Aktuell herrscht Frieden zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL. Am Montag begannen die Verhandlungen. Ein „Einstiegspapier“ hat die Karten neu gemischt.
Berlin – Es sollte der längste Bahnstreik in der Geschichte werden. Nachdem ein neuer Bahnstreik der GDL den Zugverkehr in Deutschland Ende Januar gelähmt hatte, gab es am 27. Januar ein unerwartetes Update. Beide Seiten hätten sich einander angenähert, es gebe einen Wiedereinstieg in die Tarifverhandlungen. An diesen Verhandlungen hängt nun alles – GDL-Chef Claus Weselsky drohte bereits mit dem nächsten Arbeitskampf.
| So lange hält der Verhandlungsfrieden an | Bis 3. März 2024 (mindestens) |
|---|---|
| Von der GDL geforderte Arbeitszeit im Schichtdienst | 35 Stunden pro Woche |
| Angebot der Arbeitszeit vonseiten der DB | 37 Stunden pro Woche |
Kein Bahn-Streik mehr bis zum 3. März
Mindestens bis zum 3. März herrscht nun Frieden zwischen der Bahn und der Gewerkschaft der Lokführer. In vertraulichen Gesprächen hätten die Bahn und die GDL einen Wiedereinstieg in die Gespräche gefunden. „Endlich wird wieder verhandelt. Unsere Kunden haben Planungssicherheit und unsere Mitarbeitenden Aussicht auf baldige Lohnerhöhungen“, sagte DB‑Personalvorstand Martin Seiler in einer Konzernmeldung. Es habe eine konstruktive Atmosphäre geherrscht, alle Themen seien besprochen und „in einen Fahrplan gegossen“ worden.
Allerdings gibt es im Laufe der Verhandlungen keine Updates, was den Stand der Verhandlungen angeht. Die Gesprächspartner schlossen die Öffentlichkeit von den Details über etwaige Fortschritte aus. Bei Bedarf sollen allerdings Moderatoren die Gespräche anleiten.
GDL-Chef Weselsky nennt Entgegenkommen „Angebote fürs Schaufenster“
Es zeigt sich also: Verhandlungen sind möglich. War dann die Eskalation, die letztendlich die Bahn-Kunden am härtesten traf, überhaupt notwendig? In einem Interview, das Claus Weselsky mit dem Portal web.de führte, gab der GDL-Chef dazu sein klares Ja. „Die Bahn ist mit der Ansage in die Tarifrunde gestartet, über bestimmte Dinge erst gar nicht reden zu wollen – etwa die Arbeitszeitverkürzung um drei Stunden, die für uns extrem wichtig ist“, erklärte Weselsky. Das habe der GDL deutlich gezeigt, dass die Bahn nicht zu Verhandlungen bereit sei.
Die vorigen Angebote – auch, was die Arbeitszeiten betrifft – nannte Weselsky „Angebote fürs Schaufenster“. Vorher hatte die Bahn die Absenkung der Wochenarbeitszeit von 38 Stunden auf 37 Stunden angeboten, ohne Lohnausgleich. Das hat sich nun drastisch geändert: Laut dem GDL-Chef gibt es nun ein sogenanntes Einstiegspapier. Dieses beinhaltet unter anderem Gespräche über die Wochenarbeitszeit oder einen Tarifvertrag für die Fahrzeuginstandhaltung. Das habe es vorher nicht gegeben.
„Ich nenne das beratungsresistent“
Zuletzt hatte die Bahn Ende Januar eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850 Euro geboten, dazu eine Entgelterhöhung um 4,8 Prozent (ab 1. August 2024) sowie eine weitere Erhöhung um 5,0 Prozent (ab 1. April 2025). Außerdem stellte sie die Lokführer vor die Wahl: Entweder eine Absenkung der Wochenarbeitszeit auf 37 Euro bei gleichbleibendem Gehalt ab dem 1. Januar 2026 oder eine Entgelterhöhung um 2,7 Prozent nur für Lokführer und Zugpersonal.
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Das reichte dem GDL-Chef allerdings nicht aus. Für ihn sind auch die hohen Bonuszahlungen, die die Vorstandsetage bei der Bahn erhält, ein Streikgrund. „Ich bin als Gewerkschafter aber nicht bereit, dass unsere Leute Verzicht üben sollen, während sich oben die Taschen gefüllt werden“, kritisierte er im Interview.
GDL-Mitglieder sind „bereit, in den Arbeitskampf zu ziehen“
Solange der Verhandlungsfrieden läuft, ist also nicht mit neuen Streiks zu rechnen. Das ändert sich allerdings drastisch, sollten die Gespräche scheitern. Ab dem 3. März kann die GDL erneut streiken – und das sogar unbefristet. Diese Option steht der Gewerkschaft seit der Urabstimmung im Dezember offen. 97 Prozent der beteiligten GDL-Mitglieder hatten für einen unbefristeten Streik gestimmt. „Ich kann aber sagen: Unsere Mitglieder sind bereit, in den Arbeitskampf zu ziehen. Denn sie wollen eine gute Eisenbahn, eine, die im Sinne der Kunden ist“, sagte Weselsky dazu.
Dieses Register hatte Claus Weselsky bislang nicht gezogen. Laut der Augsburger Allgemeine würde die Deutsche Bahn, gesetzt den Fall, dass die GDL wirklich einen unbefristeten Streik durchführen will, das Arbeitsgericht einschalten, um ihn abzuwenden.