Mordfall Michaela Eisch (†8): Mädchen vor 40 Jahren missbraucht und erdrosselt

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Peter Heumann war einer der Polizisten, der 1985 die Leiche von Michaela Eisch fand. Das Mädchen lebte allein mit seiner Mutter Helga. Sie starb 1992. © Thedens, privat

Michaela Eisch: Dieser Name steht für Münchens traurigsten Mord. Am 17. Mai 1985 verschwand die Achtjährige. Sie wurde missbraucht und erdrosselt.

München - Vor vier Jahrzehnten löste das Verschwinden des kleinen Mädchens eine riesige Suchaktion aus. Vier Wochen lang bangten nach diesem 17. Mai alle mit Michaelas Mutter – dann zeigte sich, dass die Achtjährige missbraucht und umgebracht wurde. Dieter Heumann war damals einer der zwei Polizisten, die die Leiche von Michaela Eisch entdeckten. 40 Jahre nach Münchens vielleicht traurigstem Mord ist er zurück an den Fundort gegangen.

1985: Dieter Heumann beim Abtransport der Leiche.
1985: Dieter Heumann (Mitte) beim Abtransport der Leiche an der Braunauer Eisenbahnbrücke. © Kurzendoerfer Reinhard

Als der 61-Jährige an der Hefner-Alteneckstraße ankommt, hat er ein kleines Blumengesteck dabei. Es ist für den Erinnerungsort gedacht, der für Michaela Eisch direkt unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke angelegt wurde. Ein Kreuz, Bilder des Mädchens, alte Zeitungsartikel gehören zu dem Mahnmal. Man merkt dem langjährigen Polizisten an, dass ihm die Zeitreise nicht leicht fällt. Auch nach 40 Jahren nicht. Die Erinnerung geht ihm an die Nieren.

Polizist fand Leiche der Achtjährigen bei Eisenbahnbrücke

„Ich werde diesen Einsatz nicht vergessen“, sagt er. Er findet am 14. Juni 1985 an einem ganz normalen Freitagnachmittag statt, Dieter Heumann ist wie immer mit seinem Kollegen auf Streife. Nach einem Anruf vom E-Werk an der Isar fahren sie zur Brücke. Der Wind treibt seit einige Zeit Gestank vom Bahndamm auf das Betriebsgelände. „Die Mitarbeiter dachten, dass dort ein totes Reh liegen könnte“, sagt Heumann, der seit 1. Mai 2025 in Pension ist. An jenem Junitag vor vier Jahrzehnten hat seine Karriere bei der Polizei gerade erst angefangen. „Ich war 21 Jahre alt und erst frisch im Dienst.“ Vielleicht geht an diesem schicksalhaften Freitag deshalb sein Kollege voran.

Michaela Eisch.
Michaela Eisch war quirlig und vertrauensvoll. Sie liebte Marmeladenbrote mit Milch. © privat

Die beiden klettern über den niedrigen Zaun und wollen eigentlich an der Mauer entlang des E-Werk-Geländes gehen. „Doch da war zu viel Gestrüpp.“ Also kraxeln sie rauf zum Bahndamm. Nach ein paar Metern bleibt der Kollege stehen und sagt, dass dort unten am Hang kein Reh liegt – sondern ein toter Mensch! Den beiden ist sofort klar, dass es sich nur um das gesuchte Mädchen handeln kann. Sie gehen vorsichtig zurück und alarmieren sie per Funk das Präsidium.

Mordfall Michaela Eisch: Mädchen wurde missbraucht und erdrosselt

Dieter Heumann verbringt noch Stunden am Bahndamm. Die Bilder am Tatort wird er nie vergessen können. Details wie jenes, dass Michaela Eisch nur noch einen ihrer Ballerina-Schuhe trug, treiben ihm Tränen in die Augen. Weil er weiß, wie sehr das Schicksal des Mädchens, das nach dem Missbrauch mit dem eigenen Höschen erdrosselt wurde, deren Mutter getroffen hat.

Am Ende des Wegs wurde Michaela Eisch gefunden.
Am Ende des Wegs wurde Michaela Eisch vor 40 Jahren gefunden. © Yannick Thedens

Die damals 28-Jährige lebte nach ihrer Scheidung allein mit Michaela in der Maikäfer-Siedlung in Berg am Laim. 1992 starb sie mit nur 35 Jahren an einem schweren Asthmaanfall. Und, so hieß es immer aus ihrem Umfeld, wohl auch an ihrem gebrochenen Herzen. Zusammen mit ihrer Tochter liegt sie auf dem Ostfriedhof.

Chronologie des Falls Michaela Eisch

Mit ihr sind die Erinnerungen an das quirlige Mädchen gegangen, das von ihrer Mama immer „Mickymäuschen“ genannt wurde. Erinnerungen daran, wie wissbegierig Michaela war. Dass sie eine Schwäche für Marmeladenbrot mit Milch hatte. Und dass sie stets voller Vertrauen war. Vielleicht wurde das der Achtjährigen an ihrem Schicksalstag vor 40 Jahren zum Verhängnis. Zeugen, die das Kind mit einem Mann gesehen haben, beschrieben den Umgang als vertraut. Das Phantombild zeigte damals einen etwa 30-Jährigen mit vollen blonden Locken. Er könnte jetzt Anfang 70 sein. Michaela Eisch wird für immer acht Jahre alt bleiben.

Die Chronologie des Falls

17. Mai 1985: Dieser Freitag ist besonders für Michaela Eisch. Die Achtjährige darf zum ersten Mal allein U-Bahn fahren. Geplant wird, dass sie ihre Mutter mittags von deren Arbeitsstelle, einem Hotel in der Innenstadt, abholt. Dort kommt sie aber nie an. Mehrere Personen sehen das Mädchen an diesem Tag. Zuletzt taucht sie mit einem Unbekannten gegen 17 Uhr an einem Kiosk an der Teutoburger Straße auf.

18. Mai 1985: Die bislang größte Suchaktion in der Geschichte der Münchner Polizei startet. Ohne Erfolg.

14. Juni 1985: Mitarbeiter des E-Werks an der Braunauer Eisenbahnbrücke rufen wegen Gestanks die Polizei. Im Gebüsch am Bahndamm wird die Leiche von Michaela Eisch gefunden.

8. Juli 2011: Neue Technik ermöglicht die Auswertung der alten DNA-Spuren. Die Polizei bittet 2000 Männer zum Gen-Abstrich. Es ist die bis dato größte Gen-Reihentestung in der Stadt.

2025: Im Laufe der Jahrzehnte werden 550 Spuren abgearbeitet. Der Mordfall Michaela konnte nie aufgeklärt werden. Hinweise nimmt die Polizei unter 089/29 100 entgegen.

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