US-Wahl: Demokraten oder Republikaner – Auch der Kongress ist hart umkämpft
Bei der US-Wahl wird auch der Kongress zum großen Teil neu bestimmt. Davon hängt ab, über wie viel Macht Harris oder Trump verfügen werden.
Das Wichtigste in
diesem News-Ticker
- US-Wahl im Senat – Republikaner könnten Parlamentskammer von Demokraten zurückerobern.
- US-Wahl im Repräsentantenhaus – Demokraten und Republikaner kämpfen um Mehrheit.
Washington, D.C. – Bei der US-Wahl geht es nicht nur um Kamala Harris und Donald Trump. Zugleich findet in den USA auch die Kongresswahl statt. Vom Ergebnis dieser Wahl hängt am Ende die Machtfülle des künftigen Präsidenten oder der künftigen Präsidentin ab.
Gewählt wird in beiden Parlamentskammern: Im Repräsentantenhaus stehen alle 435 Sitze zur Wahl, im Senat werden 34 Posten neu vergeben. Die wichtigsten Entscheidungen zum Kongress im Überblick.

US-Wahl im Senat
Im Senat zählt jeder der 50 Bundesstaaten als ein Wahlkreis, der zwei Mandate entsendet. Dies gilt unabhängig von der Bevölkerungszahl in dem Bundesstaat. Entschieden wird bei der Kongresswahl in den USA per Mehrheitswahl: Der Kandidat oder die Kandidatin muss die meisten Stimmen gewinnen, um ins Oberhaus in Washington einziehen zu können.
Die Demokraten verfügen derzeit über eine sehr knappe Mehrheit im Kongress: Die 47 Demokraten bilden zusammen mit vier Unabhängigen, die in der Regel mit ihnen stimmen, eine Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen. Die Chancen, ihre hauchdünne Mehrheit zu verteidigen, stehen aber schlecht: Bei zwei Dritteln der zur Wahl stehenden Mandate müssen die Demokraten ihren Sitz verteidigen.
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West Virginia: Es gilt als so gut wie sicher, dass die Republikaner mindestens einen Sitz hinzugewinnen – den des unabhängigen Politikers Joe Manchin in West Virginia, der nicht erneut antritt. Ihn wird voraussichtlich der republikanische Gouverneur Jim Justice ersetzen. Gelingt es den Republikanern, einen weiteren Sitz für sich zu gewinnen, haben sie die Kontrolle über den Senat.
Montana: In dem nordwestlichen Bundesstaat, der 2016 und 2020 für Trump stimmte, versucht der demokratische Senator Jon Tester seinen Sitz zu verteidigen. Dies könnte jedoch schwierig werden, denn der Republikaner und ehemalige Elitesoldat Tim Sheehy liegt in den Umfragen vorn. Allerdings werden Sheehy Lügen im Zusammenhang mit einer angeblichen Kriegsverletzung vorgeworfen.
Ohio: Der 71-jährige Demokrat Sherrod Brown sitzt bereits seit 2007 im Senat. Er hofft auf eine weitere sechsjährige Amtszeit, aber Ohio stimmte bei den zurückliegenden beiden US-Wahlen für Trump. Brown konkurriert mit dem Republikaner Bernie Moreno, einem ehemaligen Autohändler mit Wurzeln in Kolumbien. Bisher werden beiden gleich große Chancen eingeräumt. Brown hat sich im Wahlkampf für das Recht auf Abtreibung starkgemacht.
Pennsylvania: In dem bei der Präsidentschaftswahl wohl am härtesten umkämpften Swing State hofft der demokratische Senator Bob Casey Junior auf seine Wiederwahl. Die meisten Umfragen sehen Casey mit leichtem Vorsprung vor dem republikanischen Geschäftsmann David McCormick. Mcormick war bei mehreren Kundgebungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump aufgetreten, darunter am 13. Juli in Butler, als der 78-Jährige nur knapp ein Attentat überlebte.
Michigan: Die demokratische Senatorin Debbie Stabenow geht in den Ruhestand und ihr Sitz ist neu zu vergeben. Die Demokraten setzen in Michigan auf die Kongressabgeordnete Elissa Slotkin, eine 48-jährige ehemalige CIA-Analystin. Für die Republikaner tritt der ehemalige Abgeordnete Mike Rogers an, ein früherer FBI-Agent, der den Vorsitz im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses innehatte. In den jüngsten Umfragen liegt Slotkin vor Rogers, aber ihr Vorsprung liegt innerhalb der Fehlermarge.
Wisconsin: In dem wichtigen Swing State kämpft die Demokratin Tammy Baldwin um eine dritte Amtszeit im Senat. 2013 wurde die 62-Jährige die erste offen lesbische Senatorin der US-Geschichte. Baldwin hat in den meisten Umfragen einen leichten Vorsprung gegenüber ihrem republikanischen Konkurrenten Eric Hovde. Auch hier liegt der Vorsprung jedoch innerhalb der Fehlermarge.
Texas: In Texas konkurriert das Parteischwergewicht Ted Cruz gegen den demokratischen Herausforderer Colin Allred, einen ehemaligen NFL-Spieler, um den Sitz im Senat. Eine Niederlage von Cruz wäre für die Republikaner ein harter Schlag. Umfragen sehen Cruz knapp vorne.
Nebraska: In Nebraska hofft der Unabhängige Dan Osborn auf einen Überraschungssieg über die republikanische Senatorin Deb Fischer, die bereits zwei Amtszeiten im Senat absolviert hat. Eine neue Umfrage sieht beide gleichauf.
US-Wahl im Repräsentantenhaus
Die 435 Sitze im Repräsentantenhaus werden unter den einzelnen Bundesstaaten gemäß ihrer Bevölkerungszahl verteilt. Dünn besiedelte Staaten wie Wyoming oder Montana haben nur einen Abgeordneten in Washington, bevölkerungsreiche Staaten wie Texas oder Florida entsenden mehrere Abgeordnete. Dabei gilt das relative Mehrheitswahlrecht: Wer in einem Wahlbezirk die meisten Stimmen erhält, erobert das Mandat.
Das Repräsentantenhaus wird derzeit von den Republikanern kontrolliert. Damit die Demokraten eine Mehrheit von 218 Sitzen in der Parlamentskammer erreichen, müssen sie in New York und Kalifornien – den in der Regel demokratisch wählenden Bundesstaaten mit den meisten Vertretern im Repräsentantenhaus – gut abschneiden.
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Bei den Zwischenwahlen in den USA vor zwei Jahren blieb eine befürchtete „rote Welle“ zwar aus, die Demokraten verloren jedoch fünf Sitze im Kongress. Diese wollen sie nun zurückgewinnen. Die Umfragen deuten darauf hin, dass es beim Repräsentantenhaus einen sehr knappen, schwer vorauszusehenden Wahlausgang geben wird. (cs/AFP)