Wachstumsboost: Wirtschaftsweise fordert Abschaffung eines Feiertags

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Um der Krisenlast Abhilfe zu schaffen, machen Wirtschaftsweisen einen unkonventionellen Vorschlag: Aus ihrer Sicht könnte der Verzicht auf einen Feiertag helfen.

München – Dänemarks Regierung ging vergangenes Jahr einen ungewöhnlichen Schritt: Um mehr Kapazitäten für Rüstungsausgaben aufbringen zu können, entschied Deutschlands nördlicher Nachbar, einen Feiertag aus seinem Repertoire von insgesamt elf Festtagen zu streichen. Es traf den sogenannten Store Bededag („Großer Gebetstag“), vergleichbar mit dem deutschen Buß- und Bettag. Um die Krisenlasten hierzulande zumindest etwas einzugrenzen, fordert die Ökonomin Monika Schnitzer nun, sich dem dänischen Beispiel anzuschließen.

Dänemark strich Feiertag – Ergebnis ist ein Plus von 400 Millionen Euro im Staatshaushalt

Seit 1686 wurde der Store Bededag in Dänemark gefeiert, sodass seine Streichung beinahe einem historischen Verzicht gleichkommt. Doch das hat sich offenbar gelohnt: Einem Gutachten des dänischen Wirtschaftsministeriums zufolge soll der zusätzlich geschaffene Arbeitstag einen durchaus positiven Effekt für die Wirtschaftsleistung des skandinavischen Landes bewirkt haben. 

Um mehr Geld für Rüstungsausgaben zu akquirieren, strich die Regierung Dänemarks einen Feiertag. Dem Beispiel sollte auch Deutschland in der aktuellen Situation folgen, fordert Schnitzer.
Wirtschaftsweise Prof. Dr. Monika Schnitzer bringt die Abschaffung eines Feiertags ins Spiel. (Archivfoto) © IMAGO / IPON

Der Analyse zufolge spülte der gestrichene Feiertag nämlich ein Plus von umgerechnet rund 400 Millionen Euro in den dänischen Staatshaushalt, wie Zeit Online ausgehend von der Untersuchung berichtete. Daneben geht natürlich auch ein Gewinn in Form zusätzlicher Arbeitsstunden aus der Reduktion der dänischen Feiertage hervor, das rund 6500 Vollzeit-Arbeitsstellen entspreche. 

Wirtschaftsweise befürwortet geplante Schuldenbremse-Reform

Wirtschaftsweise Schnitzer fordert angesichts der niedrigen Konjunktur, des klammen Bundeshaushalts und hoher Ausgabenlast, auch hierzulande auf einen gesetzlichen Feiertag zu verzichten. „Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig“, erklärte Schnitzer dem Spiegel.

Als wichtig wie notwendig bewertet die Chefin des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung die von CDU/CSU und SPD anvisierte Ausweitung der Staatsverschuldung mittels einer potenziellen Reform der Schuldenbremse. Auch könnte ein großer Teil der Verteidigungsausgaben künftig von der Schuldenbremse ausgenommen werden, so die aktuellen Pläne. 

„Mulmig wird mir nicht wegen Schulden, sondern wegen der Bilder aus den USA“, betonte Schnitzer gegenüber dem Spiegel. „Das Finanzpaket von Union und SPD sehe ich als Ausdruck für den Ernst dieser Lage – und als sehr positives Signal“, führte die Wirtschaftsweise aus.

Forderungen nach Streichung eines Feiertages nehmen an Fahrt auf

Schnitzer ist jedoch nicht die einzige, die proklamiert, die Streichung eines gesetzlichen Feiertags auch in Deutschland zu erwägen. Auch Clemens Fuest, Präsident des Münchner ifo Instituts, schlug vergangene Woche (6. März) im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor, den Verzicht auf einen Feiertag zugunsten einer potenziell verbesserten wirtschaftlichen Situation im Land in Kauf zu nehmen. Forderungen nach mehr Urlaubstagen oder kürzeren Arbeitszeiten lehnte Fuest deutlich ab: „Das wäre jetzt der falsche Weg, wenn man Inflation vermeiden und Wachstum fördern will“, führte er aus. 

In Dänemark entwickelte sich der 2023 geplante Verzicht auf den Store Bededag übrigens rasch zu einem Politikum: Gewerkschaften und Kirchen protestierten ebenso wie Zehntausende Bürger auf den Straßen des Landes. Insofern scheint es nicht fern zu liegen, dass es auch in Deutschland zu ähnlichen Reaktionen kommen dürfte. (fh)

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