"Oh mein Gott": US-Frauen fürchten sich vor Trump-Look - gehen radikalen Schritt

„Ich besitze einige Etuikleider, die mir sehr schmeicheln und perfekt sitzen, aber wenn ich sie jetzt anziehe, spiegeln sie den MAGA-Stil wider. Wie kann ich sie umstylen?“, fragte eine besorgte Leserin die Experten der „Fashion & Style“-Kolumne der "New York Times". Die Stylistin der Tageszeitung antwortete: Die figurbetonten Kleider würden tatsächlich dem aktuellen Look der Donald Trump-Anhängerinnen entsprechen – nämlich „eine Art Mischung aus einer Fox-Nachrichtensprecherin und einer Miss Universum. Also wallende Haare, falsche Wimpern, aufgepolsterte Wangen und Lippen, High Heels – und, wie Sie sagen, ein Etuikleid.“

Ihr Rat an Demokratinnen, die auf diese femininen Teile dennoch nicht verzichten wollen: „Frisieren Sie Ihre Haare dazu natürlich oder sogar unordentlich. Halten Sie Ihr Make-up minimal und tragen Sie niedrige Absätze. Statt Pumps lieber Stiefel, flache Schuhe oder Turnschuhe. Wenn Sie größer sein möchten, wählen Sie lieber Block- oder Plateauschuhe statt Stilettos.“ 

MAGA-Ästhetik: Wie Mode zum politischen Statement wird

Konservative wie liberale US-Medien berichten regelmäßig über das „MAGA-Makeup“, „Mar-a-Lago-Gesichter“ und die bevorzugte Ästhetik von Anhängerinnen des Präsidenten. Tatsächlich behaupten derzeit viele Amerikaner, eine Republikanerin oftmals schon von weitem an ihrem Stil erkennen zu können. Denn viele Trump-Wählerinnen zelebrieren den sogenannten MAGA-Look: eng anliegende Kleider, hohe Schuhe, Rapunzel-Extensions in den Haaren, Botox sowie aufgespritzte Lippen und Wangen.

Dazu ein kräftiges Make-up, betonten Augenbrauen, dickem Eyeliner, auffallenden Wimpernverlängerungen und viel Lipgloss. Abgerundet wird der Look gern mit einer Kreuzkette. Denn in Amerika wird Schmuck mit Kreuzanhängern derzeit vor allem mit Republikanern assoziiert. Trumps frühere Sprecherin, Kayleigh McEnany, trat ebenso selten ohne ihre große Kreuzkette vor die Kamera wie seine jetzige Pressesprecherin Karoline Leavitt.

Schönheitsköniginnen in Trumps Team: Ein Muster mit Signalwirkung

Der Begriff „MAGA-Make-up“ entwickelte sich zu einem Trend auf TikTok und fand auch in vielen politischen Kommentaren Beachtung. Stylisten beschreiben die Ästhetik auch als typischen Look von Schönheitswettbewerben. Und tatsächlich sind zahllose Frauen in der Trump-Regierung ehemalige Schönheitsköniginnen. So wurde Kristi Noem, Ministerin für Innere Sicherheit, einst zur „South Dakota Snow Queen“ gekürt und Anna Kelly, Trumps stellvertretende Pressesprecherin, zur „Miss State Fair of Virginia“.

Lindsey Halligan, die gerade den Ex-FBI-Chef und Trump-Gegner James Comey vor Gericht verklagt, schaffte es ins Halbfinale der „Miss Colorado“-Wahl. Und Amber Hulse, die mit 27 als jüngste republikanische Senatorin der US-Geschichte gilt, gewann die Wahl zur „Miss South Dakota“. Auch Charlie Kirks Witwe Erika wurde 2012 zur „Miss Arizona“ gekrönt.

„Seien Sie bereit für den Bikini-Wettbewerb“

„Die Erfolgsregeln der Schönheitswettbewerbe ähneln denen der Trump-Welt“, meinte Kimberly Hamlin, Professorin für Frauengeschichte, im "Wall Street Journal". „Seien Sie immer gut drauf, seien Sie immer bereit für den Bikini-Wettbewerb. Seien Sie charmant und tun Sie, was der Chef will.“ Auch Margot Mifflin, die Autorin des Buches "Looking for Miss America", sieht Parallelen zwischen Miss-Wahlen und der Make-America-Great-Again-Bewegung.

„Die MAGA-Kultur belohnt einen bestimmten Frauentyp, den auch Schönheitswettbewerbe belohnen. Beide verehren konventionelle, traditionelle Darstellungen von Frauen“, so die Autorin gegenüber dem Wirtschaftsblatt.

"Oh mein Gott": Demokratische Frauen brechen mit dem Trend 

Während solche Darstellungen unter Republikanern zelebriert werden, wollen sich viele Demokratinnen von dem MAGA-Look abgrenzen, um keinesfalls wie eine Trump-Wählerin auszusehen.

So auch die 41-jährige Casey, die auf TikTok mit ihrem „liberalen Makeover“ viral ging. Die Therapeutin aus Texas hatte das Parodie-Tutorial der Komikerin Suzanne Lambert gesehen. Über Lamberts Scherz-Video zum „republikanischen Schminken“ hatten über fünf Millionen User gelacht. „Ich dachte sofort, oh mein Gott, trage ich ‚republikanisches Make-up‘? Ist es das, was die Leute von mir denken? Ich trage ja doppelten Eyeliner! Ist mein Contouring zu stark? Oh mein Gott, mein Rouge! Ich war geschockt“, so Casey zum Portal "BuzzFeed". „Meine TikTok-Besties waren in ihren Antworten aber so lieb und gaben Tipps und Vorschläge, wie ich mein ‚republikanisches Make-up‘ in mehr ‚liberale‘ Vibes umändern kann.“

Natürlichkeit als politisches Statement: Wie sich Frauen neu inszenieren

Niemand habe ihr jemals zuvor gesagt, dass sie „republikanisch“ aussehe. „Ich wäre entsetzt gewesen.“ Casey ging in eine Parfümerie und bat eine Verkäuferin um Rat. „Ich habe ihr gesagt, dass ich glaube, ich sähe wie eine Republikanerin aus und bräuchte Hilfe. Sie war so nett.“ Jetzt trägt Casey ein natürlicheres Make-up, mit braunem statt schwarzem Eyeliner und weicheren Farbtönen. Sie gefällt sich besser – meint aber: „Ich wünschte nur, man hätte mir das früher gesagt.“