Raus aus der Dauerkrise: Neujahrsempfang von Wirtschaftsforum Oberland, IHK und Handwerkskammer

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Gastredner und Gastgeber mit dem Organisationsteam auf der Bühne: (v.l.) Manfred Gößl, Renate Waßmer (Vorsitzende IHK-Regionalausschuss), Landrat Joseph Niedermaier, Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz, Heinz Tretter, Monika Uhl, Franz Xaver Peteranderl, Andreas Ross (Wirtschaftsforum Oberland), Andreas Korn (IHK), Angela Weber und Stefan Burger von der Handwerkskammer, Jenny Christiani, Sabrina Roger und Matthias Kaiser von der IHK und Beate Mader (Wirtschaftsforum Oberland). © IHK/Arndt Pröhl

Was es braucht, damit sich die Wirtschaft aus der Stagnationskrise herausarbeiten kann, stand im Mittelpunkt des diesjährigen Neujahrsempfangs von Wirtschaftsforum Oberland, IHK und Handwerkskammer.

Bad Tölz – Viel Neues war nicht dabei. Aber selten zuvor wurden die düsteren Wirtschaftsaussichten jüngst so drastisch dargestellt wie von Manfred Gößl, dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, beim Neujahrsempfang der heimischen Wirtschaft im Tölzer Kurhaus.

Zum Wirtschaftstalk trafen sich auf der Kurhaus-Bühne (v.l.) Landrat Josef Niedermaier, Heinz Tretter, Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz, Monika Uhl und Manfred Gößl. Über 320 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren der Einladung ins Tölzer Kurhaus gefolgt.
Zum Wirtschaftstalk trafen sich auf der Kurhaus-Bühne (v.l.) Landrat Josef Niedermaier, Heinz Tretter, Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz, Monika Uhl und Manfred Gößl. Über 320 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft waren der Einladung ins Tölzer Kurhaus gefolgt. © Ewald Scheitterer

Im Vergleich der deutschen Wirtschaftsleistung mit einem Fußballspiel sagte Gößl: „Europa hat zuletzt fünf Tore geschossen, die USA zwölf, wir keins. Wir haben eine echte Strukturkrise. Es ist kein Spaß mehr, wir müssen uns ganz neu aufstellen.“

An dem Wirtschaftstalk nahmen unter der Moderation von Veronika Ahn-Tauchnitz, Redaktionsleiterin des Tölzer Kuriers, neben Gößl, noch Landrat Josef Niedermaier, Heinz Tretter, Mitglied des Vorstands der Handwerkskammer und Monika Uhl, Mitglied des Aufsichtsrats des Wirtschaftsforums Oberland, teil.

Fragen an die hiesige Wirtschaft: im „Tal der Tränen“ oder nur „Jammern auf hohem Niveau?“

Die Moderatorin wollte von ihren Gesprächspartnern wissen, ob „wir uns tatsächlich im Tal der Tränen befinden oder ob einmal mehr lediglich auf hohem Niveau gejammert wird“. Die Antwort war eindeutig, denn in den vergangenen fünf Jahren sei nicht einmal die Wirtschaftsleistung von 2019 erreicht worden. „Von einem verlorenen Jahrzehnt“, sprach Gößl da. „Zu viel Bürokratie“, war da einer der Hauptkritikpunkte, als nach Lösungsansätzen gesucht wurde. So sprach Tretter auch von künstlich aufgebauten Problemen im Handwerk, dem es ansonsten noch vergleichsweise gut ginge.

Rückläufig sei nach wie vor die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen, stellte Uhl fest: „Unserer von Zukunftsängsten geprägten Jugend fällt es sehr schwer, Entscheidungen zu treffen.“ Zudem war sie der Meinung, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) viele Berufe künftig radikal verändern würde. Sie forderte: „Unternehmen müssten der Jugend mehr Sicherheit geben.“ Zudem seien Praktika offenbar das geeignete Mittel, um Hemmschwellen abzubauen: „Sechs von zehn Jugendlichen steigen über vorherige Praktika in eine Ausbildung ein.“

IHK, Handwerkskammer und Wirtschaftsforum zu Zukunftsängsten, Fachkräftemangel und Bürokratie

Nach wie vor herrsche zudem großer Fachkräftemangel, auch wenn sich hier allmählich etwas Erleichterung abzeichnet, wie Tretter anmerkte. „Ein Trugschluss“, entgegnete Gößl: „Die Suche nach Fachkräften gehe nur etwas zurück, weil es weniger Aufträge gebe.“ Vom „Wucher der Bürokratie“, sprach der Landrat und forderte: „Viele Verfahren müssten einfacher gemacht werden. Wir brauchen wieder einfachere Regeln.“

Bei den Wünschen an die Politik stand dann bei Gößl „Ehrlichkeit“ und „Verlässlichkeit“ an erster Stelle. Zudem forderte er, alle neuen Regeln einem Wachstums-Check zu unterziehen. Mit „mehr Rückgrat“ fasste Tretter seine Wünsche zusammen und Uhl wünschte sich, „weniger verwalten und dafür mehr inhaltlich arbeiten.“ Fehler zu erkennen und abzustellen sei besonders wichtig, meinte Niedermaier und stellte fest: „Wir Deutschen sind ein Angstvolk, das muss wieder weg.“

Dass die ganze Dramatik des fehlenden Wirtschafts-Wachstums noch gar nicht sichtbar sei, erklärte dann Franz Xaver Peteranderl, der Präsident der Handwerkskammer, in seinem Vortrag „Wirtschaft – Quo vadis“. Er unterfütterte das vorher gesagt mit Zahlen und forderte schließlich: „Ich hoffe auf eine stabile neue Regierung, die das Vertrauen in Betriebe und Kunden wieder zurückbringt.“     

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