Ukrainische Einheiten locken russische Soldaten aus Panzer – und stehlen ihn
Weil an einem russischen Panzer neuartige Störsender angebracht waren, begaben sich ukrainische Elite-Einheiten auf eine gefährliche Nacht-Operation. Videos dokumentieren den Vorgang.
Terny – Ukrainischen Einheiten ist es gelungen, einen russischen T-72-Panzer zu erobern. Um den Panzer zu bergen, haben die Soldaten eine ausgeklügelte Taktik angewandt. Das meldete das US-amerikanische Magazin Forbes auf seiner Website. Hauptgrund für die ukrainische Mission waren dem Bericht zufolge am Panzer angebrachte russische Störsender, deren Funktionsweise ukrainische Ingenieure interessierte.
Die folgenden Schilderungen entstammen mehreren durch das ukrainische Militär veröffentlichten Videos. Die Inhalte und weitere Angaben zum Vorgehen konnten unabhängig überprüft werden.
Ukrainische Einheiten stehlen russischen Panzer bei mehrtägiger Operation
Den Videos und anderen inhaltlich deckungsgleichen ukrainischen Medienberichten zu dem Thema zufolge war der T-72 Anfang des Monats östlich der ukrainischen Stellungen in der Nähe des Ortes Terny in der Ostukraine unterwegs, als das Gefährt über Stacheldraht fuhr. Der Draht hinderte den Panzer wohl daran, schnell genug zu wenden, es kam zu einem Zusammenstoß mit einem BMP, einem amphibischen Schützenpanzer aus Sowjet-Zeiten. Eine ukrainische Drohne wurde auf den Unfall aufmerksam und attackierte den Panzer. Die Explosion beschädigte den T-72 nur leicht, die Besatzung jedoch verließ aufgeschreckt das Gefährt. Weitere Drohnen schalteten später die russischen Soldaten aus.
Der Panzer verblieb dabei in schwer zugänglichem Gebiet. Weil er aber mit zahlreichen russischen Störsendern ausgestattet war, die eigentlich ukrainischen Drohnen eine Ortung erschweren sollte, beschlossen die ukrainischen Einsatzkräfte, dass es das Risiko wert war, den Panzer aus der verminten Region zu bergen.
Ukrainische Elite-Operation erobert russischen T-72-Panzer
Dass es ukrainischen Drohnen gelungen war, den Panzer ausfindig zu machen, bedeutete zwar auf der einen Seite, dass die Störsender nicht perfekt funktionierten. Doch aus dem Grund, warum die Sender scheiterten, könnten ukrainische Soldaten weiter Profit schlagen, so die Hoffnung.
Unklar war für die Elite-Einheiten der 3. Angriffsbrigade, die die Operation ausführten, ob der Motor des Panzers überhaupt noch funktionierte. In der Nacht schlichen sich die Soldaten in das Gebiet, um den Zustand des T-72 zu überprüfen. Aus den offiziellen Militär-Videos geht hervor, dass dabei festgestellt wurde, dass der Antrieb zwar funktionierte, jedoch der Turm durch die Explosion fixiert war und die Hauptkanone die Fahrerluke blockierte.
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Krieg in der Ukraine: Elite-Einheiten bergen russischen Panzer in mehrtägiger Operation
In der zweiten Nacht begleitete ein Tankfahrzeug die Elite-Einheiten, der mittels einer Kurbel den Turm so verschob, dass die Soldaten die Luke öffnen konnten. Dabei stellten sie allerdings fest, dass die Russen vor ihrer Flucht den Panzer nicht abschalteten, weshalb die Batterie des T-72 entleert war.
In der dritten Nacht fand die größte Operation statt. Sanitäter begleiteten die Einheiten, die drei Batterien mit je 150 Pfund (ca. 68 kg) Gewicht schleppten. Außerdem Druckluft, Werkzeug und Nachtsichtgeräte. Während die Arbeiten am T-72 begonnen hatten, fanden wenige hundert Meter entfernt schwere Gefechte statt. Unter den Bedingungen gelang es aber trotzdem, den Panzer zum Laufen zu bringen.
Doch der schwerste Teil der Mission sollte nun erst folgen: den Panzer mehr als anderthalb Kilometer zurück zu den ukrainischen Stellungen zu fahren, ohne unter russischen Beschuss zu geraten. Die Besatzung kam erst gut voran, übersah aber dann ein großes Schlagloch. Der Fahrer des T-72 wurde bei dem Sturz zeitweise ohnmächtig, und auch die russische Armee wurde auf den ehemals eigenen Panzer aufmerksam. Trotz Granatenbeschuss konnte der T-72 schließlich in Sicherheit gebracht werden, heißt es in einem der Videos.
Die dort inspizierten Störsender beeindruckten die ukrainischen Ingenieure nicht besonders. Für ukrainischen Drohnen könnte das aber eine gute Nachricht sein. So können Angriffe auf russische Panzer trotz solcher Störversuche weiter stattfinden. (fmü)