahre und haben die D-Mark nie erlebt. Mit fortschreitender Zeit wird der Vergleich zwischen Euro und D-Mark zunehmend bedeutungslos.